Generålalfabetet für Sparfüchse Julia Pradel, 26.02.2016 10:02 Uhr
Eine Apotheke einzurichten kann ziemlich teuer werden – muss es aber nicht. Wer gut plant, kann bei der Ausstattung sparen. Um bei der Vielzahl der Dinge, die bei einer Neueröffnung beachtet werden müssen, nicht den Überblick zu verlieren, kann man sich Hilfe holen. Das Unternehmen Plan-A mit Sitz im bayerischen Olching hat sich auf die Einrichtung von Apotheken spezialisiert. Für besonders sparsame Apothekengründer halten die Innenarchitekten unter anderem ein „Generålalfabetet“ von Ikea bereit.
Wie teuer eine neue Apotheke wird, hängt sehr von den Wünschen des Inhabers ab. „Eine Apotheke auf dem Land, die im Wesentlichen als 'Platzhalter-Apotheke' dient, muss nicht schön sein“, findet Plan-A-Geschäftsführer Ralph Liesen. Sie brauche keinen Kommissionierer, nur zwei HV-Tische, die Einrichtung könne gebraucht sein – sie müsse nur die Anforderungen erfüllen. „Dann ist eine Kalkulation mit deutlich weniger als 100.000 Euro möglich.“
Plan-A begleitet Apotheker von der Projektidee – Neugründung oder Verlegung einer Apotheke – bis zur revisionsfähigen Abnahme. Ein wichtiger Punkt ist die Ausarbeitung des Budgets. Liesen nutzt dafür die DIN-Norm 276, die eigentlich aus dem Hochbau kommt. „Für den Innenausbau entfallen Positionen aus dem Hochbau und werden von uns durch detaillierte Innenausbaupositionen ergänzt“, so Liesen.
Eine erste Kostenschätzung durch Plan-A bestehe aus mehr als 150 Einzelpositionen, die auf zehn Seiten detailliert aufgeschlüsselt seien, erklärt Liesen. Seiner Erfahrung nach machen die Kosten für die Apothekenmöblierung weniger als die Hälfte des Gesamtbudgets aus. Der Rest entfällt demnach auf die Ausstattung, die Technik und die Planung.
„Je wichtiger die Einhaltung des Budgets ist, desto detaillierter muss die Planung sein“, betont Liesen. Am Anfang stehe daher die Frage: Was braucht man eigentlich? Die Anforderungen an eine Apotheke im Stadtgebiet mit einer Umsatzerwartung von mehr als zwei Millionen Euro sind ganz andere als an eine Filiale in Randlage, die aus strategischen Gründen notwendig ist, aber voraussichtlich nicht mehr als 1,5 Millionen Euro Umsatz bringen wird.
Eine solche Filiale könnte Liesen für rund 100.000 Euro einrichten – ohne Kommissionierer, versteht sich. 45 Prozent der Kosten entfielen dann auf Einrichtung und Ausstattung, 30 Prozent auf die Technik und 25 Prozent für die Planung. Ein solches Projekt ist laut Liesen durchaus möglich, „wenn ausschließlich die Realisierung einer einfachen Apotheke im Vordergrund steht, die im Sinne der Apothekenbetriebsordnung abnahmefähig ist“.
Für ganz sparsame Apotheker hat Plan-A ein „offenes Lagersystem“ entwickelt. „Diese Lösung prüfen wir grundsätzlich, wenn alle Einsparungsoptionen genutzt werden sollen“, so Liesen. Das System besteht aus Billy-Regalen von Ikea, die durch zusätzliche Fachböden ergänzt werden. „Die Anschaffung liegt bei unter 3200 Euro netto, inklusive Montage für 20 Schränke“, rechnet er vor.
Die Ausführung sei bereits in einigen Apotheken im Einsatz. „In allen Fällen wurde diese Lösung vom Pharmazierat abgenommen“, betont Liesen. Er sieht auch für die Mitarbeiter Vorteile: Das Aufziehen der Schübe entfalle und Übersicht und Zugriff seien sehr einfach. „Als Übergangslösung und als Dauerlösung geeignet“, so Liesen.
Wer eine anspruchsvolle Innenarchitektur haben möchte – etwa für die geplante Apotheke im Stadtgebiet – sollte mit 220.000 Euro rechnen. Wenn mehr Geld ausgegeben werden kann, ist der Anteil der Planungskosten an der Gesamtsumme niedriger. In diesem Fall würde Liesen mit 15 Prozent rechnen, der Rest entfiele auf den Ladenbau, die Ausstattung und die Technik.
Wenn Liesen die Machbarkeit eines Projekts kalkuliert, beginnt er immer am unteren Ende. „Nach oben kalkulieren ist keine Kunst“, sagt er. Und aufrüsten könne man immer noch. Wichtig sind aus seiner Sicht auch Verhandlungen mit dem Vermieter. „Man kann beispielsweise verhandeln, dass der Vermieter die Kühlung der Räume übernimmt“, sagt er. Das entspreche zwischen 15.000 und 30.000 Euro und sei damit ein wichtiger Teil der Investitionsentscheidung.
Auch bei der Elektronik lohnt seiner Erfahrung nach ein Gespräch mit dem Vermieter. „Die Warenbeleuchtung ist üblicherweise Mietersache und die Elektroinstallation Vermietersache“, erklärt Liesen. Doch wer die Verkabelung bezahle, sei oft nicht geklärt. Darüber könne also verhandelt werden.
Plan-A unterstützt Apotheker bei allen Arbeitsschritten auf dem Weg zur eigenen Apotheke. Dazu gehört unter anderem, das Budget zu erarbeiten, mit dem Vermieter zu verhandeln und die Räume so einzurichten, dass die Brandschutzvorgaben erfüllt und die nötigen Flucht- und Rettungswege vorhanden sind. Das Unternehmen arbeitet dabei nicht mit bestimmten Herstellern zusammen.
Liesen hat während seiner Tätigkeit verschiedene Veränderungen bei der Einrichtung erlebt: „Die Außendarstellung ist immer wichtiger geworden“, sagt er. Früher seien die Schaufenster oft mit Deko-Materialien vollgestellt gewesen – das sehe er heute fast gar nicht mehr. „Die Erfahrungen aus dem Einzelhandel werden wichtiger: Einblick von außen bedeutet ein Abbau von Hemmungen“, erklärt er.
Bei der Wegführung in der Offizin sieht er noch Nachbesserungsbedarf: „Üblicherweise führt aber ein kurzer Weg direkt von der Tür zum HV-Tisch“, verdeutlicht Lieser. Sobald der Türgong gehe, stellten die Mitarbeiter Augenkontakt her und der Kunde werde wie magisch zum HV-Tisch gezogen. „Er hat keine Chance, überhaupt das Gefühl zu bekommen, sich frei umschauen und wählen zu können“, kritisiert Lieser. Die Einrichtung sollte seiner Meinung nach so angeordnet sein, dass wenigstens zwei bis drei Schritte durch die Freiwahl getan werden. Dann habe der Kunde das Gefühl, sich frei bewegen zu können.
+++ APOTHEKE ADHOC Umfrage +++
Traditionell oder modern: Wie sollten Apotheken aussehen? Jetzt abstimmen! »