Virus legt Apotheke lahm Carolin Bauer, 14.06.2016 09:45 Uhr
Zugriff verwehrt: Apotheker Christian Arthen hat einen Totalabsturz seiner Apothekensoftware erlebt. Zweieinhalb Tage konnte er nicht auf sein Bestellsystem zugreifen und musste Kunden zur Konkurrenz schicken. Schuld daran war eine Verschlüsselungssoftware. „Mich ärgert besonders, dass man trotz Virenschutzprogramm und Firewall nicht vor Viren gefeit ist“, sagt der Inhaber der Frankfurter Apotheke am Lindenbaum.
Das Schadprogramm schlug an einem Freitagnachmittag zu und legte die Software A3000 von ADG lahm, obwohl Arthen ein Schutzprogramm installiert hatte. Alle Daten seien weg gewesen. „Wie das Virus auf den Computer gekommen ist, weiß keiner so genau“, sagt der Apotheker, der noch auf einen Abschlussbericht wartet. Das Mannheimer Softwarehaus vermutet, dass die Schadsoftware über einen Anhang in einer E-Mail eingedrungen ist. Es könne aber auch sein, dass das Virus längst auf dem Computer war und erst am 3. Juni zuschlug.
Arthen konnte auf keine Programme mehr zugreifen. Ähnlich wie das Computer-Virus „Locky“ forderte die Software über einen Link zu einer Internetseite ein „Lösegeld“, das mit Bitcoins bezahlt werden sollte. Dies kam für den Apotheker aber nicht in Frage. ADG konnte am Nachmittag keine Techniker mehr schicken, kündigte aber an, am Montagmorgen die Festplatten auszutauschen und die Programme erneut auf den Rechner zu spielen.
„Wir konnten nichts verkaufen oder bestellen“, so der Apotheker. Er informierte daraufhin seine Kunden per Facebook und mit Plakaten im Schaufenster über den technischen Defekt. „Der normale Verkauf ging bis Montagnachmittag nicht. Ich konnte nur noch eine äußerste Notversorgung anbieten.“ Teilweise suchte Arthen über sein Handy im Internet nach den Preisen.
Abholer konnte Arthen weiter bedienen. „Die Kunden haben weitgehend gelassen und verständnisvoll reagiert.“ Nur manche Senioren hätten nicht verstanden, weshalb nichts verkauft werden konnte, obwohl die Produkte im Regal lagen. „Die Sache hat mir einen Verdienstausfall von zweieinhalb Tagen beschert“, so Arthen. Besonders der umsatzstarke Montag fehle.
Am Montagmorgen kamen zwei Techniker von ADG und brachten das System innerhalb von sechs Stunden wieder zum Laufen. „Mit dem Service bin ich zufrieden, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass sie bereits am Samstag gekommen wären.“ Die anfallenden Kosten hielten sich in Grenzen. Glücklicherweise habe er eine tägliche Datensicherung, die virenfrei sei. Aber: „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht.“ Apotheken sollten ihr komplettes Betriebssystem an einem anderen Ort gespeichert haben, rät er Kollegen.
Auf Empfehlung des EDV-Anbieters hat sich Arthen zwei Laptops zugelegt, über die das Team künftig in das Internet gehen und E-Mails bearbeiten wird. „ADG empfiehlt, Internetzugang und Apothekensoftware zu trennen.“ Richtig zufrieden ist er mit dieser Lösung nicht: „Das kostet nicht nur wieder Geld, sondern ist in der Praxis beim Bedienen auch nicht praktisch, da man vom PC zum Laptop wechseln muss.“