Die Apotheker geraten im Streit um den Generikaaustausch endgültig zwischen die Fronten: Die AOK prüft derzeit, ob sich die Apotheker an die Rabattverträge halten. Falls nicht, drohen Retaxationen. „Wir werden uns ganz genau ansehen, ob ein realistisches Einsparpotenzial nicht gehoben wurde“, sagte AOK-Rabattchef Dr. Christopher Hermann gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Was genau die AOK als „realistisches Potenzial“ ansieht, werden die kommenden Wochen zeigen. Jedenfalls ist man bei der AOK mit der Umsetzungsquote der dritten Rabattrunde von derzeit 63 Prozent noch nicht zufrieden: „Die Quoten steigen, aber sie könnten besser sein“, so Hermann. Bislang sei zwar noch keine Apotheke wegen der Rabattverträge retaxiert worden, aber das muss nicht so bleiben. Offenbar will man zunächst krassen Rabattverweigerern auf die Finger klopfen.
Die größten Probleme gibt es bei dem Protonenpumpenhemmer Omeprazol. Die Zuschläge in allen fünf Losgebieten gingen an den Hersteller KSK Pharma - allerdings für die weniger gängigen Packungsgrößen mit 28, 56 und 98 Kapseln. Seit dem Start der Verträge im Juni 2009 wird darüber gestritten, ob Verschreibungen über die Präparate anderer Hersteller mit 30, 60 oder 100 Kapseln ausgetauscht werden müssen. Die Apotheker wurden von beiden Seiten per Fax über Substitutionsregeln und Haftungsausschlüsse „informiert“. Während in dieser Sache schon vor Gericht gestritten wird, steht eine Klarstellung im Rahmenvertrag noch aus.
Bislang richten sich die meisten Apotheker offenbar nach der Verschreibung und ignorieren bei abweichender Stückzahl den Rabattpartner. Folge: Die Umsetzungsquote bei Omeprazol lag in den ersten Monaten bei rund 5 Prozent. Doch statt zu retaxieren, schrieb die AOK zunächst die Ärzte an. Über das Aut-idem Kreuz sollte die Quote verbessert werden. Der Erfolg dieser Strategie war begrenzt: KSK hat mittlerweile einen Anteil von 20 Prozent. Jetzt nimmt die AOK die Apotheken ins Visier: „Diese Quoten sehen wir uns gerade an“, sagte Hermann.
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