Zum 1. September drohen den Apotheken beträchtliche Lagerwertverluste. Denn zum Monatsanfang werden die Festbeträge von 20 Arzneistoffgruppen angepasst. Darunter sind absatzstarke Indikationsgruppen wie Protonenpumpenhemmer, Antidepressiva, Sartane, ACE-Hemmer, Betablocker, Antibiotika, aber auch Migräne- und Osteoporosemittel. Insgesamt sind mehr als 100 Wirkstoffe beziehungsweise Wirkstoffkombinationen in knapp 10.000 Handelsformen betroffen.
Die neuen Festbeträge weichen vereinzelt um mehr als 50 Prozent von den alten Preisen ab. Insbesondere bei den teuren Präparaten gibt es deshalb große Differenzen. So liegen zum Beispiel beim Migränemittel Maxalt (Rizatriptan, 18 Tabletten) von MSD Sharp & Dohme 74,92 Euro zwischen altem und neuem Festbetragspreis. Je nach Lagerbestand können sich die Verluste auf bis zu 1000 Euro summieren.
Während Generikahersteller in der Regel den durch die Anpassung entstehenden Lagerwertverlust erstatten, sehen sich einige Originalhersteller nicht in der Pflicht. Warner Chilcott etwa sieht sich nicht in der Lage, die Verluste zu erstatten. Immerhin hatte der Hersteller, der mit seinen Osteoporosepräparaten Actonel (Risedronsäure) und Didronel (Etidronsäure) betroffen ist, die Apotheken schon im Juli über die geplante Preisänderung informiert. So blieben zumindest anderthalb Monate, um das Lager zu bereinigen.
Faxe oder Briefe zu diesem Thema gehören jedoch nicht bei allen Herstellern zur Informationspolitik. So haben Boehringer Ingelheim und AstraZeneca ihre Preise lediglich der Informationsstelle für Arzneimittelspezilitäten (IFA) gemeldet. „Wir sehen die IFA als Steuerungsinstrument für alle Preisinformationen“, sagte ein Sprecher von AstraZeneca gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Der Konzern senkt seine Preise für einige Präparate der Atacand-Palette (Candesartan) sowie bei Acercomp (Hydrochlorothiazid, Lisinopril). Man bedauere, wenn Apotheker nun von Lagerwertverlusten betroffen seien, so der Sprecher. „Früher haben wir Lagerwertverluste aus Kulanz erstattet. Inzwischen haben die zahlreichen politischen Preisrunden aber auch bei uns zu Einsparzwängen geführt.“ Der große administrative Aufwand sei nicht mehr zu leisten.
Für die Apotheker scheint daher Vorsorge die beste Strategie zu sein. Viele Apotheken schmelzen schon bei Bekanntwerden der kommenden Festbeträge die Bestände der betroffenen Präparate ab und nehmen vorübergehend in Kauf, dass Rezepte nicht sofort beliefert werden können. Wenn dann zum Stichtag die Preise bekannt sind, kann ohne Lagerwertverlust nachbestellt werden.
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