Expresslogistik für Corona-Impfstoff

„Apotheken brauchen keine Tiefkühllogistik“

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Berlin -

Apotheken werden zur Belieferung der Arztpraxen mit Corona-Impfstoffen keine Tiefkühllagermöglichkeiten benötigen. Darauf weist Lothar Jenne, geschäftsführender Gesellschafter des Privatgroßhändlers Max Jenne, hin. „Das ist definitiv geklärt“, betont er. Momentan gebe es  „enorme Erwartungshaltungen und viele noch offene Fragen“. Der Großhandelschef erklärt die geplante Logistik.

Ab April sollen die Hausärzt:innen ihre Patient:innen gegen Corona impfen können. Der Großhandel nimmt dabei eine zentrale Stellung ein – er erhält den Impfstoff aus den Bundeslagern und beliefert die Apotheken. „Der Großhandel wird die Impfstoffe auftauen und bei Temperaturen zwischen 2 und 8 °C an die Apotheken ausliefern“, erklärt Jenne. Das gelte für alle verfügbaren Impfstoffe. Die Apotheke dürfe den Impfstoff nicht wieder einfrieren, betont er. Das sei verboten und könne zu erheblichen Problemen in der Wirksamkeit führen.

Die Apotheke habe die freie Wahl, welchen Großhändler sie mit der Impfstoffbelieferung beauftrage, sagt Jenne. Die Großhändler wiederum müssten bei den eingehenden Bestellungen die Kontingente der Bundesländer prüfen. „Wir müssen darauf achten, dass wir nur die Mengen ausliefern, die vorgesehen sind. Das kann dazu führen, dass eine Apotheke nicht beliefert werden kann, weil das Kontingent des entsprechenden Bundeslandes ausgeschöpft ist.“

Wenn weniger Impfstoff verfügbar ist, als angefragt, werde die Apotheke den Vermerk erhalten: „Die Bestellung wurde gekürzt“, erklärt Jenne. „Es kann also keine Überbevorratung in der Apotheke geben. Deshalb gibt es keinen Bedarf für eine Langzeitlagerung.“

In der Theorie läuft der Prozess in zwei Abschnitten ab: In der ersten Woche werde das Bestellverfahren abgewickelt, so Jenne. Am darauffolgenden Montag werde der Impfstoff ausgeliefert und könne von der Apotheke an die Ärzte verteilt werden. Aktuell sitzen die IT-Abteilungen der Großhändler zusammen und besprechen, wie genau die Übermittlung der Bestellung ablaufen kann.

Die Haltbarkeit des unverdünnten mRNA-Impfstoffes von Biontech etwa beträgt dem Biotechunternehmen zufolge bei durchgehender Kühlung von 2 und 8 °C maximal fünf Tage. Das beinhalte auch die Zeiten für Auftauen und Transport. Ungekühlt – also bei über 8 °C – verliert der unverdünnte Impfstoff seine Wirksamkeit laut Biontech nach zwei Stunden. Der Hersteller teilte Mitte Januar mit, dass der Transport des Impfstoffs erleichtert wurde. Dieser sei jetzt auch in verdünnter Form transportiert möglich, das hätten die aktuellen Ergebnisse der Stabilitätsdaten ergeben. „Der Transport kann innerhalb von zwölf Stunden unterbrochen und später fortgesetzt werden, sofern der Impfstoff während der Unterbrechung weiterhin bei 2 bis 8 °C gekühlt wird.“ Bei Raumtemperatur bis 30°C könne er sechs Stunden befördert werden, auch als fertige Impfdosis in einer Spritze.

Aktuell sind vier Impfstoffe zugelassenen: Biontech, Moderna, Janssen und der Vektorviren-Impfstoff AstraZeneca.

 

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