Die Angst vor der Schweinegrippe weckt bei einigen Unternehmen offenbar die Gier nach schnellem Geld: Mehrere Apotheken wurden nach Informationen von APOTHEKE ADHOC zum Bezug von Atemschutzmasken regelrecht gedrängt. Bei anderen wurden fingierte Bestellungen aufgegeben.
Mitarbeiter des Kölner Unternehmens DIZ Deutschen Informatik Zentrum GmbH sollen bei Apotheken angerufen und sich auf eine vermeintliche Anfrage zu Atemschutzmasken beim Großhandel bezogen haben. Dieser sei derzeit nicht lieferfähig und habe daher DIZ mit der Abwicklung beauftragt. Die Masken seien bei DIZ zudem deutlich günstiger als im Großhandel, allerdings seien nur noch wenige Masken verfügbar. Innerhalb von zehn Minuten sollten sich die Apotheken entscheiden, eine Bestellvorlage wurde sofort per Fax geschickt.
Tatsächlich gab es nie einen Auftrag, auch der Kontakt zum Großhändler war bloße Behauptung: Der Fall flog auf, weil eine Apotheke überhaupt nicht in Geschäftsbeziehungen mit dem von DIZ genannten Großhändler stand. Nach Protesten lenkte DIZ ein: „Das hat sich erledigt, wir machen das nicht mehr“, sagte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber APOTHEKE ADHOC. Wie viele Apotheken bislang zu Bestellungen gedrängt wurden, konnte er nicht mitteilen.
DIZ hat laut Sprecher mittlerweile eine Unterlassungserklärung abgegeben. Doch dafür könnte es zu spät sein: Beim Landgericht Köln liegt bereits eine einstweilige Verfügung gegen das Unternehmen vor. Der Vorwurf: Unlauterer Wettbewerb und Irreführung.
Eigentlich widmet sich DIZ nach eigenen Angaben der „Optimierung von Webstrukturen“. Der Vertrieb von Atemschutzmasken laufe über ein Tochterunternehmen, erklärte der Sprecher. Tatsächlich verkauft DIZ im Internet Atemschutzmasken - unter gleicher Anschrift, laut Impressum aber diesmal als „Deutsches Institut für Zentrale Forschung GmbH“.
Auf der Internetseite warnt DIZ jetzt selbst vor fingierten Bestellungen: Es gebe vermehrt Hinweise, dass unbekannte Personen Masken in großer Menge in Apotheken bestellten. „Lassen Sie sich bei solchen Bestellung grundsätzlich eine schriftliche Bestätigung geben. Wir empfehlen auch, telefonische Bestellungen nur dann anzunehmen, wenn Sie die Personen persönlich kennen“, rät DIZ. Das Unternehmen habe vorsorglich Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Wie die Fälle zusammenhängen, ist nicht bekannt. Die vermeintlichen Massenbestellungen gibt es tatsächlich: Dem Bayerischen Apothekerverband (BAV) sind bislang rund 20 Fälle bundesweit bekannt - bei einer vermutlich deutlich höheren Dunkelziffer.
Die Betrüger gingen einer Sprecherin zufolge stets nach einem ähnlichen Muster vor: Über Handy werde in der Apotheke angerufen und etwa 200 bis 300 Atemschutzmasken bestellt. Der Anrufer gebe sich als Inhaber einer Spedition, eines Taxi-Unternehmens oder eines Sozialdienstes aus. Nachdem die Apotheke die Atemschutzmasken bestellt hat, sei der Auftraggeber nicht mehr ermittelbar.
„Die Kosten, auf denen die Apotheken sitzen bleiben, betragen etwa 900 bis 1800 Euro pro Bestellung“, sagte die Sprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Weitere Apothekerverbände hätten ebenfalls vor den fingierten Bestellungen gewarnt.
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