Hubertus Nehring verliert in den ersten drei Monaten des neuen Jahres drei Mitarbeiterinnen – eine von ihnen verabschiedet sich für immer. Der Inhaber der Apotheke am Markt in Winsen nimmt den anstehenden Personalengpass gelassen – auch wenn 100 Wochenstunden nicht neu besetzt sind. Wichtig ist ihm, seine Angestellten nicht zu hetzen: „Bevor wir als Team hektisch werden, lassen wir lieber einen Kunden aus der Tür rausgehen.“
Der Mangel an pharmazeutischen Fachkräften ist auch im niedersächsischen Winsen ein akutes Thema. Nehring musste vor knapp einem Jahr seine Filialapotheke schließen, weil er nicht genug Personal für den Betrieb hatte – wie viele Inhaber war es auch für ihn unmöglich, einen Filialleiter einzustellen. „Apotheker zu finden ist grausam, es ist eine Katastrophe“, sagt er. Alle dort angestellten Mitarbeiter:innen nahm er mit in die Hauptapotheke.
Jetzt verabschieden sich zwei Angestellte – eine Apothekerin und eine PTA – in den Mutterschutz, eine PTA heiratet und zieht nach Düsseldorf. Beides sind für den Inhaber Umstände, auf die ein Unternehmen vorbereitet sein muss. Gerade weil der Personalmangel in Apotheken akut sei, müsse man vorausschauend denken, sagt Nehring. Wenn man Mitarbeiterinnen in einem bestimmten Alter habe, die mit ihrem Partner zusammenziehen oder ein Haus bauen, könne man „eins und eins“ zusammenzählen.
Auf seiner Internetseite sucht er wie viele Kolleg:innen Approbierte, PTA und Pharmazeuten für das Praktische Jahr. Als sich im Sommer eine Apothekerin bewarb, stellte er sie „in petto“ ein. „Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich mir diesen Luxus leisten kann.“ Wegen der Teilzeitkraft betrachtet er den Verlust seiner schwangeren Vollzeit-Apothekerin ab März „relativ entspannt“. Dazu kommt, dass er noch drei Apothekerinnen als Teilzeitkräfte, sechs PTA sowie eine PKA beschäftigt und sich zwei PTA beworben haben.
Das Team wurde auf den zeitlich befristeten Ausfall zweier Kolleginnen vorbereitet. „Wir müssen den Ausfall mit einem hohen Grad an Organisation stemmen.“ Die kommende Zeit werde stressiger werden. Allerdings sei es wichtig, den Angestellten zu versichern, dass die Stimmung im Team darunter nicht leiden solle, betont Nehring. Wenn eine Kund:in gehe, weil sie nicht in der Schlange warten wolle, sei das eben so. „Man kann mit den Kunden auch kommunizieren und ihnen sagen, warum sie gerade länger warten.“ Dafür ernte man in der Regel Verständnis.
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