„Wir haben genug Geld verdient“

Apotheke zu verschenken – für fünf Jahre und mit Haken

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Berlin -

Apotheker Hans Velec hat sich vor drei Jahren aus der Selbstständigkeit verabschiedet. Jetzt will auch seine Frau ihren Betrieb abgeben. Die Pharmazeuten suchen nach einem Nachfolger. In einer Anzeige heißt es, die Apotheke in Rheinland-Pfalz gebe es geschenkt. Genau genommen will Velec sie für fünf Jahre vermieten, bevor sie an den neuen Besitzer übergeht.

Velec will eine „attraktive, moderne Apotheke mit einem siebenstelligem Umsatz“ abgeben, heißt es in der Annonce. Der Betrieb soll im Januar an den neuen Besitzer übergehen. Mit der Überschrift „Geschenkt“ will er Aufmerksamkeit erzeugen. „Gewöhnliche Anzeigen kann man doch nicht mehr lesen“, sagt der 68-Jährige. In dem Text äußert sich der ehemalige Standespolitiker auch kritisch. „Und der Haken: die Politik und ihre Unentschlossenheit.“

Mit dem Geschenk meint es das Apothekerpaar nicht ganz wörtlich. Denn genau genommen wird eine Monatsmiete inklusive Nebenkosten verlangt. Die Immobilie gehört den Velecs. Auf Wunsch könne nach den fünf Jahren über einen Kauf gesprochen werden. Dazu kommen Kosten für das Warenlager. „Der neue Inhaber sollte zudem ein Betriebskapital von 50.000 bis 60.000 Euro für die ersten Wochen mitbringen.“

Die Nachfolgersuche gestaltet sich schwierig. Bisher hätten sich zehn Apotheker gemeldet, so Velec. Darunter sei ein netter Kollege gewesen. Die Apotheke erfülle die gesetzlichen Auflagen. „Seitens des Pharmazierats gibt es keine Probleme.“ Die Bären-Apotheke wurde 1998 von Ursula Velec-Hauß in Neuhofen gegründet. Die Inneneinrichtung sei damals eine „der schönsten Zürn-Apotheken“ gewesen und habe sich an einer Flughafenapotheke orientiert.

Der Betrieb habe eine positive Prognose. „Mit der Apotheke kann man etwas verdienen. Es kommt mehr dabei raus, als wenn man Angestellter ist“, sagt Velec. Eine Arztpraxis mit zwei Allgemeinmedizinern sowie ein Kinderarzt seien in der näheren Umgebung. „Wir teilen uns noch drei weitere Ärzte mit anderen Apotheken.“ Die Apotheke werde noch gebraucht. Als Filialapotheke eigne sich der Betrieb aber nicht. Der Nachfolger sollten den Beruf noch als Berufung sehen, betont das Paar in der Stellenanzeige.

Seine eigene Apotheke ist Velec schneller und leichter losgeworden. Der Betrieb sei größer gewesen. Die Bären-Apotheke liege im Speckgürtel von Ludwigshafen am Rhein. In den vergangenen Jahre sei ein nicht unerheblicher Anteil des OTC-Geschäfts an den Versand gegangen. Zudem sterbe die Kundschaft weg.

Der Apotheker blickt positiv auf seine berufliche Zeit zurück. Mit seiner Berufswahl ist er rückblickend noch immer zufrieden. „Wir können uns nicht beklagen. Wir haben genug Geld verdient.“ Auch für die kommenden Jahre bleibe genug, um das Rentnersein genießen zu können.

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