In der Laurentius Apotheke in Mönchengladbach ist der Boson-Selbsttest verfügbar. Gemeinsam mit einer anderen Apotheke wurden die Antigen-Schnelltests eingekauft. Die Nachfrage der Kunden sei da, sagt Apothekerin Rebekka Pech. Die Tests seien beratungsintensiv – viele Kunden informierten sich vorab und warteten auf das kostenlose Angebot. Mit der Test- und vor allem Impfstrategie der Bundesregierung ist die Pharmazeutin nicht zufrieden.
Die Laurentius Apotheke wirbt mit Plakaten und über das Internet für die neuen Selbsttests. „Schneller als jede Drogerie“, heißt es etwa. Zudem wird auf die Beratung hingewiesen. Dass die Tests nicht apothekenexklusiv vertrieben werden, habe den Nachteil, dass es zu einer Verwirrung bei den Konsumenten kommen könne. „Je mehr Tests freigegeben werden, desto unübersichtlicher werden die verschiedenen Anwendungen. Deshalb ist die Beratung durch die Apotheke vor Ort so wichtig.“
Nicht alle Kunden könnten mit Fachbegriffen wie Sensitivität oder Spezifität etwas anfangen. „Die Apotheken können erklären, warum ein Test besser für einen Kunden geeignet ist, als ein anderer.“ Zudem müsse der Umgang mit einem positiven Ergebnis erklärt werden. „Das hat man in einem Supermarkt nicht. Diese Aufklärung ist aber wichtig. Es wäre schön gewesen, wenn die Apotheken hier die Oberhand gehabt hätte.“ Ihr Bruder, Pascal Pech, Inhaber der Apotheke, informierte im lokalen Radio über die neuen Selbsttests.
Innerhalb eines Tages seien in der Apotheke etwa 20 Tests verkauft worden, sagt Pech. „Das muss sich erst noch rumsprechen.“ Sie ist mit dem Start dennoch zufrieden. Sie hält die Tests für ein wichtiges Angebot in der Pandemie. „Je mehr getestet wird, um so mehr Erkrankungen fallen auf“, sagt sie. Deshalb sei es wichtig, dass es viele Testzentren gebe. Der Boson-Test vom österreichischen Hersteller Technomed wird in Deutschland von Löwe Medizintechnik vertrieben. Angeboten werden Verpackungseinheiten mit 1, 5 oder 20 Testen im Pack. Im Moment betrage die Lieferzeit circa 15 Werktage.
Pech ärgert sich über die Pandemie-Strategie des Bundes. Sie hat sich in einem Brief unter anderem an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beschwert. „Wie kann es sein, dass wir Deutschen so langsam impfen, keine aktuelle Verbesserung in Sicht ist, Verbesserungen Wochen in Anspruch nehmen und wir zunehmend Zeit und damit auch Menschenleben im Kampf gegen Corona verlieren?“, heißt es darin. Sie kritisiert, dass es kein einheitliches System gebe und die Impfpriorisierung einzelner Gruppen.
Die Apothekerin beschreibt aus ihrer Sicht, wie die vergangenen Monate liefen. „Man schaue sich nur einmal den 15. Dezember 2020. Wir sollten kostenlos Masken an die Risikogruppen verteilen. Dazu mussten Masken eingekauft werden, was schwierig war, weil die Masken teuer waren, nur wenige Tage Zeit blieb, bis zur Maskenverteilung, nicht klar war, wie viele Menschen überhaupt mit Masken versorgt werden sollten, es zum Ablauf der Verteilung keine genauen Angaben gab und wir am besten noch mit mehreren tausend Euro in Vorkasse gehen mussten.“ Die Apotheken hätten sich nicht angestellt, nicht gemeckert, sondern angepackt.
„Und genau das verlange ich nun auch von Ihnen.“ Pech ärgert sich über die „nutzlosen und nicht durchdachten Beschlüsse“. Die Apotheker hätten beispielsweise bezogen auf die Maskenabgabe „nicht gesagt, wir brauchen Wochen Vorlaufzeit, um alles zu organisieren, zu planen und einzukaufen“. Es sei keine Zeit verloren worden. „Also wann fangen Sie nun damit an?“ Pech bat um eine Stellungnahme, die aber noch nicht eingegangen ist.
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