Inhaberin von Shitstorm geschockt

Apotheke vertreibt Bratwurststand und weiß nichts davon

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Berlin -

Nicht jede Apothekeneröffnung verläuft reibungslos. Doch was im nordrhein-westfälischen Castrop-Rauxel passierte, ist wohl einmalig. Denn als Hamideh Rabiei ihre Kleeblatt-Apotheke im Einkaufszentrum Widumer Platz eröffnen wollte, musste der Bratwurststand auf dem Vorplatz schließen. Die Apotheke sei schuld, hieß es und die Inhaberin sah sich einem Shitstorm aus der Bevölkerung ausgesetzt. Schließlich gab es die Wurstbude mehr als 20 Jahre lang und hatte Kultstatus bei den Castropern erlangt. Nun gibt es ein Happy End für alle Beteiligten.

Am 31. Oktober wurde die letzte Bratwurst vor dem Einkaufszentrum verkauft. Als Grund wurde angegeben, dass die neue Apotheke keinen Wurststand vor ihrer Eingangstür wünsche. Das verneint Neu-Inhaberin Rabiei jedoch. Niemals habe sie sich gegen den Stand ausgesprochen, auch sie sei von der Schließung völlig überrascht. Schließlich sei die Bratwurstbude ein Publikumsmagnet, was auch für die Apotheke von Vorteil sei.

Simone Hoffmann, Sprecherin der Kleeblatt-Apotheken, zeigte sich ebenfalls von der Entwicklung überrascht: „Wir haben keinerlei Gespräche mit dem Standbesitzer geführt und uns auch nie dafür ausgesprochen, dass er gehen muss.“ Hoffmann wurde gar eigens vom Apothekenverbund engagiert, um die Wogen in der Öffentlichkeit zu glätten. Denn bei den Kunden des Bratwurststandes kam die geplante Schließung überhaupt nicht gut an.

„Die meisten sind erbost und traurig“, berichtete Wurstverkäuferin Daniela Stürsnickel. Apothekerin Rabiei ging der Shitstorm der Castroper Bevölkerung sehr nahe. „Sie ist völlig geschockt und konsterniert, dass die Menschen schlecht von ihr denken und ihr die Schuld an der Situation geben“, erzählt Hoffmann. Also nahm die Kommunikationsexpertin Kontakt zur Lokalzeitung, den Ruhr Nachrichten, auf. Eine Reporterin machte sich sofort an die Recherche, um herauszufinden, was wirklich hinter der Schließung des Bratwurststandes steckt.

Die erste Spur führte jedoch in eine Sackgasse. Die Journalistin fragte bei der Geschäftsführung des Einkaufszentrums nach. Doch auch hier war niemand gegen den Bratwurststand. Die Durchsicht alter Unterlagen brachte dann Klarheit: Ein Makler, der freie Mietflächen im Einkaufszentrum vermitteln sollte, hatte für interessierte Mieter einen Passus eingefädelt, dass der Bratwurststand nach Vertragsabschluss verschwindet. Das Problem: Obwohl die Zusammenarbeit mit dem Makler bereits vor einiger Zeit endete, blieb der Passus bestehen – ohne, dass die mietende Apothekerin etwas davon wusste.

Nachdem der Fall aufgeklärt war, machten sich alle Beteiligten schnell daran, den Bratwurststand so schnell wie möglich an seinen angestammten Platz zurückzuholen. Groll gegen die Apotheke oder die Einkaufszentrums-Betreiber hegt Hans Dilker, Eigentümer der Wurstbude, nicht: „Selbstverständlich möchte ich zurückkehren. Wenn man so lange an einem Ort war, möchte man auch bleiben.“

Und so feierten die Kleeblatt-Apotheke und der Bratwurststand Anfang Dezember doppelte Eröffnung. Am Sonntag nahm die Wurstbude ihren Betrieb nach anderthalb Monaten Pause wieder auf, einen Tag später öffnete die Apotheke zum ersten Mal für die Kunden. Für das Happy End hatten sich Rabiei und Dilker etwas Besonderes ausgedacht: An die ersten 2000 Kunden der Kleeblatt-Apotheke wurden Gutscheine für eine Wurst verschenkt. „Wir freuen uns auf gute Nachbarschaft“, wünscht sich Nobert Müller, Konzeptgeber des Kleeblatt-Verbundes, ein künftig störungsfreies Zusammenleben zwischen Apotheke und Bratwurststand.

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