Das Ende der kostenlosen Bürgertests ab Mitte Oktober ist in vielen Apotheken ein Thema im Beratungsgespräch. Viele Kund:innen fragten, wie es dann weitergehe, sagt Thomas Hengst. Der Inhaber der Stern-Apotheke in Hüttenberg-Rechtenbach wird zunächst weiter Antigen-Schnelltests anbieten, empfiehlt aber unter Umständen auch Antikörpertests. Er bietet die Nachweise in Kooperation mit dem Medizintechnikhersteller Helmut Hund in einem Pilotprojekt an.
Die Kontrolle der Antikörper komme bei den Kund:innen gut an, sagt Hengst. Seit sechs Wochen ermittelt er die Nachweise. „Rund 20 Tests habe ich bereits gemacht“, sagt er. Wichtig sei, die Kund:innen darüber zu informieren, dass es sich bei dem Ergebnis nicht um eine Diagnose handele. Der Ausdruck der Werte gelte zudem nicht als offizielles Dokument für Besuche von Freizeitveranstaltungen oder den Urlaub. „Wir händigen dazu ein Merkblatt aus, um keine Missverständnisse entstehen zu lassen.“
Das Covid-19-Antikörper-Testgerät bezog der Apotheker von Helmut Hund. Es stammt von der Protzek Gesellschaft für Biomedizinische Technik. Für den Nachweis wird das Blut der Kund:innen auf die Immunglobuline M und G (IgM bzw. IgG) gegen das Spike-Protein der Sars-CoV-2-Viren untersucht. Der Test ist Firmenangaben zufolge nach sieben bis zehn Tagen nach einer Infektion möglich. Das Messergebnis wird als Index in IU/ml angegeben und liegt nach 15 Minuten vor. „Unser Test kann durch die höhere Genauigkeit und Zuverlässlichkeit bei der epidemiologischen Bestimmung der Seroprävalenz in der Bevölkerung beitragen“, so Protzek.
Hengst ist das Angebot aus mehreren Gründen wichtig. Zum einen wollten immer mehr Kund:innen wissen, wie und ob die Impfung angeschlagen habe und eine Drittimpfung anstehe. Zudem könne eine „stille Infektion“ nachgewiesen und die Betroffenen im Anschluss an eine Arztpraxis verwiesen werden. Bisher habe er etwa bei einem mit Janssen-Geimpften festgestellt, dass gar keine Antikörperbildung stattgefunden hat.
Hengst verlangt für den Nachweis 30 Euro. Antigen-Schnelltests wird er auch nach dem Ende der kostenlosen Bürgertests weiter anbieten. Der Apotheker testet in einem Wohnmobil. Für den Service werde er bis Mitte November 15 Euro pro Test verlangen. „Danach entscheiden wir, ob wir es fortsetzen oder nicht.“ PCR-Tests seien zu aufwendig und passten nicht in die Kostenstruktur der Apotheke.
Der Inhaber will sich mit dem erweiterten Testangebot auch gegenüber Versandapotheken positionieren. „Apotheken sollten sich wieder auf solche, exklusive Dienstleistungen besinnen“, sagt er. Künftig könnten auch Vitamin-D-Messungen durchgeführt oder eine Pneumokokken-Infektion nachgewiesen werden. „Solche Geräte gehören im Prinzip in die Apotheken“, betont Hengst.
Im Frühjahr vergangenen Jahres gab es die ersten Antikörpertests, die mittels Kapillarblut bestimmen sollten, ob Antikörper vorliegen oder nicht. Durchgesetzt haben sich diese In-vitro-Diagnostika nicht: Von der Verwendung wurde aufgrund der schlechten Aussagekraft abgeraten. Auch die Aufnahme ins Drogeriesortiment konnte den Verkauf nicht dauerhaft ankurbeln. Mit fortschreitenden Impfungen rückt das Thema wieder in den Fokus. Eine wiederholte Antikörperbestimmung kann Aufschluss über die Dauer des Impfschutzes geben. Auch die Freiburger Firma Concile bietet ein mobiles Gerät zur Bestimmung neutralisierenden Antikörper an.
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