Schließung nach Insolvenz

Mit Anstand gehen

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Berlin -

Am Sonnabend, 16. September, ist endgültig Schluss. Nach 30 Jahren des Auf und Ab verabschiedet sich Apotheker Klaus Rabe in den Ruhestand. Noch wenige Wochen bleiben dem ehemaligen Vize des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, um die Schließung und Auflösung seiner Raben-Apotheke zu organisieren. Sie ist die einzige von ehemals vier Apotheken, die Rabe nach einem Insolvenzverfahren noch geblieben ist.

„Kaum habe ich einen Punkt auf der To-do-Liste erledigt, kommen zwei neue dazu“, berichtet Rabe. Von zahlreichen Versicherungen und Verträgen, die gekündigt werden müssen, über Literatur bis hin zu Telefonanschlüssen: Die Liste ist lang und wird immer länger.

Nicht alles läuft dabei nach Plan. „Mein Telefonanbieter wollte den Anschluss bereits zum 11. September abschalten, weil ich unbedacht 'zum nächstmöglichen Zeitpunkt' kündigte“, so der Apotheker. „Das geht natürlich nicht. Auch wenn wir nur wenige Tage später schließen, sollen unsere Kunden bis zum Schluss den gewohnten Service erhalten.“ Dem Apotheker liegt viel daran, sich mit Anstand aus seinem Beruf zu verabschieden.

1983 wagte er in Kronshagen den Sprung in die Selbstständigkeit. Rabe übernahm die Adler-Apotheke im Villenweg, die nach einem Umzug in Raben-Apotheke umbenannt wurde. Vor 13 Jahren kaufte Rabe nach und nach drei Filialen im nahen Kiel. „Das hat zehn Jahre lang funktioniert“, berichtet er. Dann aber verschlechterte sich die wirtschaftlichen Lage zunehmend. Vor drei Jahren ging der Apotheker in die Insolvenz. Danach durfte er nur noch seine Hauptapotheke behalten. Nun wird auch sie geschlossen.

Alle Mitarbeiter der Raben-Apotheke hätten bereits neue Jobs gefunden. „Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist groß“, sagt Rabe. Der Apotheker hatte sogar Mühe, sie solange zu halten, bis die Apotheke tatsächlich schließt. Manch eine Kollegin arbeite sogar parallel in der Raben-Apotheke und am neuen Arbeitsplatz, erzählt er.

Das Gros der Apothekeneinrichtung sei bereits verkauft. Vor allem neuere und modernere Einrichtungsgegenstände wie Abzüge und Trockenschränke gingen weg wie warme Semmeln. Auch Laboreinrichtung habe bereits den Besitzer gewechselt. Von den größeren Sachen sei nur noch der Kommissionierer zu haben. „Viele kleineren Einrichtungs- und Dekogegenstände haben Kunden als Erinnerungsstücke gekauft“, erzählt der Apotheker. Den Rest will Rabe auf dem Kronshagener Garagenflohmarkt verkaufen, der am Nachmittag nach der Schließung stattfindet.

Rabe sieht zwei wesentliche Gründe für seine wirtschaftlichen Probleme: den zunehmenden Mangel an geeignetem Personal und den von den jeweiligen Gesundheitsministern verordneten nahezu alljährlichen Einschnitten. „Das war am Ende nicht mehr zu kompensieren.“

Auch der Wareneinsatz sei gemessen am Umsatz immer stärker gestiegen, berichtet Rabe. Zuletzt auf 80 Prozent. „Bei 18 Prozent sonstiger Kosten bleiben mir nur noch 2 Prozent vom Umsatz. Das ist zu wenig. Darum schließe ich jetzt meine Hauptapotheke“, sagt Rabe. Als weiteren Grund für seine Lage sieht er die Abwanderung der Ärzte in die Stadt. In Kronshagen mit 12.000 Einwohnern gibt es immer weniger niedergelassene Mediziner: „Viele sind nach Kiel in Ärztehäuser gezogen.“ Damit fehlen Rezepte, die seine Apotheke dringend zum Überleben gebraucht hätte.

Doch auch nach der Schließung will Rabe sich nicht gänzlich aus dem Berufsleben zurückziehen, sondern fortan Vertretungen von Kollegen übernehmen. Bereits jetzt seien viele Anfragen eingegangen. „Den ersten Einsatz habe ich bereits in den Herbstferien“, berichtet Rabe.

Vertretungswünsche würden nicht nur aus der Region um Kiel kommen, sondern aus ganz Deutschland. „Ich habe beispielsweise sogar eine Anfrage aus Ravensburg in Baden Württemberg für das nächste Jahr“, so der Apotheker, der positiv in die Zukunft blickt. „So kommen ich und meine Frau, die mich begleiten möchte, etwas herum und sehen neue Orte“, sagt Rabe. Am Bodensee sei er beispielsweise noch nie gewesen. Zwei Wochen in einer der schönsten Urlaubsregion Deutschlands zu arbeiten, könne er sich sehr gut vorstellen.

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