Manchmal kann die Schließung einer Apotheke auch eine Erleichterung sein. Wie im Fall der Post-Apotheke in Rastatt in Baden-Württemberg. Apotheker Stephan Hartmann und seine Ehefrau Sylvia Weimer-Hartmann schließen nach rund zweieinhalb Jahren ihre Filiale. Der neue Mieter: Ein Handy-Shop.
Stephan Hartmann nimmt es mit einem Lächeln: „Handy-Shops laufen immer“, sagt er. Apotheken leider nicht so gut. Dabei fing alles erfolgversprechend an. „Die Post-Apotheke existiert seit 1974, wir haben sie rund zweieinhalb Jahre als Filiale neben der Rossi-Apotheke betrieben“, erzählt er. Nebenan gab es nämlich große Pläne, die leider durch verschiedene Umstände ausgebremst wurden. Und die Apotheke gleich mit dazu.
„Nachdem nebenan eine große Brauerei zugemacht hatte, sollten Wohnungen und Geschäfte gebaut werden. Ende 2017 sollte alles fertig sein. Deshalb haben wir die Apotheke gekauft“, so Hartmann. Jetzt ist Ende 2018, und das Hatz-Areal, benannt nach der Brauerei, ist immer noch nicht fertiggestellt.
„Zuerst gab es Baustellen und unsere Kunden fanden keine Parkplätze mehr.“ Das mag man bei einem Großprojekt ja noch einplanen. „Bei den Bauarbeiten ging erst eine Firma pleite. Danach wurde ein Keller aus dem Mittelalter gefunden“, erzählt der Apotheker. Eigentlich eine schöne Sache, aber nicht, wenn man als Bauunternehmen im Zeitplan bleiben möchte. „Die Keller lagen unter der alten Brauerei. Archäologen kamen, um die Funde zu begutachten.“ Sie wurden archiviert. Da es sich nicht um sensationelle Funde handelte, konnten die Bauarbeiten schließlich weitergehen.
Für den Apotheker indes war die Situation nicht erfreulich. Immer mehr Kunden blieben aus. Neue waren angesichts der Baustellen-Situation vor der Haustür nicht zu erwarten. „Zudem gibt es in der Poststraße, die eine Einkaufsstraße ist, keine Ärzte mehr.“ Den Todesstoß gab der Post-Apotheke der Besuch der Pharmazierätin im Sommer. „Das war der absolute Crash“, sagt Hartmann. „Kurz vor dem Kauf hatte sie die Apotheke nämlich noch für gut befunden, nur kleine Mängel angezeigt. Nun war plötzlich alles anders, so sollte zum Beispiel ein alter Waffenschrank, der seit vielen Jahren als BTM-Aufbewahrung diente und abgenommen war – der Vorbesitzer der Apotheke war Jäger – ersetzt werden. Plötzlich sollte er nicht der Norm entsprechen.“ Außerdem bemängelte die Pharmazierätin, dass die Apotheke nicht mehr behindertengerecht sei. „Wir hätten rund 40.000 Euro investieren müssen. Da war klar, dass es das Ende ist“, sagt Hartmann.
Nachdem die Entscheidung gefallen ist, ist der Apotheker „richtig erleichtert.“ Er erklärt: „Man setzt sich Ziele und unseres war, dass die Apotheke sich in ein ein bis spätestens zwei Jahren toll entwickelt.“ Das verzögerte Bauprojekt hat auch die Post-Apotheke ausgebremst. Hartmann bleibt optimistisch: „Die andere Apotheke läuft sehr gut.“ Und auch der Haupt-Apotheke, der Stadt-Apotheke in Rastatt, geht es gut.
Die Post-Apotheke ist seit wenigen Tagen geschlossen. „Im Dezember bleibt uns Zeit, alles auszuräumen. Es gibt auch schon einen Nachmieter. Im April zieht ein Handy-Shop ein.“ Die Mitarbeiter bleiben im Unternehmen und arbeiten künftig in den beiden anderen Apotheken.
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