Apothekerin Monika Prinz fühlt sich „überreif“ für die Rente. Mit 66 Jahren steht die Pharmazeutin immer noch hinter dem HV-Tisch der Kunibertus-Apotheke in Hünsborn/Wenden. Gemeinsam mit ihrem Mann Friedrich versucht sie seit vier Jahren, den Betrieb zu verkaufen. Dass die Suche so schwer werden würde, hätten sie beide nicht gedacht. Doch zu viele gesetzliche Regulierungen und eine ungewisse Zukunft schreckten den Nachwuchs ab, klagt Prinz.
Vor 33 Jahren eröffnete das Ehepaar Prinz die Apotheke im Sauerland. Eigentlich stammen beide aus dem Saarland, studierten dort Chemie und Pharmazie. Nach Nordrhein-Westfalen kamen sie durch den Aufruf eines Arztes, der für das Dorf Hünsborn eine Apotheke suchte. Sie lebten ihren Beruf mit Leidenschaft, eigentlich wollten sie schon vor Jahren in den Ruhestand gehen. Doch wie bei vielen Kollegen im ländlichen Raum findet sich kein Nachfolger.
Die Apotheke zu schließen, komme vorerst nicht in Frage, sagt Prinz. Zu eng sei man mit den Kunden verbunden. „Wir beobachten, wie in Nachbarstädten und -kreisen alteingesessene Apotheker schließen.“ Eine Apotheke sei jedoch wichtig für eine Gemeinde, nicht nur wegen der Arzneimittelversorgung: „Die soziale Komponente darf nicht unterschätzt werden. Ein direktes Gespräch kann keine Hotline ersetzen.“ Ein Appell, den Prinz auch Richtung Politik und Krankenkassen richtet.
Die Apothekerin betrachtet die aktuelle Entwicklung des Apothekenmarktes mit Sorge: „Es gibt zu viele Eingriffe durch Krankenkassen und Politik“, kritisiert sie. Auf die Apotheker werde alles abgewälzt. Doch die Einsparpotenziale seien längst ausgeschöpft. „Selbst in Bereichen wie Hilfsmittelversorgung, wo man früher durch gute Verhandlungen noch einen Zusatzgewinn rausziehen konnte, verdient man heute kaum mehr.“ Stetig verringere sich der Ertrag, der übrig bleibe.
Die Kunibertus-Apotheke laufe rentabel, so Prinz. Bei dem Standort handele es sich zwar aktuell um keine 2 Millionen-Euro-Umsatz-Apotheke, aber der Betrieb habe Potenzial. Ein junger Nachfolger könnte das Geschäft ausbauen. Aktuell setzt das Paar auf Stammkundschaft, hat mehrere Verordner im Umkreis und beliefert zwei Altenheime. „Wir sind keine riesige, aber eine typische Apotheke.“ Zehn Angestellte werden beschäftigt.
Mehrere Interessenten hätten sich die Apotheke bereits angesehen, doch einen Abschluss gab es nie. Das habe verschiedene Gründe gehabt, so Prinz. Einmal spielte die Bank zwecks Finanzierung nicht mit. Dann sollte der Betrieb eine Filiale werden, doch angesichts des Fachkräftemangels wurde kein Approbierter für die Leitung gefunden.
Der Beruf des selbstständigen Apothekers müsse wieder attraktiver werden, fordert Prinz. Sie versteht, dass junge Approbierte zögern, wenn sie die Wahl zwischen Angestelltenverhältnis und eigenem Betrieb haben. Doch auch früher sei man mit der Apotheke gebunden gewesen. Alle vier Wochen habe sie mit ihrem Mann eine Woche lang Nacht- und Notdienst geschoben. Die eigenen Kinder wollten deshalb nicht in die Branche. „Apotheke ist der einzige Beruf, bei dem man selbst ein Gefängnis wählt“, sagt sie scherzhaft und wird nachdenklich. Auch wenn sie ihre Arbeit gerne macht, länger als zwei, drei Jahre geht es nicht mehr. „Dann müssen wir die Schlüssel für immer umdrehen.“
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