Sanierung läuft

Apotheke insolvent: Unstimmigkeiten bei Abrechnung?

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Berlin -

Eine Firmenpleite will im Geschäftsleben niemand durchmachen – und doch trifft es immer mehr Inhaberinnen und Inhaber von Apotheken. Auch in Saalfeld in Thüringen meldete Dana Géč vor Kurzem Insolvenz für ihre Gertruden-Apotheke an. Ein Grund sei das entstandene Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Kosten, Stichwort: ausbleibende Honoraranpassung. Es fehlten jedoch zuletzt auch hohe Summen, die auf Unstimmigkeiten in der Abrechnung der Rezepte zurückgehen könnten. Doch die Apothekerin sieht keine Möglichkeit, die einzelnen Beträge nachzuvollziehen.

In der Fußgängerzone von Saalfeld befindet sich seit 1949 die Gertruden-Apotheke. 1999 übernahm Géč den Betrieb. Doch zuletzt geriet die Apotheke in finanzielle Schieflage. Ein Grund sei sicherlich die fehlende Honoraranpassung bei gleichzeitig steigenden Kosten und Anforderungen, sagt die Apothekerin. „Es ist zu einem Missverhältnis gekommen, die Kosten steigen, und wir verdienen nicht mehr.“

Schuldenlast zu hoch

Die bestehende Schuldenlast sei ohne Einfluss auf den laufenden Geschäftsbetrieb nicht mehr zu bedienen gewesen. „Die Erträge fallen heute deutlich niedriger aus, als noch bei Übernahme der Apotheke zu erwarten war.“ Wie in vielen Fällen von Apothekeninsolvenzen kommen mehrere Gründe zusammen. Die Inhaberin suchte gemeinsam mit Experten nach Hinweisen, warum unterm Strich regelmäßig mehrere tausend Euro fehlten.

Unstimmigkeiten bei der Rezeptabrechnung

Seit dem vergangenen Jahr habe es Auffälligkeiten bei der Rezeptabrechnung gegeben, so die Apothekerin. Es gebe Verwerfungen zwischen abgerechneten Rezepten und der Warenwirtschaft, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen seien, sagt sie. Denn vom Rechenzentrum kämen nur allgemeine Informationen etwa zur Zahl der abgerechneten Rezepte oder zum Abrechnungsbetrag zurück. Eine echte Liste, welchen Status einzelne Rezepte haben, gebe es nicht.

Es wurde noch versucht, die Daten aus der Warenwirtschaft zu ziehen, und schlussendlich sogar händische Listen mit der Anzahl der an einem Tag eingelösten Verordnungen geführt. Ein Abgleich war trotzdem nicht möglich – der Nachweis ohne Mithilfe des Rechenzentrums nicht zu führen.

Trotz mehrmaliger Rücksprache mit ihrem Rechenzentrum Noventi sei kein Fehler gefunden worden. Dort habe man zwar auf Fragen reagiert, doch bei sich selbst keine Unstimmigkeiten festgestellt. „Aufgrund dieser Aussagen konnten wir das Problem nicht lösen“, sagt Géč. Seit Einführung des E-Rezept sei die Zuordnung der tatsächlich abgerechneten Verordnungen weiter erschwert worden.

„Uns fehlen eindeutig Daten“, sagt die Apothekerin. Insgesamt gehe es um einen hohen fünfstelligen Betrag, der fehle und nicht zugeordnet werden könne. „Wir haben eine Zeitlang versucht, die fehlenden Beträge aus unseren Rücklagen zu begleichen.“ Doch dies sei nicht dauerhaft möglich.

Sanierungsmöglichkeiten vorhanden

Im Dezember wurde der Antrag auf Insolvenz gestellt und Eigenverwaltung vom Gericht angeordnet. Die Fortführung der Apotheke sei vor allem davon abhängig, ob die Apothekerin das operative Geschäft alleinverantwortlich weiterführen dürfe oder nicht, sagt Verfahrensbevollmächtigte und Rechtsanwältin Nicole Scholze aus Dresden. „Das Gericht sah Sanierungsmöglichkeiten und ordnete die Eigenverwaltung der Apotheke antragsgemäß an.“

Die Apothekerin ist froh, dass es jetzt zum Wendepunkt kommt. Ab dem kommenden Jahr werden die Rezepte vom ARZ Haan abgerechnet. Zudem werde die bereits begonnene Sanierung fortgesetzt. „Wir haben schon Einsparungen getroffen, und dass die Belieferung weiter über Phoenix läuft, ist ein großer Verdienst von Frau Scholze“, freut sich die Apothekerin.

In den vergangenen Wochen sei die wirtschaftliche Gesamtsituation der Apotheke analysiert und die Maßnahme mit den Großgläubigern abgestimmt worden. „So leicht geben wir nicht auf“, sagt Géč. „Unseren Kunden haben wir viel zu verdanken. Wir schulden es ihnen und den Mitarbeitern der Apotheke, den Erhalt der Apotheke sicherzustellen.“

Der Kundenstamm sei seit Jahren stabil und die Patientinnen und Patienten hielten zur Apotheke. In den vergangenen Tagen habe es deshalb auch viele Nachfragen und Verunsicherung seitens der Kundschaft gegeben. Denn in Saalfeld schließt Ende des Jahres eine andere Apotheke. „Manche gehen bei einer Insolvenz gleichzeitig von einer Schließung aus.“

Doch Géč will weiter machen. „Das bin ich auch meinem Team schuldig.“ Der Geschäftsbetrieb laufe weiter und die Kunden würden weiterhin in vollem Umfang und bewährter Qualität und Pünktlichkeit beliefert. „Die Auslastung mit Aufträgen ist sehr gut. Belieferungsengpässe drohen nicht“, sagt sie. Ziel sei, die Sanierung fortzusetzen und das Insolvenzverfahren wieder zu verlassen.

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