Der Berliner Satire-Autor Lorenz Meyer nimmt für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ regelmäßig Berufe aufs Korn. Diesmal sind die Apotheker dran. Mit sieben Sätzen definiert er in seinem „Berufs-Phrasomat“ die jeweiligen typischen Eigenschaften. Nett ist das meistens nicht. Aber wahr und lustig!
„Habe ich nicht da, kann ich aber bestellen“, gehört zum Standard-Repertoire in der Offizin. Oder der leise Vorwurf, langsam über den HV-Tisch geschoben wie eine Packung nicht vorhandenen Ibuprofens: „Mit einer Apotheke kann man schon lange kein Geld mehr verdienen.“ Als ob die armen Kunden daran schuld wären…
Noch ein Vorwurf, der tief sitzt: „Müssen Sie natürlich wissen, ob Sie dem Internet mehr vertrauen als mir“, sagen die Apotheker und Apothekerinnen laut Meyers Berufs Phrasomat gern. Erkennen Sie sich wieder? Einer geht noch: „Wirklich lieber ein billiges Nachahmerprodukt als das Original?“ Stellen der Mann oder die Frau in Weiß diese Frage, kann man ja wirklich nur umbestellen – Geben Sie mir das Teuerste, bitte! Oder vor Scham im Boden versinken. Wozu wurden Generika eigentlich erfunden?
Glaubt man dem Berliner Satire-Autor, scheinen die Apotheker ein sensibles Völkchen zu sein. Kaum ein Standardsatz ohne leisen Vorwurf! „Wissen Sie, wie lange ich studieren musste?“, sollen sie angeblich gern und häufig fragen. Nur manchmal legen sie Selbstbewusstsein an den Tag. Zum Beispiel, wenn sie die Phrase in die Offizin werfen: „Die inhabergeführte Apotheke ist der Garant des Gesundheitswesen!“ Versöhnliches hört der Kunde laut Phrasomat bestenfalls zum Abschied. Dann sagen die Apotheker gern: „Hier noch etwas Lektüre und ein Traubenzucker.“ Die Apotheken Umschau sorgt für Frieden und ein Lächeln.
Auch die Ärzteschaft hat Meyer schon unter die Lupe genommen. Ergebnis: Der Standardsatz lautet „Na, wie geht es uns denn?“ Danach hören Patienten gerne Phrasen wie „Oh, das gefällt mir aber gar nicht“ – damit sie sich schön fürchten können. Oder: „Am besten klären wir das labordiagnostisch ab.“
Dass es ein bisschen teurer als geplant werden könnte, erfährt man elegant mit dem Satz: „Das wäre dann jedoch eine IGeL-Leistung.“ Die Botschaft ist klar: Das kostet zwar etwas extra, ist aber superwichtig. Natürlich können Sie es auch weglassen, wenn Sie geizig sind, Sie werden schon sehen, was Sie davon haben.
Nervige Patientenfragen werden gern mit „Ich kann natürlich ach nicht in die Zukunft sehen“ abgebügelt. Wer kann das schon. Nur in Sachen Quartal haben Ärzte den Blick in die Ferne, sagen laut Meyer gern: „Damit müssten Sie dann nächstes Quartal wiederkommen.“ Und diese Ärzte-Lieblings-Phrase lässt die Kassen klingeln: „Attest gibt‘s vorne. 15 Euro!“
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