Das Angebot an Dienstleistern und Einkaufmöglichkeiten ist übersichtlich in der kleinen niedersächsischen Gemeinde Neu Darchau. Ein Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt, ein Friseur und ein Edeka-Markt stehen den 1500 Einwohnern zur Verfügung. Bis vor acht Monaten gab es in dem Ort an der Elbe auch noch eine Apotheke. Nach dem Tod des Inhabers bemüht sich die Gemeinde um einen Nachfolger.
„Apotheker gesucht als Nachfolger für unsere Landapotheke zu besonders günstigen Konditionen“, ist auf der Homepage der Gemeinde zu lesen. Vermieter der Räumlichkeiten ist der Allgemeinmediziner Dr. Hans-Joachim Oelker, der seine Praxis neben der ehemaligen Elbufer-Apotheke betreibt. Auch das Inventar ist inzwischen auf ihn übergegangen.
Oelker, der seit 30 Jahren in Neu Darchau praktiziert, hatte vor zehn Jahren den Apotheker El Sayed Ali Arafa in den Ort geholt. Damals gab es in Neu Darchau nur eine Rezeptsammelstelle, die von einer Apotheke aus dem zwölf Kilometer entfernten Dahlenburg betrieben wurde. Arafa führte die Ein-Mann-Apotheke in Neu Darchau mit der Unterstützung seiner Frau, bis er im Januar überraschend verstarb.
Die Einwohner von Neu Darchau wollen nicht zur Versorgung auf Distanz zurückkehren. Bislang steht die Apotheke aber noch leer. Um die Chancen auf eine Übernahme zu erhöhen, will Oelker die Apotheke sogar kostenfrei abgeben. „Der Nachfolger würde eine eingerichtete Apotheke übernehmen“, so der Mediziner.
Dennoch sei es nicht so leicht, einen neuen Apotheker zu finden. Zwar gebe es Interessenten. Für Apotheker mit hohen Verdiensterwartungen habe Neu Darchau allerdings nicht so viel zu bieten. „Eine Familie von der Apotheke zu ernähren ist sicherlich schwierig“, räumt Oelker ein.
Wirtschaftliche Gründe waren auch ausschlaggebend dafür, dass der Sohn des ehemaligen Apothekerleiters, Ralf Arafa, die Apotheke nicht übernehmen wollte. Er betreibt bereits die Kur-Apotheke im 15 Kilometer entfernten Hitzacker. „Die Apotheke war auf meinen Vater zugeschnitten. Zum Leben allein reichen die Einnahmen aber nicht, und als Filiale rechnet sie sich erst recht nicht“, sagt Arafa. Die Beschäftigung eines Filialapothekers in Neu Darchau sei betriebswirtschaftliches Harakiri.
Die ehemaligen Kunden seines Vaters wollte Arafa eigenen Angaben zufolge dennoch nicht im Stich lassen. Zwar wird die Rezeptsammelstelle nun wieder von der Apotheke aus Dahlenburg betrieben. Arafa hat mittlerweile allerdings eine Pick up-Stelle im Edeka-Markt eröffnet. Per Fax können die Patienten ihre Bestellung nach Hitzacker schicken, am Abend werden die Medikamente ausgeliefert.
Dass Neu Darchau mit seiner Suche erfolgreich sein wird, glaubt Arafa nicht. „Es ist schon schwer genug, in dieser Gegend überhaupt Apothekenpersonal zu finden“, sagt Arafa. Angesichts der Tatsache, dass bundesweit 3800 Einwohner auf eine Apotheke kommen, sei Neu Darchau einfach zu klein. Oelker dagegen setzt auf einen neuen Interessenten, der sich diese Woche bei der Gemeindeverwaltung gemeldet hat.
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