Alternde Belegschaft, Fachkräftemangel: Apotheken in Deutschland geht der Nachwuchs aus. Die Liste der Forderungen, wie man dem Problem begegnen könnte, ist lang. Besseres Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen und besseres Weiter- und Fortbildungsangebot sollen den Beruf wieder attraktiver machen. Ein anderes Problem wird dabei aber nur indirekt bedacht: Gerade in Großstädten fehlt der Wohnraum für Auszubildende und Berufseinsteiger. In München baut die Internationale Ludwigs-Apotheke ein Haus für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
„Wir hatten schon mehrfach Praktikanten, die uns kurzfristig wieder absagen mussten, weil sie in München keine Wohnung gefunden haben“, erklärt Inhaber Florian Picha. Manch ein Praktikant war in der Vergangenheit auf die Sofas von Freunden oder Verwandten angewiesen. Was also tun, wenn sich junge Interessenten für die Stellen finden, aber diese kein Dach über dem Kopf bekommen?
Die als Ausbildungsbetrieb ausgezeichnete Apotheke an der Kaufingerstraße möchte die Sache nun selbst in die Hand nehmen und baut ein Mitarbeiterwohnhaus.
Insgesamt 18 kleine Wohnungen sind geplant, mehrheitlich Ein- oder Zweizimmerwohnungen und zwei Wohnungen mit drei Zimmern. Die Miete soll zwischen 15 und 18 Euro pro Quadratmeter liegen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt liegt der Mietpreis in München laut verschiedener Immobilienportale bei circa 22 Euro pro Quadratmeter.
Bezugsfertig sollen die Wohnungen bereits im zweiten Quartal sein. Das Wohnhaus liegt zwar außerhalb der Stadt im Vorort Markt Schwaben, profitiere aber von seiner guten Anbindung. Zur S-Bahnstation seien es nur etwa acht Minuten Fußweg, so Picha. Nach einer 30-minütigen Fahrt – ohne Umsteigen – sei man auch schon am Arbeitsplatz angekommen. Das Mitarbeiterhaus soll auch dem Schwesterunternehmen Ilapo zur Verfügung stehen.
München gehört zu den teuersten Städten in Deutschland bezogen auf die Lebenskosten und ist sogar Spitzenreiter, wenn es um die Mietkosten geht. Laut aktuellem Stand der Hans-Böckler-Stiftung fehlen rund 1,9 Millionen günstige Wohnungen in Deutschland. Damit gemeint sind insbesondere bezahlbare Wohnungen für Einpersonenhaushalte.
Die Wohnungen sollen aber nicht nur ein Angebot für Praktikanten und Auszubildende sein. So könnten auch PTA, die zum Beispiel aus Hamburg oder Berlin kommen, einen Ausgangspunkt finden und von hier aus weitersuchen. Eine zeitliche Begrenzung soll es auch nicht geben. Zwar seien die kleinen Wohnungen nicht darauf ausgelegt, dass man nun 30 Jahre in ihnen lebe. Ein paar Jahre könne man aber schon unterkommen, so Picha.
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