Retax-Ranking: KKH – DAK – AOK Alexander Müller, 17.11.2014 09:59 Uhr
Retaxationen trüben regelmäßig das Verhältnis zwischen Krankenkassen und Apothekern. Neben dem wirtschaftlichen Schaden bleibt bei letzeren oft auch das Gefühl zurück, ungerecht behandelt zu werden – etwa wenn Kassen auf Grund kleinster formaler Mängel die Zahlung verweigern. Aber offenbar gibt es Unterschiede, wer wie hartnäckig retaxiert.
Den schlechtesten Ruf haben laut einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC die KKH und die DAK-Gesundheit: Jeweils fast ein Viertel (23 Prozent) der Teilnehmer gaben an, dass diese Kassen „am schlimmsten“ bei Retaxationen seien. Bei der Umfrage mussten sich die Teilnehmer für die aus ihrer Sicht schlimmste Kasse entscheiden; Mehrfachantworten waren nicht möglich.
Bei der DAK gab es in der Vergangenheit mehrere Fälle von finanziell besonders schmerzhaften Absetzungen bei T-Rezepten. Die Kasse kontrolliert mit Verweis auf die besonders strengen Auflagen sehr genau und retaxiert unnachgiebig. In mehreren Fällen konnte die Kasse ihre Ansprüche gegenüber Apothekern vor den Sozialgerichten durchsetzen.
Die KKH hatte ihre Rezepte jahrelang von der Leipziger Firma Interforum prüfen lassen, die unter Apothekern keinen besonders guten Ruf hat. Im Juli vergangenen Jahres hat die Kasse den Anbieter gewechselt und lässt die Rezepte jetzt von der Gesellschaft für Statistik im Gesundheitswesen (GfS) kontrollieren.
Eine Rezeptprüffirma stellt allerdings nur die technischen und personellen Möglichkeiten der Kontrolle. Wie streng letztlich retaxiert wird, kommt auf die Vorgaben der Kassen an. Denn die Prüffirmen müssen sich schon aus datenschutzrechtlichen Gründen streng an ihren Auftrag halten.
So prüft die GfS auch für die Barmer GEK, die HEK, BKK Mobil Oil und BKK Deutsche Bank die Rezepte. Über die Barmer sagten bei der Umfrage nur 9 Prozent der Teilnehmer, diese Kasse sei am schlimmsten bei Retaxationen, das ist der drittbeste Wert.
Die Techniker Krankenkasse (8 Prozent) hat noch etwas besser abgeschnitten. Allerdings setzt Deutschlands größte Kasse ihren Ruf bei den Apothekern aktuell aufs Spiel: Die TK hatte im Oktober Rechnungen über Rezepturen auf Null gekürzt, weil sie Zweifel daran hat, dass sich die Apotheker bei der Prüfung der Ausgangsstoffe an die Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) gehalten hatten.
Besser als die TK und Barmer haben bei der Umfrage nur die Innungskrankenkassen abgeschnitten: Nur 2 Prozent haben am meisten schlechte Erfahrungen mit den IKK gemacht. Das Ergebnis dürfte allerdings auch dadurch beeinflusst sein, dass auf Grund der Versichertenzahlen insgesamt weniger Rezepte eingereicht, geprüft und retaxiert werden.
Die AOK liegt hinter KKH und DAK auf dem dritten Platz: 14 Prozent halten die Ortskrankenkassen für besonders streng bei der Kontrolle. Hier dürfte es wiederum regionale Unterschiede geben, da die einzelnen AOKen einen individuellen Stil im Umgang mit den Apothekern pflegen.
Während beispielsweise die AOK Baden-Württemberg wegen falsch abgerechneter Rezepte über Metoprololsuccinat sogar schon Staatsanwälte auf Apotheker angesetzt hatte, bemüht sich die AOK Plus in Sachsen und Thüringen stets eher um ein entspanntes Verhältnis zu den Pharmazeuten.
Unterschiede dürfte es ebenso bei den Betriebskrankenkassen geben, die bei der Umfrage mit 13 Prozent fast gleichauf mit der AOK lagen. Auch hier gibt es Ausreißer: Die Novitas BKK und die mittlerweile fusionierten BKK vor Ort und BKK Hoesch etwa hatten im Herbst 2011 eine regelrechte Retaxwelle wegen Formfehlern auf Betäubungsmittel-Rezepten ausgelöst.
Alle drei Kassen hatten ihre Rezepte von der Prüffirma Protaxplus kontrollieren lassen. Erst als der öffentliche Druck immer größer wurde, knickten die „Retax-Kassen“ Anfang 2012 ein. In Nordrhein-Westfalen gibt es seitdem sogar eine vertragliche Regelung zu Formretaxationen.
Weitere 2 Prozent der Umfrageteilnehmer halten keine der genannten Kassen oder Kassenarten für die schlimmste, 5 Prozent hatten zu dem Thema keine Meinung. An der Umfrage beteiligten sich zwischen dem 14. und 16. November insgesamt 239 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC.