APOTHEKE ADHOC Umfrage

Keine Lust auf Big-Brother-Kassen

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Berlin -

Strategisches Säbelrasseln oder ausgestreckte Hand? In Niedersachsen geht die AOK wegen der Umsetzung der Rabattverträge auf die Apotheker zu – rund 30 „AOK-Berater“ schulen derzeit die Mitarbeiter. Auf einem Informationsblatt bekommen die Pharmazeuten genau aufgelistet, wie oft sie Verträge aus welchen Gründen nicht einhalten. Die Teilnehmer einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC sind wenig begeistert.

Bei 39 Prozent hat die Methode unangenehme Gefühle hinterlassen: Sie fühlten sich an „Big Brother“ erinnert, überall sei der Kontrollwahn zu spüren, der kein Ende nehme. 9 Prozent sahen die AOK-Schulung als einen Warnschuss – die Retaxationen würden ohnehin folgen.

21 Prozent kritisierten das Vorgehen als überflüssige Aktion, jede Quote habe schließlich ihre Gründe. 14 Prozent der Teilnehmer waren der Meinung, die AOK-Berater könnten ihnen nicht helfen, die Methode sei aber immer noch besser als Retax.

Immerhin 16 Prozent halten die Beratung für einen guten Service, der einen Vergleich ermögliche – so könne man sich verbessern. 1 Prozent gab an, keine Meinung zu haben. Am 29. und 30. April 2015 nahmen insgesamt 167 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC an der Umfrage teil.

Die AOK trifft eigenen Angaben zufolge vor allem auf offene Ohren: „Die Resonanz war durchweg positiv, die zusammengestellten Informationen wurden interessiert aufgenommen und als gute Möglichkeit zur Selbst- beziehungsweise Markteinschätzung gesehen“, so ein Sprecher der Kasse.

Das Informationsblatt stelle anschaulich und grafisch aufbereitet die individuelle Abgabe von Rabattarzneimitteln dar. Mit rund 400 Apotheken wurde laut Kasse jede fünfte Apotheke im Bundesland über ihre individuelle „Rabattumsetzungsquote“ informiert – und über den Durchschnittswert der niedersächsischen Apotheken, um die eigene „Leistung“ einordnen zu können.

Prüfen könnten die Apotheken auch, wie oft ihre Kollegen den Austausch jeweils wegen pharmazeutischer Bedenken, Nichtverfügbarkeit oder eines dringenden Falls verweigerten und kein Sonderkennzeichen vergaben.

Neben diesen Statistiken belehrt die AOK die Apotheker über das kleine Einmaleins der Rabattverträge: Wann darf oder sollte beziehungsweise wann und wie sollte nicht ausgetauscht werden.

In begründeten Einzelfällen gebe es dann auch keine Diskussion: „Wenn pharmazeutische Bedenken gegen die Abgabe eines rabattierten Arzneimittels sprechen, vermerkt der Apotheker eine kurze Begründung auf dem Rezept. Diese Begründung ist in aller Regel nachvollziehbar und führt entsprechend auch nicht zu einer Rückfrage.“

Die AOK will den Apotheken damit eine nützliche und hilfreiche Information zum Thema Rabattarzneimittel bieten. „Selbstverständlich liegt es auch in unserem Interesse, im Sinne der Versichertengemeinschaft für eine hohe Akzeptanz des rabattfähigen Marktes zu werben“, so der AOK-Sprecher. Bereits 50 Apotheken seien in den vergangenen Tagen beraten worden.

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