APOTHEKE ADHOC Umfrage

Freestyle-Direktvertrieb kommt nicht gut an

, Uhr
Berlin -

Schulungsvideo, Livechat, Telefonhotline – Abbott setzt bei seinem Freestyle Libre auf Telematik statt auf Apotheker. Das neue Messsystem für Diabetiker wird ausschließlich direkt über eine Online-Plattform vertrieben. Der Apothekerverband Duisburg/Niederrhein zeigte sich bereits wenig begeistert. Auch die Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC bewerten die neue Vertriebsform mehrheitlich negativ.

Insgesamt 69 Prozent kritisierten den Verzicht auf die Apotheker: 44 Prozent sahen darin gar einen Skandal, Abbott stelle Apotheken infrage. Weitere 25 Prozent fanden, der Direktvertrieb sei schlecht für die Patienten, da eine unabhängige Beratung fehle. 16 Prozent waren der Meinung, der Direktvertrieb sei sogar besser, da das System ohnehin nichts tauge.

13 Prozent hielten das Vorgehen von Abbott für legitim, die Entscheidung über den Vertriebsweg liege schließlich beim Hersteller. 3 Prozent hatten keine Meinung. Insgesamt nahmen am 8. und 9. April 197 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC an der Umfrage teil.

Warum Apotheken beim Vertrieb umgangen werden, behält der Hersteller für sich und verweist stattdessen auf die Website, „die eine hohe Auseinandersetzung des Kunden mit dem Produkt unterstützt und eine umfangreiche Patientenschulung beinhaltet“. Technik und Handhabung seien ohnehin einfach.

Laut Carsten Moser vom Apothekerverband Duisburg/Niederrhein ist die Online-Plattform jedoch in reinem Marketing-Deutsch gehalten, Fachinformationen fehlten völlig. Ratlosen Patienten, die wie gewohnt die Apotheke aufsuchen, ist dort nicht recht zu helfen, denn auch den Pharmazeuten fehlen die Informationen: Bis auf Standardantworten, werde man von der Abbott-Telefonhotline abgeblockt, sagte Moser.

Der Verband bat um Informationen und Klarstellung, „wie aktuell die Notfallversorgung mit den entsprechenden Geräten und Sensoren im Bereitschaftsdienst und eine Vergütung von eventuell zusätzlich anfallenden Beratungsleistungen durch die Apotheke erfolgen sollen.“ Eine Antwort von Abbott steht weiterhin aus.

Seit November vertreibt der Hersteller seinen Hightech-Sensor. Noch im Herbst wurde das System von Ärzten getestet, ab Mitte des Jahres sollen in einem Projekt der DAK-Gesundheit ausgewählte Patienten die Kosten für den Sensor erstattet bekommen. Seit Marktstart wird der Hersteller „regelrecht überrannt“, so Abbott. Die Lieferengpässe werden derzeit über eine Warteliste abgearbeitet. Mittlerweile hat der Konzern die Produktion ausgebaut. Der „Webshop“ werde nach und nach wieder für Neukunden geöffnet, die Warteliste abgearbeitet.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Verbändefusion bringt keine Einsparungen
MAV: Ein Verband, drei Geschäftsstellen

APOTHEKE ADHOC Debatte