Das Großhandelsgeschäft teilen sich hierzulande ein halbes Dutzend Unternehmen fast vollständig untereinander auf. Trotzdem verfügen etwa 4000 Händler über eine Großhandelserlaubnis, drei Viertel davon sind Apotheken. Diese können damit auch untereinander mit Arzneimitteln handeln. Diese Möglichkeit wird in der Branche durchaus geschätzt.
Bei einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC gaben 39 Prozent der Teilnehmer an, der Handel zwischen Apotheken biete eine Chance mehr, Ladenhüter loszuwerden. Davon profitieren beide Seiten. Die beziehende Apotheke kann günstig einkaufen, die abgebende erhält immer noch mehr, als wenn sie die Ware mit Abschlägen zum Großhandel retourniert.
Weitere 19 Prozent finden den Binnenhandel zwischen Apotheken „immer mal interessant bei guten Angeboten“. Während sich diese Teilnehmer der Umfrage für kurzfristige Ersparnisse und Schnäppchen interessieren, haben andere die Versorgung im Blick: 17 Prozent der Teilnehmer geben an, dass der Handel zwischen Apotheken „extrem nützlich gegen Lieferengpässe“ sei.
Eine Minderheit von 5 Prozent setzt den Zwischenhandel als „gutes Druckmittel gegen den Großhandel“ ein. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen: 12 Prozent gaben an, solche Geschäfte seien uninteressant, da zu viel Aufwand hinter der zu erzielenden Marge stecke. Weitere 7 Prozent sehen sogar die Arzneimittelsicherheit gefährdet.
An der Umfrage nahmen am 10. Und 11. Mai 2016 insgesamt 212 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.
Das Kölner Unternehmen Pharmastoc will den Zwischenhandel mit einer Plattform erleichtern: Apotheken mit und ohne Großhandelserlaubnis, Groß- und Zwischenhändler sowie Hersteller können online ihre Ware anbieten oder verkaufen. Der Handel findet anonym statt – wer dahinter steckt, wird auf der Plattform nicht angezeigt. Das erfahren die Beteiligten – und nur sie – erst nach Abschluss der Transaktion. Dann werden Kontaktdaten, Bankverbindung und die Bezugsberechtigungen der jeweils anderen Partei ausgetauscht, um eine Abwicklung zu ermöglichen.
Damit trotzdem ein sicherer Handel möglich ist, überprüft Pharmastoc die Nutzer bei der Registrierung. Alle Zwischenhändler müssen gegenüber dem Unternehmen nachweisen, dass sie überhaupt mit Arzneimitteln handeln dürfen. Zusätzlich wird die Vorlage eines entsprechenden Handelsregisterauszugs verlangt.
Großhändler und Hersteller zahlen für die Nutzung 100 Euro monatlich für mindestens ein Jahr. Eine Grundgebühr für Apotheken gibt es nicht, sie zahlen aber wie alle anderen für jede Aktion: Pharmastoc kassiert jedes Mal 10 Cent, wenn ein Händler ein Angebot oder Gesuch einstellt, nachträgliche Preisänderungen sind kostenlos. Zusätzlich gibt es eine Transaktionsgebühr in Höhe von 1 Prozent des Nettowerts, mindestens aber ein Euro. Um aktiv zu werden, muss man zunächst ein Guthaben bei Pharmastoc aufladen.
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