Parkplätze sind für Apotheken ein wichtiger Standortfaktor und Frequenzbringer. Auch vor der St. Georgs-Apotheke in Würzburg gab es viele Jahre vier Standorte für Kurzzeitparker. Als Inhaberin Katharina Köhl jedoch vor wenigen Tagen morgens zur Arbeit kam, war sie schockiert. Die Stadt hatte vor ihrem Betrieb in einer „Nachtaktion“ Fahrradstellplätze installiert, wie sie sagt.
Seit acht Jahren führt Köhl die Apotheke. Der Betrieb ist seit 1931 in Familienbesitz und der Kontakt zu den Behörden in der unterfränkischen Stadt ist vorhanden. Dass die Autoparkplätze vor der Apotheke weichen sollen, habe sie nicht gewusst, sagt die Apothekerin. Statt den vier Standorten gebe es jetzt Parkplätze für 24 Fahrräder.
Die Situation sei „schlimm“ und „unglaublich“, so die Inhaberin, die an ihre Kundschaft denkt. Bereits jetzt – eine Woche nach der Umwandlung – hätten sich zahlreiche Kund:innen beschwert. „Sie sind alle aufgebracht, weil sie nicht wissen, wie es weiter gehen soll.“ Gerade für Senioren sei der Besuch vor Ort wichtig. „Viele Kunden brauchen den direkten Kontakt, den Austausch mit Menschen. Das bieten wir hier in der Apotheke.“
Natürlich werde sie ihren Botendienst als Ersatz anbieten. Doch das persönliche Gespräch und den Treffpunkt könne der Lieferdienst nicht ersetzen. „Ich bin auch kein Buchladen, Metzger oder Sportladen“, betont die Inhaberin. Sie gebe für die Gesundheit nötige Arzneimittel ab. Dass sie mit den Fahrradparkplätzen nicht einverstanden ist, teilte sie dem Oberbürgermeister bereits per Brief mit. Wenn wenigstens die Hälfte der Parkplätze rückgebaut würden, wäre das aus ihrer Sicht eine Hilfe.
Als Grund für die Umwandlung der Stellplätze gibt die Stadt in einem Bericht der Mainpost die knappe Straßenbreite an. Hauptproblem sei die Liefersituation für die gegenüberliegende Norma-Filiale. Morgens komme der Lkw und gleichzeitig könne ein Linienbus nicht mehr durchfahren, wenn die Autos vor der Apotheke nicht perfekt innerhalb der Markierungen stünden. Dadurch sei es bereits zu Verspätungen im Linienverkehr gekommen. Die Alternative wäre demnach nur ein absolutes Halteverbot gewesen.
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