Sonntagsöffnung? Ich kündige! APOTHEKE ADHOC, 07.08.2017 10:30 Uhr
Wie „heilig“ ist der Sonntag? Nach Umfrage sind die meisten Deutschen dafür, den Händlern mehr Spielraum zu geben, bei den Gewerbetreibenden ist das Thema umstritten. In den Apotheken hat der verkaufsoffene Sonntag laut einer Umfrage von APOSCOPE wenig Fans. Die Umfrage aus der Reihe ACAlert wurde von ACA Müller ADAG Pharma in Auftrag gegeben.
91,5 Prozent der Teilnehmer sind demnach gegen die Öffnung von Apotheken am Sonntag. Nur 4,5 Prozent sind dafür, 4 Prozent unentschieden. Während nur Bei den Inhabern unter den Befragten ist die Verteilung noch eindeutiger: Nur 2,6 Prozent von ihnen stehen der Idee aufgeschlossen gegenüber, auch sonntags am HV-Tisch zu stehen. Bei den PTA sind es 6 Prozent.
Als wichtigste Argumente werden von den – wenigen – Befürwortern genannt: mehr Service für die Kunden (71 Prozent), Entlastung für die Notdienstapotheken (64 Prozent) und steigende Umsätze beziehungsweise Kundenfrequenz (57 Prozent). Bedarf von Seiten der Kunden, Vorteil im Wettbewerb sowie eine gutes Kosten- /Nutzenverhältnis sind weitere Argumente pro Sonntagsöffnung.
Umgekehrt fürchten die Gegner ein schlechtes Verhältnis von Aufwand und Ertrag (71 Prozent), gerade weil insgesamt nicht mit einer Ausweitung des Geschäfts zu rechnen sei (63 Prozent). Am größten aber ist die Befürchtung, dass die Mitarbeiter unzufrieden sein könnten (87 Prozent). Nachteile für die notdiensthabenden Apotheken sehen einige Kollegen, andere vermuten schlicht keinen Bedarf auf Seite der Kunden.
Und tatsächlich wäre eine Öffnung am Sonntag in den meisten Apotheken wohl schwer durchzusetzen: 56 Prozent der Angestellten stimmten der Aussage vollkommen oder überwiegend zu, sich nach einem neuen Arbeitsplatz umzusehen, sollte der Chef sie auch noch sonntags arbeiten zu lassen. Nur 18 Prozent schließen das aus, der Rest ist unentschlossen. Auch die Inhaber machen sich diesbezüglich wenig Illusionen: 64 Prozent glauben, dass sie einen personellen Aderlass riskieren würden.
Um überhaupt sonntags Patienten versorgen zu können, müssten aus Sicht der Teilnehmer verschiedene Bedingungen erfüllt sein: Laut drei von vier Befragten müsste der Großhandel liefern, weitere 69 Prozent finden, dass auch die Ärzte im Dienst sein sollten. 64 Prozent finden, dass der Einzelhandel vor Ort ebenfalls geöffnet haben müsste. Und die Dienstleister der Apotheken sollten erreichbar sein, finden 55 Prozent.
72 Prozent der Inhaber glauben, dass sonntags ein kleineres Team den Betrieb stemmen könnten, dagegen sind es bei den Angestellten nur 55 Prozent. Einen Wachschutz hielten 8 Prozent der Inhaber und 23 Prozent der Angestellten für nötig.
69 Prozent der Inhaber gaben außerdem an, dass sie zusätzliche Mitarbeiter einstellen müssten, um die Sonderschichten leisten zu können. Nur 5 Prozent kämen nach eigenem Bekunden auch mit der bestehenden Belegschaft aus. Allen Beteiligten ist übrigens klar, dass an einem Sonntagszuschlag kein Weg vorbei führt: 85 Prozent der Inhaber und 93 Prozent der Mitarbeiter sind der Ansicht, dass Dienste am Sonntag besser vergütet werden sollten.
Die meisten wären – wenn überhaupt – für abgespeckte Öffnungszeiten: 96 Prozent sind dagegen, dass die Apotheke wie an anderen Wochentagen geöffnet sein sollte. Dabei wären 80 Prozent gegen die Öffnung am Vormittag und sogar 89 Prozent gegen die Öffnung am Nachmittag. Dass die Apotheke auch noch einen Botendienst anbietet, halten 89 Prozent für überflüssig.
Die aktuelle Befragung im Auftrag von ACAlert wurde im Juni über das Marktforschungstool APOSCOPE durchgeführt. An der Onlinebefragung nahmen 307 Apotheker und PTA teil. Mehrfachantworten waren teilweise möglich.