Am 14. Juni sollen die Apotheken aus Protest geschlossen bleiben – Notdienst-Apotheken ausgenommen. Doch wie groß wird die Beteiligung an der Aktion in rund zwei Wochen tatsächlich sein? Laut einer aposcope-Umfrage wollen 57 Prozent der leitenden Apotheker:innen (Inhaber:innen und Filialleiter:innen) die Apotheke komplett schließen, weitere 10 Prozent zumindest stundenweise. In 26 Prozent der Apotheken wird demnach noch diskutiert, 7 Prozent haben sich bereits gegen eine Schließung entschieden.
Aufgeteilt nach Berufsgruppen, ist die Entschlossenheit bei den – wohl maßgeblichen – Inhaber:innen am größten: 70 Prozent wollen komplett oder für eine begrenzte Zeit ihre Offizin zusperren. Auch unter den Filialleiter:innen ist eine Mehrheit für Schließungen. Größere Unsicherheit besteht demnach noch bei angestellten Approbierten ohne Leitungsfunktion sowie den PTA und PKA in den Teams.
Insgesamt scheint es aber eine große Zustimmung zu der Aktion an sich zu geben: 90 Prozent finden es wichtig, dass die eigene Apotheke am Protesttag geschlossen bleibt. Die tatsächliche „Streikbereitschaft“ wird wohl auch vom Umfeld abhängen. 21 Prozent der Inhaber:innen gaben an, dass „alle“ benachbarten Apotheken schließen werden, 35 Prozent wissen das zumindest von einer Mehrheit der Kolleg:innen. Doch 40 Prozent haben sich hierzu noch gar nicht mit anderen ausgetauscht.
Abseits der Schließung planen viele Apotheken weitere Protestaktionen. Am häufigsten werden dabei Plakate, Flyer, Infostände und Gespräche vor der Apotheke sowie die Schaufensterdeko und Social Media genannt.
Neben vielen dezentralen Treffen sind bislang auch zwei größere Demonstrationen am 14. Juni geplant. Ein Protestmarsch mit Kundgebung in Berlin sowie eine Großdemo in Düsseldorf. Die Mehrheit der Teams ist laut Befragung aber noch unentschlossen, ob sie die Veranstaltungen besuchen wird: „noch in Planung/Diskussion“ sagt mehr als die Hälfte (52 Prozent). Immerhin: 5,4 Prozent gaben an, dass das ganze Team zur Demo fährt, bei weiteren 10,5 Prozent zumindest Teile des Teams. Die Inhaber:innen haben übrigens ausnahmslos angegeben, den Demonstrierenden nicht den Lohn zu kürzen.
Die 7 Prozent der Befragten, die angegeben haben, auf keinen Fall schließen wollen, wurden nach ihrer Motivation gefragt. Am häufigsten genannt werden „zu große finanzielle Einbußen“, „Ärger mit der Kundschaft“ oder dass „der Versorgungsauftrag nicht gesichert“ werden kann. Andere sehen schlicht keine Aussicht auf Erfolg. Insgesamt ist die Stimmung verhalten positiv: Knapp die Hälfte (48 Prozent) aller Befragten ist positiv gestimmt und glaubt an den Erfolg des Protesttags.
Unterstützung erhoffen sich die noch Unentschlossenen von der Abda und der Adexa. Die Standesvertretung und die Gewerkschaft sollten mehr Überzeugungsarbeit bei den Kolleg:innen und auch mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten, so der Tenor.
Positiv scheint die Resonanz der Kund:innen zu sein. Wo die Teams in den Apotheken schon über den anstehenden Protesttag informiert haben, gab es laut den Befragten in 92 Prozent der Fälle positive Resonanz.
Und wofür demonstrieren die Teams? Die zentralen Forderungen der Abda sehen unter anderem eine Erhöhung des Fixums von derzeit 8,35 Euro auf 12 Euro inklusive Dynamisierung vor, eine regelmäßige Pauschale für jede Betriebsstätte, das Ende der Nullretaxation, einen höheren Engpass-Ausgleich, kein Inkasso-Risiko des Herstellerrabattes mehr und eine Einschränkung des Präqualifizierungsverfahrens sowie Einzelmaßnahmen zum Bürokratieabbau. Doch was wollen die Apotheken? Wofür schließen die Kolleg:innen am 14. Juni die Türen?
Laut der aposcope-Befragung sind das höhere Fixum (34 Prozent), die jährliche indexierte Anpassung des Fixums an die Kostenentwicklung ohne gesonderte Maßnahmen des Gesetz- oder Verordnungsgebers (22 Prozent), und die Reduzierung von Retaxationsverfahren (19 Prozent) die wichtigsten Punkte. Zumindest bei letzterem hat die Bundesregierung unlängst Bereitschaft signalisiert.
Am Protesttag in knapp zwei Wochen wollen die Kolleg:innen Aufmerksamkeit für eine Erhöhung des Apothekenhonorars schaffen – sagen 43 Prozent der Befragten. Aber es geht nicht nur ums Geld – 22 Prozent legen für mehr Aufmerksamkeit zum Thema Lieferengpässe die Arbeit nieder, weiteren 21 Prozent geht es um Anerkennung, Wertschätzung und die Wichtigkeit der Vor-Ort-Apotheken und 15 Prozent haben sich den Bürokratieabbau auf die Fahne geschrieben. Die Vor-Ort-Apotheken stärken sowie mehr Gehalt geben je 14 Prozent der Befragungsteilnehmer:innen als Hauptgrund für den Protesttag an.
An der aposcope-Befragung nahmen am 24. und 25. Mai insgesamt 332 verifizierte Apotheker:innen, PKA und PTA teil.
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