ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Vielen Dank für die Blumen!

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Berlin -

Vor der Rosen-Apotheke steht Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit einem Blumenstrauß. Er möchte einfach mal „Danke!“ sagen. Natürlich nur stellvertretend in eine der 18.000 Apotheken, aber irgendwo muss man ja anfangen. Und selbst das ist gar nicht so einfach.

In der Offizin ist es ziemlich voll. Der Minister sieht sich um und freut sich über die vorbildlichen Corona-Schutzmaßnahmen. Bei einem Teil der Frei- und Sichtwahl würde er allerdings gern über die Evidenz diskutieren. Aber dafür ist er nicht gekommen.

Warum dauert das denn so lange? Lauterbach tritt ein Stückchen näher heran und hört etwas von Rabattvertragsumstellung und Lieferengpässen. Doch dann trifft ihn der strenge Blick der Apothekerin, die erst ihn und dann die übertretene Diskretionslinie auf dem Fußboden ansieht. Verlegen macht er einen schnellen Schritt zurück.

Jetzt ist endlich der Minister an der Reihe: „Ich möchte mich bei den Apothekern ganz herzlich Bedanken“, sagt Lauterbach und will den Blumenstrauß überreichen, bleibt aber an der Plexiglasscheibe hängen. Die Apothekerin guckt verwirrt und fragt sich, ob das der Dank für die 13.000 Euro ist, die ihr die Regierung über den Kassenabschlag wegnehmen will.

Aber zum Grübeln bleibt keine Zeit, ihre PTA hat die Praxis am Telefon, die meckert, weil sie ein fehlerhaftes Rezept neu ausstellen soll. „Die Apotheker spielen eine immer größere Rolle bei der Art und Weise wie wir in Deutschland Medizin organisieren“, sagt Lauterbach. Das hört unglücklicherweise auch der Arzt am anderen Ende der Leitung, erkennt des Ministers Stimme und legt wütend auf.

Lauterbach will noch die Impfkampagne loben und die Bürgertests in der Apotheke, aber gerade kommt eine Lieferung in der Apotheke an – beziehungsweise sie kommt nicht an. „Wieder kein Fiebersaft“, stöhnt die PKA. „Also da kann ich Sie beruhigen“, mischt sich Lauterbach ein. Empirisch ist weder eine Firma abgewandert noch pleite gegangen.“ Jetzt ist es ganz still in der Apotheke.

Lauterbach räuspert sich: „Somit öffnen wir die Apotheken zunehmend für Leistungen, die in der Offizin erbracht werden.“ Und fügt leiser hinzu: „Trotzdem, mit diesen neuen Möglichkeiten, die sich für Apotheker ergeben, ist es auch wichtig, dass wir für die Kernaufgabe Effizienzreserven heben.“ Die Apothekerin guckt ungerührt: „Sie wollen meine 13.000 Euro, stimmts? Danke für die Blumen.“

Weil sich die FAS schon einmal wegen eines ApoRetrO Sorgen um das Image des echten Herrn Lauterbach (damals noch nicht Minister) gemacht hat, sei kurz klargestellt: Minister Lauterbach hat sich zwar bei den Apothekern bedankt, aber aus sicherer Entfernung vom BMG aus. Die O-Töne können Sie hier nachhören.

Die Abda, die Freie Apothekerschaft und die Adexa kritisieren die geplante Anhebung des Kassenabschlags. Und dieser Kollege hat selbst einen Brief geschrieben und Lauterbach zu sich eingeladen.

Aber nicht nur die Apotheker:innen und PTA sind entsetzt von den Sparplänen des Ministers. Kritik am GKV-FinStG kommt aus allen Richtungen. Man hat das Gefühl, Lauterbach hat überhaupt keine Freunde mehr.

Die Bemerkung über die Lieferengpässe wird auf Seiten der Industrie nicht unbedingt geholfen haben, die Beliebtheitswerte zu steigern – wobei Lauterbach darauf offenbar auch keinen Wert legt. Ratiopharm und Klosterfrau haben gegenüber APOTHEKE ADHOC erklärt, wie sie mit dem Thema umgehen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) findet zwar Rezepturen jetzt okay, hält das Ganze aber eher für ein Verteilungsproblem. Wenn das so ist, dann müssen die mehr als 90 Prozent der Teilnehmer:innen eine aposcope-Umfrage, die von Versorgungsproblemen berichten nur die knapp 10 Prozent der Kolleg:innen ausfindig machen, die das ganze Ibuprofen und Paracetamol horten. Am besten, Sie fragen gleich nebenan mal nach. Und bringen Sie Blumen mit! Schönes Wochenende!

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