ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Trump vs. Spahn – wer schweigt besser?

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Berlin -

Die beiden Männer haben viel gemeinsam: Sie sind machtbewusst und lieben den öffentlichen Schlagabtausch. Donald Trump und Jens Spahn. Und beide haben derzeit ein Bühnenproblem. Daher die Idee mit der gemeinsamen TV-Debatte. Problem: Ihre Reden haben sich beide schon versilbern lassen und hüllen sich jetzt bei fast allen kritischen Fragen in goldenes Schweigen.

Die Vorzeichen: Seine miraculously eingehandelte Corona-Infektion hat den Wahlkampf des US-Präsidenten durcheinandergebracht, vor allem Zeit- und Ablaufplan der TV-Duelle mit seinem Herausforderer Joe Biden. Jens Spahn auf der anderen Seite steht gar nicht zur Wahl. Er ist ja auch unter 70 und hat noch ein bisschen Zeit. Doch immer mehr Parteibekannte drängeln ihn, doch noch für den CDU-Vorsitz zu kandidieren. Dann wäre das Bewerbertrio abgesägt und Bienenkönig Söder könnte Kanzlerkandidat werden. Das hat Corona sicher nicht gewollt.

Damit Trump irgendwen unterbrechen kann und Spahn einen Diskussionspartner auf Augenhöhe hat, wird das erste transatlantische TV-Duell ersonnen. Doch das klingt nur auf dem Papier gut, denn mit der Auswahl zu diskutierenden Themenkomplexe sind beide Kandidaten nicht zufrieden. Und so besteht der auf 90 Minuten angesetzte Schlagabtausch weit überwiegend aus Schweigen.

Zum Beispiel als der Moderator Trump zum Thema Steuern befragte. Trump: „Kein Kommentar.“ Spahn lächelt dazu so spitzbübisch, wie er vermag: „Mehr als 750 Euro jedenfalls.“ Wogegen der US-Twitterraufbold auf die an sich schon fragliche Frage nach den jährlichen Frisörausgaben heiser bellt: „Mindestens 70.000 Dollar. Mindestens.“ Spahn dagegen: „Kein Kommentar.“

Den Themenkomplex Coronapolitik hätten beide gerne übersprungen. Spahn aus Aberglaube (Söder-Autobahntest-Effekt) und Trump aus naheliegenden Gründen. Mehr als 200.000 Todesfälle in den USA. Ihm fällt nichts ein außer: „Mit Biden wären es zwei Millionen gewesen. Oder vier Millionen. Sicher mehr als vier Millionen.“ Spahn ist froh, dass es bei ihm zu Hause viel besser aussieht. Und dennoch: Zaghaft überlegt er, ob Schöneberg mittlerweile auch schon Berliner Risikogebiet ist. Naja, notfalls kann man ja umziehen. Ganz in Gedanken überhört er die nächste Frage des Moderators. „Immobilienmarkt? Was? Nein! Ist Privatsache!“ Trump hätte gerne über den Trump Tower gesprochen, aber darauf hat der Moderator keine Lust mehr. Ende der Debatte. Spahn verteilt Masken an alle und will gehen. Wo er die denn her habe? „Ist Privatsache! Ich meine: Kein Kommentar.“ Und wer hat die Logistik… „KEIN KOMMENTAR!!“

Zurück in der Wirklichkeit des Parlaments musste sich Spahn tatsächlich einige Fragen zu seiner Maskenpolitik gefallen lassen. FDP-Politiker Karsten Klein hat Gefallen daran gefunden, das BMG zu löchern. Man kann jeder Regierung durchaus zugestehen, in der Hochphase einer Pandemie auch mal überstürzte Entscheidungen zu treffen, die im Rückblick wirtschaftlich nachteilig waren.

Aber den millionenschweren Logistik-Deal ohne Ausschreibung an einen CDU-Buddy aus dem eigenen Münsterländer Sprengel vergeben? Beunruhigend ist daran weniger, dass Spahn solche Manöver trotz seiner Historie und seiner Ambitionen immer noch durchzieht, sondern dass er sich anscheinend gar keine Sorgen darüber macht, damit aufzufliegen.

Trotz Masken in Hülle und Fülle breitet sich Corona auch in Deutschland wieder schneller aus. Mehr als 4000 Neuinfektionen an einem Tag – wir sind Anfang Oktober wieder mitten im April. Und benutzen Wörter wie Beherbungsverbot. Immerhin in Berlin dürfen Apotheken jetzt Corona-Tests abgeben.

„Welche Sicherheit soll ich bieten? In meinem Fall wäre das ein alter Volvo und ein halbes Warenlager.“ Eine Apothekerin spricht sich ihren AvP-Frust von der Seele. Aufgeben kommt für sie nicht in Frage, schließlich hat sie rund 30 Mitarbeiter, für deren Arbeitsplätze sie verantwortlich ist. Und wenn es für sie oder andere betroffene Kollegen doch zu eng wird, bleibt als Ausweg noch die Sanierung in Eigenverwaltung. Ein Insolvenzexperte erklärt im Video, wie man die Gläubiger auf Distanz hält.

Der staatliche Rettungsschirm wird zwar nicht gespannt, aber die Politik kümmert sich zumindest ansatzweise um die AvP-Apotheken. Wer durch die Pleite des Rechenzentrums in Liquiditätsengpässe geraten ist, kann bei der staatlichen Förderbank KfW Schnellkredite beantragen. Bei dem Zinssatz von 1 Prozent im KfW-Sonderprogramm seien die beihilferechtlichen Möglichkeiten „voll ausgereizt“, heißt es.

Je nachdem, wie am Ende des Insolvenzverfahrens die Quote ausfällt, helfen günstige Kredite den Apothekern aber nicht weiter. Das Geld muss ja trotzdem verdient werden. Kein Wunder, dass sich laut einer aposcope-Umfrage nur eine Minderheit der angestellten Apotheker derzeit nach der Selbstständigkeit sehnt. Und dieser Kollege ist sogar den Schritt zurück gegangen.

Zumindest etwas Hoffnung für die Zukunft macht ausgerechnet die EU-Kommission. Die erhebt nämlich keine Einwände gegen das geplante Rx-Boni-Verbot. Freie Bahn für das Apothekenstärkungsgesetz. Jetzt ist auch der Änderungsantrag zum Botendienst gekommen: 2,50 Euro gibt es dauerhaft. Reicht für ein Eis! Zu kalt für Eis? Dann ab in die Kältekammer der Apotheke. Schönes Wochenende!

 

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