ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Tiefschlag für die Super-PTA

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Berlin -

Endlich! Der große Tag! Sophie soll heute feierlich zur „Super-PTA“ ernannt werden. Das ganze Team fiebert dem Termin seit Wochen entgegen, nur wenig Missgunst mischt sich in die allgemeine Vorfreude. PTA Sophie hätte das Kleingedruckte lesen sollen. Dasselbe gilt für ihren Chef.

Die Abschlussnote als Kriterium der Tauglichkeit hatte der Apotheker schon immer als unzureichend empfunden. Also vergibt er erweiterte Kompetenzen an die PTA in seinem Team nach einem eigenen System. „Die beiden Säulen einer guten Beratung sind Kompetenz und Kommunikation“, erklärt er. Reden und wissen worüber man spricht zu gleichen Teilen, wie es so schön heißt.

Sophie erfüllt alles: Sie war Jahrgangsbeste in der PTA-Schule und hat in den bisher vier Jahren ihrer Berufstätigkeit so ziemlich jede Fortbildung absolviert, die von der Kammer oder irgendeinem Hersteller angeboten wurde. Und ihre einfühlsame Schlagfertigkeit selbst im kompliziertesten Kundengespräch lässt an ein heimlich abgeschlossenes Psychologiestudium mit Fortbildung zur Mediatorin glauben. Keine Frage, Sophie hat es sich verdient, in der internen Hierarchie der Apotheke aufzusteigen. Bei der kleinen Feier streift sie mit von Sekt und Stolz rot gefärbten Wangen das Super-PTA-Shirt über.

„Wann soll ich den ersten Notdienst übernehmen?“, fragt sie ihren Chef voller Eifer. Doch der erklärt, dass ihre Rechte so weit leider nicht reichen. Und, nein, die Filiale darf sie auch nicht vertretungshalber leiten. „Aber die BtM-Dokumentation könnte ich doch verantworten?“ Der Chef schüttelt verlegen den Kopf. Sophie fragt noch ein bisschen weiter, dann schlägt sie enttäuscht die Augen nieder. Der Chef tröstet sie: „Ist doch toll, du stehst jetzt nicht mehr unter direkter Aufsicht.“ „Sie meinen, Sie schalten die Kameras ab?“

Nein, auch das ist es leider nicht, nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müssen erfahrene PTA künftig nicht mehr jeden Vorgang von einem Pharmazeuten absegnen lassen. Damit wird zwar in vielen Fällen eine gelebte Praxis legitimiert, aber trivial ist das trotzdem nicht. Denn mit diesem Argument ist es nur noch ein kleiner Schritt, der Super-PTA das Recht einzuräumen, den Chef für fünf Minuten zu vertreten, wenn der mal eben zur Bank nebenan muss. Oder für zehn Minuten…

Kurz vor Ostern wurden Adexa und der BVpta von dem Referentenentwurf überrascht – und zeigten sich nicht besonders begeistert. Die Verlängerung der Ausbildung ist vom Tisch, nur die Inhalte werden neu sortiert. Eine positive Stimme kommt von einem PTA-Schulleiter. Merkwürdig ist allerdings, wie dem Fachkräftemangel in der Offizin entgegengewirkt werden soll, wenn den angehenden PTA schon im Praktikum alternative Betätigungsfelder nähergebracht werden.

Da ist aber nichts im Vergleich zu dem Etikettenschwindel, den Minister Spahn den Apothekern mit dem „Apothekenstärkungsgesetz“ serviert hat. Zumindest für Teile des Honorarplus werden auch zusätzliche Leistungen verlangt, der eigentliche Klops ist aber das geplante Boni-Verbot. Arzneimittelrechtsexperte Dr. Elmar Mand erklärt sehr nachvollziehbar, warum ein Verbot, dass erst gestrichen, dann umgezogen und dann referenziert wird, nicht besonders griffig ist.

Diese Erkenntnis hat sich auch bei etlichen Kammern und Verbänden durchgesetzt. Und so hat man sich dort über die eher positive Bewertung des Spahn-Pakets seitens ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DAV-Chef Fritz Becker gewundert. Und dieser Verwunderung im Antrag auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung Ausdruck verliehen. Die ABDA-Stellungnahme zum Gesetzentwurf wollen die Landesfürsten nicht Schmidt und seinem Team allein überlassen. Man kann das ein Misstrauensvotum nennen.

Ein tiefes Misstrauen hegen die Apotheker seit Längerem gegen die Grünen, gesät dereinst von Biggi Bender. Misstrauisch sind die Apotheker also auch, wenn die Grünen eine eigenes Apothekengesetz in den Bundestag einbringen. Das hat zwar sowieso überschaubare Aussichten auf Erfolg, aber es spiegelt eben doch eine politische Haltung. Mit der Devise „Umverteilung“ können nicht nur die sehr reichen Apotheker nichts anfangen, das ist eine Grundsatzfrage. Beim Sicherstellungsfonds sieht die Welt schon anders aus und viele der Detailvorschläge der Grünen sind für die Apotheker durchaus hörenswert. Wäre da nicht wieder das Hohelied der Höchstpreise.

Mit dem Ärger über vergleichsweise kleine Preise musste sich die Noweda nach dem Launch ihrer Plattform IhreApotheken.de herumschlagen. Denn mit erst später nach der Einführung anfallenden Transaktionsgebühren haben Apotheker schon schlechte Erfahrungen gemacht. Es gibt aber auf der anderen Seite die nicht von der Hand zu weisende Argumentenkette, dass die Plattform ja irgendwie betrieben werden muss, Werbung und Dienstleistung woanders auch nicht gratis sind und das Geld ja am Ende in der Familie bleibt.

Am HV-Tisch musste sich manch einer in dieser Woche vielleicht auch wieder mit dem Abzocke-Vorwurf auseinandersetzen, den diesmal der NDR erhoben hat. Das Ganze zwischen so Feinheiten des Berufs wie der Erneuerung des Sachkundenachweises. Und wer noch Vakanzen hat, kann seine Kraft in einen Umbau stecken – kann sich lohnen. Schönes Osterwochenende!

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