Apothekenpflicht für Coronatests, das ist ein Wunsch der Abda. Gesundheitsminister Jens Spahn hat bedauerlicherweise wenig Übung darin, die Wünsche der Apotheker zu erfüllen. Er will die Tests lieber in der Schütte sehen. Jetzt liegt ein Kompromiss auf dem Tisch: Ein Schnelltest-Schnelltest, der zum Bezug der Schnelltests außerhalb von Apotheken berechtigt.
Laientests – da muss man Minister Spahn recht geben – sagen deutlich, was sie sein wollen: Corona-Schnelltests, die jede/r für sich durchführen kann, ohne Hilfe durch medizinisches Fachpersonal. Nur: Apotheker:innen haben reichlich Erfahrungen mit Menschen, die ihren Blutzucker zum ersten Mal selbst messen müssen oder einen Inhalator richtig halten sollen. Bei einem so potenziell folgenreichen Ereignis wie der Anwendung eines Corona-Tests sollte also sichergestellt sein, dass die Handhabung sitzt. Das findet Herr Spahn auch.
Deshalb steht jetzt die Idee im Raum, dem Bezug von Schnelltests einen Schnelltest voranzustellen. Nur wer diese mehrteilige Prüfung besteht, bekommt ein Zertifikat, dass zum Bezug von Laientests berechtigt. Schritt 1: Sobald zehn verschiedene Tests eine Zulassung erhalten haben, bekommen ausnahmslos alle Bundesbürger:innen ab einem Alter von 18 Monaten – „Denn bei den Jüngsten wäre es ja Quatsch“ – jeweils einen Bestandteil jedes zugelassenen Testsets zugeschickt und muss die Stäbchen, Tupfer und Lösungen dem gesuchten Testverfahren richtig zuordnen.
Lesetest: Klar, in der Anleitung sollte die Nutzung verständlich beschrieben sein. Aber wenn man die gar nicht schön lesen kann? Aufgabe 2: Eine Seite aus Spahns Biografie fehlerfrei vorlesen und einen Video- oder Audio-Ausschnitt davon ans BMG schicken. Die zehn besten Vorleser:innen dürfen sich zur Belohnung eine Woche lang auf Spahns VIP-Parkplatz bei Google sonnen. Jedenfalls bis dieser endgültig abgesperrt wird. Denn nach dem Landgericht München haben nun auch die Rechtsexperten aus dem Bundestag Spahn die Lektion erteilt, dass die Pressefreiheit durchaus noch einen Sinn hat.
Der Spucktest soll ja besonders einfach sein (fast wie der Lollytest). Ja ja, wenn man richtig spucken kann. Auch das ist nachweispflichtig – entweder ein Kirschkern (frische Kirschen verschickt das Landwirtschaftsministerium) mindestens 3,50m weit oder klassisch mit Spucke auf das Foto seiner Lieblingskonzernzentrale. Amazon hat in dieser Woche versucht, sich mit einem Grippostad-Verkauf vorzudrängeln, hat dann aber doch noch kalte Füße gekriegt und heimlich storniert. Eigentlich geht es sogar einen Schritt zurück: Das Bienenprojekt in München hat ausgesummt. Aber niemand sollte sich der Illusion hingeben, Amazon habe das Apothekengeschäft abgeschrieben. Irgendwann wird der Onlineshop voll sein.
Die letzte Stufe des Schnelltesttests ist der Ministertest: Wer beim Rorschach-Test in dem Tintenklecks (s. Abbildung oben) einen supertalentierten Superminister erkennt, hat sich qualifiziert. Wenn alle Belege zur Testeignung beim BMG eingegangen sind, verschicken die Krankenkassen einen fälschungssicheren Schnelltest-Berechtigungsschein, mit dem die Tests dann auch außerhalb der Apotheke gekauft werden können. Alle anderen müssen die Tests in der Apotheke kaufen und dort auch sofort unter Anleitung anwenden. Über die Erstattungspreise für die Tests werde man die Apotheker:innen noch informieren, hieß es.
Den Ministertest gibt es übrigens auch für andere Ressorts. Der Scheuer-Test beispielsweise geht so: Alle Geldscheine aus dem Portemonnaie nehmen und anzünden. Wenn das Geld restlos verbrennt, ist der Test bestanden. Etwas aufwändiger ist der Seehofer-Test. Dazu fahren Sie zu einer Autobahnraststätte an der sächsisch-tschechischen Grenze, steigen aus, rufen dreimal laut „sächsisch-tschechische Buntsandsteinschichten“ und zählen dabei die parkenden Lkw. Wenn die Grenze dann noch da ist, haben sie die Kontrolle bestanden. Scholz-Test in der Apotheke: Machen Sie Leerverkäufe im Freiwahlsortiment und verbieten es sich dann wieder.
Also, fassen wir die echten Fakten nochmal zusammen: Spahn will kostenlose Corona-Tests in der Apotheke ab dem 1. März. Und der Minister rechnet selbst mit einem Ansturm auf die Apotheken. Was Spahn bei Laientests nicht will: Apothekenexklusivität. Diese sollen immerhin möglichst günstig sein. Anders als seine Immobilien.
Und was wollen die Apotheken? Lieber nicht zu sehr finanziell in Vorleistung gehen. Wer jetzt in Zelte oder Container investiert, muss sich nicht nur mit den neuen Regeln hierzu befassen, sondern auch hart kalkulieren. Denn das 9+9-Honorar ist nicht üppig – und irgendwie befürchten viele Apotheker, Spahn könnte den Preis nachträglich kürzen. Auch die Apothekengewerkschaft Adexa hat das Vertrauen in den Minister verloren. Das hat er sich jahrelang erarbeitet.
Laut einer aposcope-Umfrage wollen die meisten Inhaber:innen nicht mitmachen. Müssen sie auch nicht, betont CDU-Gesundheitsexperte Michael Hennrich. Er als Apotheker würde es aber machen. Tatjana Zambo, LAV-Vize in Baden-Württemberg, glaubt auch, dass viele Kollegen letztlich doch mitmachen werden. Überzeugt, dass eine Ausweitung der Teststrategie sinnvoll ist, sind die meisten in der Offizin. Nur zu früh dran sein sollte man auch nicht, sonst bekommt man Ärger.
Aber das Testtheater ist ja vielerorts noch Zukunftsmusik. Neue Gegenwart hat das Maskendrama gewonnen, denn jetzt sind dreierlei Bezugsscheine unterwegs. Auch wenn sich die sozialgerichtliche Entscheidung im Einzelfall von 20 Masken pro Woche sich nicht durchsetzt, bleibt es stressig. Und es steht die Frage im Raum, welche Masken eigentlich an Kinder abgegeben werden sollen. Jede Kraft am HV-Tisch wird gebraucht. Da ist es keine besondere Erleichterung, dass sich laut Bundesapothekerkammer Betriebe ab neun Kolleg:innen in feste Teams aufteilen müssen. Nicht viel besser wird das durch die Korrektur auf zehn Mitarbeiter:innen. Aber etwas besser immerhin. Die Teams wünschen sich – gerade vor Beginn der Massentestung – bei der Impfstoffvergabe früher berücksichtigt zu werden. Die Impfbereitschaft steigt in der Offizin kontinuierlich.
Das gilt für andere nur unter Vorbehalt. Einige Ärzte und Polizisten wollen nämlich nicht mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden, sondern einen etwas wirksameren mRNA-Impfstoff. Das führt zu einigen Debatten und aufgrund abgesagter Termine auch zu neuen Herausforderungen bei der Verteilung. Und dabei werden die Impfteams gerade regional ermutigt bis gedrängt, aus den Biontech-Vials noch eine siebte Dosis zu ziehen. Das geht anscheinend, erfordert aber Geschick und Übung.
Man würde ja gerne mal wieder über etwas anderes zurückblicken, als Masken und Tests und Impfstoffe – aber die Themen beherrschen nun einmal den Alltag. Immerhin: Noventi will die Abrechnung noch sicherer machen und die EU-Kommission hat in Sachen Gehe/Alliance mal wieder gezeigt, was sie auf die Meinung von Apotheken gibt. Noch deutlicher wurden aber die Gesellschafter der Gematik, nachdem sie offenbar von den TI 2.0-Plänen etwas überrascht wurden. Mit dem E-Rezept werden wir uns eher früher als später wieder intensiver befassen müssen – Corona hin oder her. Aber nicht mehr heute. Schönes Wochenende!
APOTHEKE ADHOC Debatte