Douglas will endlich auch hochwertige Apotheken-Kosmetik verkaufen. Doch allein fühlt sich der Konzern nicht bereit dazu, weshalb bundesweit Apotheker in abgelegenen Landapotheken gekidnappt werden. Nur hat der Plan einen Haken.
Douglas will die Kompetenz der Apotheker. Doch was musste man in der Konzernzentrale feststellen? Die entführten Pharmazeuten sind zum großen Teil selbst gar nicht bereit für einen Einsatz in der Parfum-Filiale. Ein schweres Studium, schön und gut, aber den Approbierten fehlen spürbar Douglas-Basic-Skills.
So zeigte sich bei einem Testlauf in einer Münchener Filiale, dass der Apotheker nicht in der Lage war, die Kosmetikartikel fachgerecht als Geschenk zu verpacken. Gerade das Kräuseln des Geschenkbands fiel den zum Zäpfchengießen gemachten Händen nicht leicht. Auch beim Thema „Verreiben“ gab es Missverständnisse.
Und erst das Schminken! Es reicht eben nicht, sich mit den Produkten auszukennen; man muss sie auch tragen. Am besten alle. Also hieß es für die Neuzugänge zunächst: ab in die Douglas-eigene Schminkschule und einen Intensivkurs in Cajal und Make-up. Zum Glück sind Apotheker von Natur aus wissbegierig und extrem lernfähig. Das Projekt ist trotzdem zum Scheitern verurteilt. Die Nase gewöhnt sich ja an alles. Aber in einer Apotheke riecht es immer noch am besten.
Was Douglas in Wirklichkeit mit den Apothekern vorhat, lässt sich unschwer erahnen: Eingestellt werden Approbierte, die „Produkte der pharmazeutischen Marken verkaufen dürfen“. „Skin Concept Store“ lautet der Name des neuen Filialkonzepts, das ab August zunächst im Hamburger Stadtteil Eppendorf getestet werden soll.
Wenn sich Douglas noch etwas von den Apotheken abgucken möchte, wäre die Park-Apotheke in Bergisch-Gladbach vielleicht eine Reise wert. Das Herzstück der Offizin ist eine riesige Regal-Oase in Baumform. 360.000 Euro hat Inhaber Jens Christian Bauer investiert. Er sich seinen Traum von der perfekten Apotheke erfüllt.
Solche Einkaufserlebnisse sind in einer Douglas-Filiale nicht zu erwarten (und zugegebenermaßen auch in vielen Apotheken nicht). Schon gar nicht im Versandhandel, wo man sich schon freut, wenn der Onlineshop einigermaßen aufgeräumt ist. In dieser Woche haben die Versandapotheken wieder getagt und sich dabei für ihre Innovationskraft gefeiert. Dumme Einzelfälle sind 90-Jährige, die ewig auf ihre Sendung mit eiligen Arzneimitteln warten.
Die Shop-Apotheke jedenfalls kann ihre Zahlen feiern: Die Aufträge explodierten zuletzt – und das noch vor den heißen Sommermonaten. Und DocMorris hat gelernt, dass es Veränderungen nur über Gerichte gibt. Da muss die Versandapotheke demnächst auch wieder hin, weil sie ausschließlich deutsche Konten für das SEPA-Lastschriftverfahren akzeptiert. Die Wettbewerbszentrale findet das ungebührlich uneuropäisch für einen grenznahen Versender.
Eine Sorge scheint den Versendern endgültig genommen. Bei der politischen Diskussionsrunde auf dem BVDVA-Kongress fand der nächste Abgesang auf das Rx-Versandverbot statt. Das mag auch dem Umfeld geschuldet gewesen sein, doch heute würde wohl kaum noch jemand Geld darauf setzen, dass die Regierung ihr Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag in die Realität umsetzt. Dass deshalb gleich den Apotheken die Stunde geschlagen hat, wie der AfD-Vertreter meinte, ist wohl eher Übervereinfachung aus Gewohnheit.
Was können Apotheker vor Ort den wachsenden Versandriesen entgegensetzen? Gute Beratung und persönliche Beziehung meinen die einen, Rabatte und Boni meinen die anderen. In Spandau geisterten sogar Zombie-Gutscheine durch die Straßen, nachdem eine Apotheke den Preiskampf verloren hatte. Hartes Geschäft. ABDA-Chef Friedemann Schmidt hofft auf das Vertrauen des Nachwuchses auf bessere Zeiten.
Einen Totalschaden erlitt auch die Sule-Apotheke. In diesem Fall aber nicht aufgrund eines überhitzten Wettbewerbs, sondern wegen eines berennenden Dachgeschosses. Das Löschwasser hat die Apotheke vollständig zerstört, der Inhaber trägt es mit bewundernswerter Fassung. Ein Kollege aus Österreich gönnte sich erstmal eine Auszeit mit Weltreise. Auch eine gute Idee.
Aber wir sind noch nicht ganz so weit. Noch schnell Meldungen aus dem Großhandel: Dass Dr. Thomas Trümper Phagro-Chef ist und bleibt, ist eigentlich keine Neuigkeit, immerhin geht er in sein 13. Jahr. Neu ist sein Stellvertreter: Phoenix-Chef Marcus Freitag. Bei Gehe und Gesund leben wird dagegen weiter aufgeräumt. So, jetzt dürfen Sie gehen, zwar nicht auf Weltreise, aber immerhin in ein verlängertes Wochenende!
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