Die Kritik an Nasenspray ist vermutlich älter als die Erfindung des Nasensprays selbst. Seine Wirksamkeit ist unbestritten, Sorgen bereitet das Missbrauchspotenzial. Die Lösung? Weniger Lösung! Nasenspray dürfe nur noch bis zu einer Maximalgröße von 0,45 ml verfügbar sein, so der Vorschlag eines besorgten Professors.
„Wenn man für jeden Sprühstoß wieder in die Offizin muss, erhöht das die Hürde für Abhängige“, begründet der renommierte Hals-Nasen-Ökonom (HNÖ) seine Empfehlung. Einen entsprechenden Antrag will er beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einreichen.
Die Idee ließe sich mühelos auf andere Indikationen mit Suchtpotenzial ausweiten: Schmerzmittel gibt es nur noch im 4er-Pack. Um bei Antacida den Akutfall zu belegen, muss die erste Tablette vor den Augen des pharmazeutischen Personals eingenommen werden.
Im Ernst: Ein gerade wieder einmal gefordertes Werbeverbot für Nasenspray würde einen ähnlich großen Effekt haben wie der zehntausendste Sprühstoß eines Abhängigen. Die Risiken dürften hinlänglich bekannt sein – gerade bei Betroffenen. Aufklärung findet auch heute schon in der Apotheken statt, darin unterscheidet sich Nasenspray zum Beispiel von Alkohol oder Zigaretten.
Apotheker und PTA werden Härtefälle direkt auf ihren Konsum und die Risiken ansprechen und gegebenenfalls die Abgabe verweigern. Mehr können sie nicht ausrichten – aufgrund der Freiverkäuflichkeit der Produkte und mit dem Versandhandel als zusätzlicher unerschöpflicher Quelle.
Es ist fraglich, ob Schockfotos von zerstörten Nasenscheidewänden auf der Verpackung mehr ausrichten würden. Oder wenn in den TV-Spots auf den Satz zu den Risiken und Nebenwirkungen noch ein Hinweis nach dem Vorbild der Glücksspielanbieter folgen würde: Nasenspray kann süchtig machen. Und: Halte dich fern von diesem Paracetamol! Und: Pille danach können nur Ärzte, Apotheker sind zu dumm (Neon).
Interessanter ist da die Debatte über die Dosierung für die Kinderpräparate in verschiedenen Indikationen, an der sich auch Pharmazeuten beteiligen können. Wahrscheinlich beteiligen müssen, wenn sie von Müttern und Vätern darauf angesprochen werden. Das sind berechtigte Fragen. Eher wunderlich sind dagegen einige Fragen, die Apothekenkunden untereinander im Netz klären, oder zu klären versuchen. Zum Beispiel, ob man einem Apotheker für 20.000 Euro ein Viertel des Gewinns abkaufen kann. Müsste man mal 2hm rechnen lassen.
Schwierig wird es, wenn der Filialleiter solche Geschäfte auf eigene Faust abschließt, womöglich auch noch die Zahlung mit Bitcoins zulässt, um seine Spuren zu verwischen. Die „Inhaber von morgen“ schließen sich jedenfalls perspektivisch zu einer eigenen Kampfeinheit in der Apothekengewerkschaft Adexa zusammen.
Dabei sind selbst in einer Einzelapotheke die schlimmsten Trojaner in den eigenen Reihen zu finden – jedenfalls betreffend der IT-Sicherheit. Damit ist gar nicht der vorsätzliche Datendiebstahl gemeint, sondern eher das versehentliche Öffnen eines absolut unverdächtig aussehenden E-Mail-Anhangs. Cyber-Attacken sind die Einbrüche von morgen. Insofern ist die Apothekerin, die eine EDV-Lizenz von gestern sucht, womöglich in die falsche Richtung unterwegs.
Vor zehn Jahren hätte vermutlich niemand für möglich gehalten, dass ein Computershop eine goldenere Zukunft hat als eine Apotheke. Ist aber so. Im bayerischen Regen hat die Landgericht-Apotheke für immer ihre Türen geschlossen. Da hilft auch eine über 200-jährige Geschichte nichts. Die Apotheke wurde 1810 eröffnet und lief lange glänzend. Heute kaufen die Kunden lieber im nahen Tschechien oder online. Weshalb Apotheker Wolfgang Friedrich sein Hobby zum Beruf machte: Als EDV-Spezialist arbeitet er auch für Apotheken.
Nach neun Jahren muss auch Anja Rotman ihre Apotheke in Berlin schließen. Der Traum von der Selbstständigkeit ist damit ausgeträumt. Zu viel Aufwand, zu wenig Gewinn. Diagnose: Burnout. Ab Februar arbeitet sie als angestellte Apothekerin. So mancher Stammkunde wird einen weiteren Weg in Kauf nehmen, um weiterhin von ihr beraten zu werden.
Schließen oder eröffnen? Die einen müssen zumachen, die anderen stürzen sich euphorisch in neue Apothekenprojekte. Nur in Essen-Kettwig will es nicht so richtig klappen. Seit einem Jahr steht die ehemalige Apobelle-Apotheke im Einkaufszentrum leer. Schlechtes Karma? Die letzte Apothekerin musste Insolvenz anmelden. Mögliche Lösung: Geisterheiler anheuern, Bude ausräuchern, Neuanfang wagen.
Solche Methoden braucht Christina Heitland nicht. Die 33-Jährige betreibt bereits drei Apotheken. In der Kleinstadt Steinhagen gehören ihr mittlerweile alle Apotheken, gerade hat sie noch die Mühlen-Apotheke ihres Vaters übernommen – und den Pharmagroßhandel der Familie gleich mit.
Ebenso dreist wie (vorübergehend) erfolgreich haben vier Apotheker agiert, die jetzt aber in Landshut vor Gericht stehen. Gemeinsam mit fünf weiteren Angeklagten haben sie im großen Stil illegalen Handel mit Betäubungsmitteln betrieben. Mit einem ausgeklügelten System sollen sie als Bande Millionenumsätze erzielt haben. Eine der Angeklagten arbeitet mittlerweile in der Schweiz. Alle haben gestanden, weil das die Strafen in diesem Fall in beeindruckendem Maße mindert. So wie es aussieht, muss niemand ins Gefängnis. Am Montag ist Urteilsverkündung.
Beinahe bescheiden nimmt sich da der Fall eines ehemaligen Filialleiters einer Hannoveraner Apotheke aus. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Betäubungsmittel (BtM) auf Kosten seines Chefs bestellt und konsumiert zu haben. 78 Fälle werden ihm zur Last gelegt, in Landshut sollen 55.850 mal illegal Betäubungsmittel ausgeführt worden sein.
Noch schnell der Newsticker aus dem Markt: Während Dermapharm sich zwei Zukäufe auf einen Streich gönnt, räumt Klosterfrau bei Autan das Feld. Iberogast schlägt sie aber alle. Und Optipharm ist gerettet. Und noch ein Tipp des Bundesinstituts für Risikobewertung: Mehr Vitamin D, weniger Folsäure. Wir fragen bis zur nächsten Woche beim Professor, ob Werbung für diese Präparate in Ordnung ist. Schönes Wochenende!
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