Apotheker verschenkt echte Osterhäschen Alexander Müller, 31.03.2018 07:41 Uhr
Den Kunden zu Ostern eine kleine Freude machen? Na klar, aber wie? Mit bemalten Eiern oder Schokohasen bekommt man doch heute niemanden mehr hinter dem (Ende März noch einmal voll befeuerten!) Ofen hervor gelockt. Also hat sich Apotheker Gottfried Dismas aus dem Ost-Erzgebirge etwas Besonderes überlegt: Jeder Kunde bekommt am heutigen Karsamstag ein echtes Zwergkaninchen.
Natürlich werden die niedlichen Tiere bevorzugt an Familien mit Kindern abgegeben. „Aber wer unbedingt ein Kaninchen haben möchte bekommt auch eins“, verspricht Dismas und schränkt ein: „Solange der Vorrat reicht, danach gibt’s für alle falschen Hasen.“ Doch der Vorrat sollte reichen, vermehren sich doch die Karnickel im Garten des Apothekers wie die Karnickel. Dass sie aufgrund der vielen Heilkräuter im Apothekergarten vermutlich sogar sehr gut schmecken, verschweigt der Apotheker im Kundengespräch. Es gibt also ein Leben nach dem Fest.
Wer nichts für Zwergkaninchen übrig hat, oder beispielsweise Allergiker ist, soll nicht zu kurz kommen. Für sie hat der Apotheker Wärmetier-Kuschelhäschen nachbestellt. Die sind bei der aktuellen Wetterlage auch gut zu gebrauchen. Verschenken darf er die allerdings nicht, da zu teuer. Und gab es nicht sogar mal ein Kuschelsocken-Urteil, grübelt er über seinen morgendlichen Ofenkrusti. Es ist so schwer, als Apotheker den Überblick in der Boni-Frage zu behalten.
Und was ist jetzt mit den Kaninchen? Seit er den Bericht zum Urteil über die Rx-Boni des Kollegen gelesen hat, denkt er wieder über Bagatellschwellen nach. Dismas hat die niedlichen Tiere nicht eingekauft, möchte die hoppelnde Schar aber auch ungern als „geringwertige Kleinigkeit“ abzutun. Und die Anlockwirkung lässt sich schlecht abstreiten: Seit 5 Uhr in der früh wartet eine Gruppe 6-Jähriger vor der Apotheke.
Dass die Aktion apothekenrechtlich grenzwertig ist, weiß Dismas selbst. Denn ob geringwertig oder nicht: Kaninchen gehören wohl selbst bei großzügiger Auslegung nicht zum apothekenüblichen Sortiment. Den Gesundheitsbezug über die positiven Effekte auf die Psyche (kuscheln und liebhaben) zu konstruieren, dürfte der Pharmazierat kaum schlucken. Außer er hat eine kleine Tochter und es sind noch Häschen da. Es ist aber auch verdammt schwer, den Kunden mal eine kleine Freude zu machen.
Außer man verfügt wie DocMorris vorderhand über nicht versiegende Geldquellen. Dann kann man sich ein paar Jahre ruinösen Wachstums durchaus leisten und den Kunden Barrabatte in zweistelliger Höhe anbieten. Und wenn das Wachstum dann immer noch nicht schnell genug ist, kann man immer noch shoppen gehen. Mit den Übernahmen von Vitalsana und Eurapon wurden im vergangenen Jahr gleich zwei Konkurrenten einverleibt. Apotheker Kubilay Talu (Eurapon) darf sich mit freuen: Er kassierte bis zu 46,6 Millionen Euro.
Das Gegenbeispiel ist die EU-Versandapotheke. Da vertrösten Ex-Mitarbeiter nach dem Aus des Versandgeschäfts die Kunden. Jetzt sind auch in Cottbus die Lichter endgültig ausgegangen. Über Kündigungen in sehr viel kleinerem Maßstab wurde unlängst vor dem Bundesarbeitsgericht gestritten. Eine PTA und ein Vorexaminierter konnten ihre Wiedereinstellung nach erfolgtem Inhaberwechsel nicht gerichtlich durchsetzen.
Und mit Prozessen geht es weiter: Ein Apotheker aus dem schönen Sachsen-Anhalt hat einen Dämpfer hinnehmen müssen, was sein Geschäfte über die Plattform Amazon angeht. Denn aus Sicht des Landgerichts Dessau-Roßlau müssen erst ein paar Datenschutzfragen geklärt werden. Und überhaupt: Sind 10.000 Apotheker zusammen nicht stärker als Amazon?
Da ist es auch egal, ob das Rx-Versandverbot kommt oder nicht. Der neue Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte sich in einer Art Bürgersprechstunde bei Facebook dazu noch nicht äußern. Aber beschimpfen lassen will er sich dort auch nicht mehr. Dabei dachte man immer, Spahn hätte Facebook verstanden. Aber vielleicht hat ja nicht einmal Facebook Facebook verstanden.
Echte Pharmazie-Expertise hat die Bild-Zeitung bewiesen: Ibuprofen wirkt laut dem großen Schmerzmittelcheck schon nach 390 Minuten. Sechseinhalb Stunden?! Schmerz lass nach. Wir hätten gern mehr erfahren, aber die Beratung brach an dieser Stelle ab. Wenn Sie mal die Beratung abbrechen wollen, weil der Kunde ein veschreibungspflichtiges Arzneimittel ohne Rezept haben möchte, haben wir hier ein Rezept für Sie.
Und noch eine Hilfe für den Alltag: Faktencheck Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO). Denn Ihre Kollegen haben sehr ehrlich beantwortet, dass sie noch weitestgehend im Dunkeln tappen. Eine dunkle oder manchmal auch bunte Vergangenheit hat so mancher Pharmamanger – ob als Rausschmeißer, Burgerbrater oder in der Geflügelschlachterei. Und denken Sie daran, dass morgen der große Preisrutsch kommt. Und nein, das ist leider kein Aprilscherz. Trotzdem: Frohe Ostern und ein schönes Wochenende!