Apotheker gründen Fight Club

Berlin -

Ein neues Ärztehaus, bis unter das Dach gefüllt mit rezeptstarken Fachärzten und im Erdgeschoss viel Platz für eine schicke Apotheke. Ein absoluter Leckerbissen. Und das Beste: Die Gemeinde baut das Gesundheitszentrum selbst und vermietet zu Top-Konditionen. Die Sache hat nur einen Haken: Die Apotheker am Ort mussten unter sich ausmachen, wer den Zuschlag für die Filiale erhält. Das konnte nicht gut gehen.

Der Bürgermeister hatte alle sechs Apotheker am Ort zu sich eingeladen und sein Lieblingsprojekt vorgestellt. Da er niemanden bevorzugen wollte, überließ er den Pharmazeuten die Entscheidung. Interesse hatten alle und natürlich fand jeder, dass er den Standort am meisten verdiene. Es wurde schnell ungemütlich.

Der Erste meinte, seine Familie betreibe schon in der fünften Generation die Apotheke am Ort und habe daher erstes Zugriffsrecht. Der Zweite berief sich darauf, seine Apotheke sei am nächsten zum Gesundheitszentrum. Der Dritte führte dagegen die vergleichsweise schlechte Lage seiner jetzigen Apotheke als Argument an, der Vierte die hohen Schulden, die er geerbt habe. Der Fünfte meinte, mit einem Ärztehaus wären die Kollegen sowieso überfordert und der Sechste schlug eine OHG unter seiner Führung vor.

Die ganze Nacht wurde verhandelt und gestritten und zwischendurch wurde es laut. In den frühen Morgenstunden kam es zu ersten Handgreiflichkeiten, als der Vierte dabei ertappt wurde, wie er dem Bürgermeister heimlich eine SMS mit der vermeintlichen Einigung schicken wollte. Da wurde allen klar, dass man sich mit Worten nicht einigen würde. Und so bekam „den Zuschlag erhalten“ im „Fight Club“ der Apotheker eine ganz neue Bedeutung.

Nein, einen „Fight Club“ für Apotheker gibt es noch nicht. Aber im nordrhein-westfälischen Hattingen gibt es zumindest im Ansatz Stress um ein neues Ärztehaus: Apotheker Riyad Rifaie von gegenüber hatte schon eine Hand am Mietvertrag, da wurde er von einer Kollegin auf die Bretter geschickt: Apothekerin Margarethe Seipolt kannte den Bauherren und Vermieter und schnappte den Standort weg.

Noch dickere Luft herrscht allerdings in Planegg: Weil sich ein junger Kollege mitten zwischen die Etablierten gesetzt hat, ist die Stimmung aufgeheizt. Da wird der eine oder andere verbale Tiefschlag verteilt. Dass nun Spekulationen über eine Expansion des neuen Konkurrenten die Runde machen, trägt nicht zur Befriedung bei.

Wie man ganz einfach eine Massenschlägerei beginnt, hat die TK in dieser Woche ausgetestet. Zur besten Twitterzeit um 1 Uhr morgens zwitscherte die Kasse eine folgenschwere Gegenfrage: Ob denn der Homöopathie-kritische Versicherte seinerseits Studien vorlegen könne, die die Nichtwirksamkeit alternativer Medizin belegen könnten?

Dass es entgegen der Redensart durchaus dumme Fragen gibt, hat die TK selbst schnell eingesehen, doch da war die digitale Meute schon im Ring versammelt und prügelte auf die Kasse ein. In solchen Fällen hilft nur: Fäuste hoch, Kopf runter und die Deckung dicht halten. Was selten hilft: eine Erklärung mit trotziger Rechtfertigung nachschieben.

Ein offensiver Ausfall ist auch bei einer Betriebsprüfung selten die beste Strategie. Vor allem jetzt nicht, da die Mitarbeiter in den Finanzämtern dem Vernehmen nach auf Verfahrensdokumentation gedrillt werden. Fehlt das QMS für die Apotheken-EDV, droht die Hinzuschätzung. Und da die Prüfung immer gleich für mehrere Jahre durchgeführt wird, droht je nach Finanzkraft der Apotheke auch der technische K.o.

Noch sind das allerdings Gerüchte, weswegen man sich auch nicht zu viele Sorgen machen sollte. Überhaupt sind die Apotheker sehr besorgt, wie die Apobank bei einer Befragungen erfahren hat. Da Angst lähmt, ist diese Weltsicht nicht zu empfehlen, rät ein Psychologe. Und ganz unabhängig davon: Seit gestern gibt es Cannabis auf Rezept. Hier geht’s zu den Cannabis FAQ.

Bei Edeka gibt es noch kein Gut&Günstig-Tetrahydrocannabinol, aber ansonsten viele Dinge, die Apotheker aus ihrem eigenen Laden kennen. Rewe ist anders unterwegs und verkauft lieber die Eigenmarken von DocMorris. Im Rewe-Katalog bietet die Versandapotheke dafür exklusive Sonderangebote: Cetirizin 20 Cent teurer als im Online-Shop. Begründung: Beratung.

Mal sehen, wie sich der Markt entwickelt, wenn tatsächlich Amazon in den Ring steigt. Denn das wäre tatsächlich mal ein „Schwergewicht“. Die Einschätzung der Kollegen, was das für den Markt bedeuten würde, sind unterschiedlich.

Union und SPD haben einen Deal geschlossen. Leider noch nicht zum Rx-Versandverbot, sondern vorerst nur zum AMVSG, also keine Preisbremse und keine Geheimpreise. Dafür bekommen die Apotheker mehr Geld für Rezepturen. Und das Schöne: Seit Langem sind es mal wieder mehr Rezepturen. Beim Rx-Versandverbot muss man die SPD dagegen vermutlich abschreiben. Karl Lauterbach hat sein Nein bekräftigt, Sigmar Gabriel findet Versand auch gut und jetzt haben sich auch noch die beiden Flügel der Sozialdemokraten in dieser Frage zusammengeschlossen.

Sollten Sie an diesem Wochenende in der glücklichen Situation sein, Ihrer Gemeinwohlpflicht im Notdienst nachkommen zu dürfen, dann wünschen wir Ihnen viele spannende Erlebnisse, von denen Sie noch Ihren Enkeln erzählen können. Oder wenigstens uns. Und wenn es gaaaaanz langweilig ist, keiner kommt und Sie trotzdem nicht schlafen können, hätten wir hier ein paar Tipps, um die Zeit totzuschlagen. Schönes Wochenende!