ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Polizei warnt vor Honorarbetrügern

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Berlin -

Die Polizei warnt vor einer neuen und sehr perfiden Betrugsmasche. Der oder die Täter:innen versuchten, sich von Heilberuflern Leistungen zu erschleichen, ohne dafür zu bezahlen, heißt es in einer Mitteilung der Bundespolizei. Besonders auf die Apotheken scheinen es die Gangster abgesehen zu haben.

Kriminalhauptkommissar Günther Hansbert berichte: „Der Tathergang ähnelt sich stets und ist nicht leicht zu durchschauen: Der Täter stellt dem Opfer eine angemessene Honorierung als Gegenleistung für eine Dienstleistung in Aussicht – und kürzt den Betrag später selbstständig zusammen.“

Erleichtert wird die Gaunerei, weil Verordnungen quasi über Nacht angepasst werden können. Die Polizei vermutet die Tätergruppe daher in Regierungskreisen. „Es ist noch zu früh, um jens schon Namen zu nennen“, so Hansbert. Allerdings gibt es ein Phantombild von dem mutmaßlichen Täter – obwohl er fast immer mit Maske unterwegs ist.

Bei diesem scheint es sich um einen Serientäter zu handeln. Bereits im Frühjahr hätten sich viele Geschädigte gemeldet. Die Sonderermittlergruppe FFP2 wurde eingerichtet. Jetzt führt eine neue Spur zu den bekannten Verdächtigen. „Die Täter werden immer dreister. Beim sogenannten Zertifikatenhandel wurden die zugesagten Preise schon nach wenigen Tagen wieder einkassiert, die Geschädigten verlieren zwei Drittel ihrer Einnahmen“, fasst Hansbert zusammen. Aus Ermittlerkreisen ist zu vernehmen, dass es am 26. September eine bundesweite Aktion gegen die Bande geben soll.

Das war wirklich nicht besonders nett von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): Das Honorar für das Ausstellen der Impfzertifikate nach nur zwei Tagen von 18 auf 6 Euro zu reduzieren spricht ja schon nicht für politischen Weitblick. Aber das auch noch damit zu begründen, man habe das Angebot schnell in die Fläche bringen wollen, ist schon ein neues Level an Frechheit. Nach dem Motto: Wenn wir den Apotheker:innen von Anfang an gesagt hätten, dass sich das nicht lohnt, hätten die doch nie die Investitionen gestemmt und den Aufwand betrieben.

Die Ärzt:innen waren entweder besser informiert oder einfach schlauer. Und die Apotheker:innen? Abda-Chefin Gabriele Overwiening ist zwar sichtlich empört, dass ihr westfälischer Landsmann Spahn nicht mehr weiß, was ein Handschlag bedeutet, zum Boykott aufrufen will sie aber auch nicht.

Dafür hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) jetzt selbst einen Boykott aufgegeben – nämlich den von Nichtmitgliedern. Die dürfen jetzt auch Zertifikate ausstellen, müssen aber 200 Euro Eintrittsgeld zahlen, für Filialen gibt es Rabatt. Offenbar hat das BMG der Abda auf die Finger geklopft. Ob die Verbandslosen aber noch vor der Preissenkung im Juli überhaupt freigeschaltet werden, bleibt abzuwarten, denn für die Registrierung müssen sie Unterlagen einreichen. Und selbst LAV-Mitglieder kommen nicht immer ohne Weiteres auf die Plattform, wie dieser verzweifelte Kollege berichtet. Relativ bescheiden nehmen sich da die Probleme mit den Vornamen aus. Spannender ist, dass die Zertifikate jetzt schon zum Versicherungsthema werden.

Es lohnt sich aber unabhängig vom Honorar nicht, wenn die Plattform sowieso ständig zusammenbricht. IMB, BMG, RKI und Abda verweisen im Kreis aufeinander und die Apotheken haben den Stress. Zumindest die Abrechnung ist jetzt auf dem Papier geklärt. Nur sollten sich die Inhaber:innen nicht von dem Zählerstand auf dem Portal verwirren lassen. Der ist nur zur Orientierung und wird zwischendurch korrigiert, genau wie das Honorar. Kollege Hansmann schreibt deshalb jetzt an Kanzlerin Merkel.

So viele Skandale, da kommen wir mit unserem neuen Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN kaum hinterher. Trotzdem bleiben wir vorerst beim wöchentlichen Rhythmus: Immer donnerstags diskutieren und fabulieren Thomas Bellartz und Alexander Müller über die Apotheken- und Pharmawelt. Wo? Überall, wo es Podcasts gibt. Und auch bei Youtube. Hier geht’s zur aktuellen Folge.

Kollege Patrick Hollstein hat sich Spahns Spannen in einem schriftlichen Kommentar gewidmet. Und gleich einen zweiten zum Fall Curevac hinterhergeschoben. Denn die Studienergebnisse sind leider alles andere als erfreulich. Der Hersteller will es auf die Virus-Varianten schieben, aber solche Ausreden helfen jetzt auch nicht weiter. In den Praxen wird weiter der Mangel verwaltet, irgendein Impfstoff fehlt eigentlich immer. Und für das dritte Quartal sieht es leider nicht besser aus. Es bleibt ein Wettlauf gegen die Zeit. Wenigstens das Wetter hilft gegen das Virus – für meinen Geschmack aber etwas zu engagiert. Bleiben wir im Schatten, schönes Wochenende!

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