ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Maskenpflicht: Apothekerin verzockt sich

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Berlin -

Was für ein Fehler: Weil Apothekerin Geraldine vor Einführung der Maskenpflicht besonders schnell sein wollte, steht sie jetzt vor dem wirtschaftlichen Ruin. Denn bei der Bestellung ist ihr ein folgenschwerer Fehler unterlaufen. Jetzt versucht sie, das Beste daraus zu machen.

Als vor einer gefühlten Ewigkeit der Corona-Wahnsinn hierzulande so richtig losging, war Geraldine zu zögerlich. Die Kollegen hatten die Großhändler schon leer gekauft, Desinfektionsmittel war kurzfristig nicht zu bekommen. Auch beim Ordern der Ausgangsstoffe für die Rezeptur hatte sie den Startschuss verpennt und musste auf die Hilfe ihres lokalen Schnapsbrenners zurückgreifen.

Eine Woche später ließen sich alle Apotheken im Umkreis Plexiglasscheiben auf den HV-Tischen installieren – alle bis auf Gerry. Selbst Plexiglas war plötzlich Mangelware und die Trödelapothekerin war die letzte in der Erfa-Gruppe mit Hustschutzwand.

Das würde ihr nicht noch einmal passieren, schwor sich die Apothekerin. Und so gab sie noch im Nachtdienst eine Großbestellung für Gesichtsmasken auf. Hätte sie noch einmal darüber geschlafen. Als in der Politik immer offensiver über eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, hatte sie sich nicht gefreut. Doch am Abend kam die bestellte Großlieferung: 400.000 mal Gesichtsmaske: „Intensive Feuchtigkeitspflege mit Aktiv-Formel für irritierte, zu Allergien neigende Haut“, las sie auf der ersten Packung, die sie aus dem Karton fischte.

Für die Rechnung musste sie zwar einen Kleinkredit aufnehmen, trotzdem macht Geraldine das Beste daraus. „Perfekt aussehen im Homeoffice“, proklamierte der Aufsteller in der Offizin. Ihr Verkaufsargument: Wann hat man schonmal so viel Zeit zu Hause, um eine Gesichtsmaske richtig zu nutzen? Mittlerweile hat sie auch den Mund-Nasenschutz bekommen – und verkauft die Masken als Paket. Erst lachen die Kunden immer, was ja in der Krise auch nicht schaden kann, und dann kaufen sie. Denn klar, wer den ganzen Tag mit Maske draußen herumrennt, braucht abends eine Maske. Und Gerrys Haut ist sowieso glatter als je zuvor.

Wer Masken-Satire mag, kann einfach mal „Spahn Maske Krankenhaus“ googeln oder gleich „Spahn kämpft mit seiner Maske“. Keine gute Woche für den Bundesgesundheitsminister. Erst die Nummer mit dem Aufzug (1,5 cm Abstand knapp eingehalten) und dann auch noch dieses Maskenvideo. Und jetzt hält er das Ganze für beherrschbar.

Dabei lief es gut für ihn: Noch vor einem Monat feierte ihn die Bild-Zeitung zusammen mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder als „Deutschlands Krisen-Dreamteam“. Doch Söder mutiert zum Solotänzer: Als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz hat er aktuell den Platz neben Mutti und wird plötzlich als Nachfolger gehandelt. Aber ich kann Sie beruhigen: Unter Politikwissenschaftlern gibt es das geflügelte Wort, dass es in diesem Fach keine naturwissenschaftlichen Gewissheiten gibt außer der, dass kein Bayer Kanzler wird. Immerhin haben sich Bund und Länder halbwegs auf einheitliche Schleichpfade zurück in die Normalität verständigt. Apotheken dürfen geöffnet bleiben!!!

Welche Masken die Apotheken anbieten können und wollen, hängt vom Einzelfall ab. Zwei Hinweise: Staubsaugerbeutel sind bei DIY besser als Baumwolle und bei FFP3 geht die Atemluft ungefiltert nach draußen. Bei Atemmasken fühlen sich die Apotheker aber ohnehin übergangen, wobei es lokale Unterschiede gibt. In Brandenburg muss Kammerpräsident Jens Dobbert sehr laut werden, Kollegin Kerstin Kemmritz aus Berlin gibt die Losung aus, die eigentlich immer für die Hauptstadt gilt: kompliziert, aber nicht planlos.

Adexa-Chef Andreas May würde sich wünschen, dass als Lehre aus der Corona-Krise alle Apotheken künftig einen Mindestbestand an Schutzausrüstung für das Team vorrätig halten müssen. Was er sich noch wünscht, hat er mit im Podcast verraten. Was auf jeden Fall geht: 1500 Euro steuerfreier Bonus. Wenn es denn finanziell noch geht. Denn auch in der Corona-Krise schließen Apotheken. In diesem Fall hat aber sicher das eine mit dem anderen nichts zu tun.

Apotheken können Corona-Schnelltests bestellen – aber sollten sie das auch tun? Es gibt mehr Grauzonen als klare Regeln. Das gilt auch für die Herkunft von Desinfektionsmitteln. Denn in diesem Fall hat die Nase des Apothekers bemerkt, dass nicht in der Flasche war, was draufstand. Ähnlich bei diesen Corona-Globuli, die die Wettbewerbszentrale entsprechend linksherum aus dem Markt gerührt hat.

Phoenix (baut Team Deutschland um) will sich im Markt breit machen – und zwar nicht nur als Großhändler, sondern mit der App „deine Apotheke“. Die hat sich Livplus einverleibt. Das war die bisherige Apothekenkooperation, jetzt aber noch akuter von Aussterben bedroht als das Sumatra-Nashorn in den Regenwäldern Indonesiens. Und mit dieser windschiefen Metapher entlasse ich Sie in ein hoffentlich entspanntes Wochenende! Tipp meines Kollegen Namri: Mit Schwimmnudel joggen gehen (Instagram).

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