Masken-Preis von 2hm berechnet Alexander Müller, 30.01.2021 08:38 Uhr
Jens Spahn und die Maske – das ist keine besonders glückliche Beziehung. Zu Beginn der Pandemie hat er erst gar keine Schutzausrüstung bestellt, dann sehr teuer bei Leuten eingekauft, die er kannte. Und seit Dezember lässt der Minister FFP2-Masken recht freihändig unters Volk bringen. Jetzt will er an der Preisschraube drehen und wir haben eine ganz düstere Vorahnung.
Als Spahn Ende vergangenen Jahres entscheiden musste, was die Apotheken für die Verteilung der Masken erstattet bekommen, wurde im Bundesgesundheitsministerium gegoogelt. Ergebnis der Online-Recherche: Der durchschnittliche Onlinepreis lag bei 4,29 Euro. Eine sehr gehässige und durch nichts belegte Idee: Vielleicht wollte man auch nur die eigene Einkaufstour in der Schweiz (bei Pfennigfuchsern und Schnäppchenjägern seit jeher als Geheimtipp bekannt) in etwas milderem Licht erscheinen lassen.
Aber es spricht doch mehr dafür, dass die Ministerialbeamten das für den üblichen Marktpreis hielten – und den Aufschlag der Apotheken auf dieser Grundlage kalkuliert haben. Doch mittlerweile hat sich bis ins BMG herumgesprochen, dass Masken im Einkauf günstiger zu haben sind und Spahn schert sich nicht mehr um sein Geschwätz von gestern. Deswegen heißt es „Ver-Ordnung“. Eine Sache verändert sich zu etwas hin. In Verben hat das Präfix laut Duden auch die Bedeutung, „dass eine Person etwas falsch, verkehrt macht“, sich zum Beispiel verbremst. Oder eben verordnet.
Es steht zu befürchten, dass sich Spahn externen Rat einholt, in der Maskensache werden ja ohnehin schon Heerscharen von Anwälten beschäftigt. Vielleicht wird 2hm beauftragt, den einzig wahren Abrechnungspreis für FFP2-Masken zu berechnen. Dann fließen Faktoren wie die durchschnittliche Fußmattenabnutzung der Berechtigungsscheininhaber:innen, die ohne weiteren Anlass die Apotheke betreten, mit ein. Und da die Masken auf dem chinesischen Markt viel günstiger zu haben sind, ist auch die genauer Entfernung der Apotheke zum Reich der Mitte zu berücksichtigen. Überhaupt die Lage: Je nach Apothekendichte und gemitteltem Bildungsstand lässt sich der Quotient an Menschen ermitteln, die die Dezember-Verteilaktion nicht mitbekommen haben und deswegen im März noch mehr Beratungszeit bei der Abgabe binden.
Denn das hat – Spaß beiseite – das BMG tatsächlich sehr anständig festgehalten in seiner Antwort an die Grünen: Dass eben nicht nur der Einkaufspreis zählt, sondern die Apotheken auf eigenes Risiko in Vorleistung gehen, umverpacken, beraten und sich um die Abrechnung der Vouchers selbst kümmern müssen. Und an letzterer wollen einige Rechenzentren tatsächlich gerne mitverdienen.
Mit weniger Vergütung müssen die Apotheker:innen auf jeden Fall in der nächsten Welle rechnen. Denn die Regierung will jetzt auch Hartz-IV-Empfänger mit FFP2-Masken versorgen. Und damit die Bedürftigen als solche auch auffallen und die Apotheken ihre abgepackten 6er-Pakete nicht nutzen können, gibt es diesmal zehn Masken. Spahns nächsten Maskenmeisterwerk. Immerhin: In dieser Tranche stellt sich die Frage der Eigenbeteiligung nicht.
Das bringt die Apotheken zumindest um diese Verlegenheit: 2 Euro erlassen oder nicht? Der Streit vor dem Landgericht Düsseldorf geht in die nächste Runde. Der Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) will aber nicht so lange auf ein Ergebnis warten und mahnt selbst Apotheken ab – acht fürs Erste. Der VSW geht nicht nur gegen den Barrabatt vor, sondern auch gegen Zusatzmasken nach dem Modell 6+x. 6+30 steht übrigens hoch. Wobei das Masken-Taxi auch gut im Rennen ist. Je mehr, je besser? Naja, es stehen mittlerweile auch medizinische Fragen im Raum, inwiefern langfristiges Masketragen Herz und Lunge belastet.
Die andere Flanke im Kampf gegen das Virus ist das Testen. Spucktests und Lolly-Antigentets sind jetzt voll im Trend und das BMG will Schnelltests allgemein für Laien freigeben. Hier eine Übersicht über die gängigen Verfahren. Und Tipps für die Beratung.
Die EMA hat gestern wie erwartet auch den Corona-Impfstoff von AstraZeneca empfohlen, jetzt muss die EU-Kommission die Zulassung noch durchwinken. Der Impfstoff vermeidet laut Studien mit rund 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit eine Sars-CoV-2-Infektion. Der reichlich unwürdige Streit um die Liefermengen wird uns wohl noch eine Weile beschäftigen. Denn an entscheidenden Stellen geschwärzte Dokumente zu veröffentlichen, schafft weder Transparenz noch Vertrauen. Aber immerhin: Es geht voran mit den Impfstoffen: Auch Janssen hat erste Angaben zur Wirksamkeit seines Vektorimpfstoffes veröffentlicht. In einer Zwischenanalyse der Phase-III-Studie „Ensemble“ zeigt sich eine durchschnittliche Immunantwort von 66 Prozent.
100 Prozent Marktanteil hätte der Wort & Bild Verlag mit seiner Apotheken Umschau am liebsten. Aber dann trat mit MyLife von Burda vor zwei Jahren der erste richtig ernstzunehmende Konkurrent auf den Plan. Der Platzhirsch aus Baierbrunn hat sich dabei reichlich unsportlich verhalten, entschied jetzt das Oberlandesgericht München.
Schlechte Manieren zeigen leider immer wieder auch Kunden in der Offizin – Corona hat das nicht unbedingt verbessert. Welche dieser Masken-Sprüche haben Sie schon gehört? Harte Corona-Leugner sollte man tatsächlich einfach rauswerfen, findet dieser Kollege. Noch ein Video-Tipp zum Abschluss: Livia Warch, Krankenschwester bei der Lebenshilfe Dillenburg. Sehr gut, sehr traurig, sehr wichtig. Schönes Wochenende!