Den Forderungen der Apotheker:innen hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Vorfeld des Protesttages eine klare Absage erteilt. Doch Aufnahmen belegen, dass sich der SPD-Politiker heimlich unter die Demonstrierenden gemischt hat – mit weißem Kittel und falschem Bart.
Der Minister ist es satt, dass ihm ständig vorgeworfen wird, er sei zu weit weg von der Praxis, im Elfenbeinturm, abgehoben und unnahbar. Deshalb will er heimlich mitlaufen beim Protestzug durch die Hauptstadt. Ganz nah erleben, was die Apothekenteams so aufregt. Warum sind nur alle so wütend? Den Apotheken geht es doch gut, denkt der Minister.
Lauterbach traut sich nicht, die Demonstranten anzusprechen, denn er hat vergessen, Kreide zu essen und würde bestimmt an der Stimme erkannt. Aber aus den mitgehörten Gesprächsfetzen und den Plakaten schließt er, dass es vielleicht doch nicht allen so gut geht. Details wie „Nullretax“ oder „Präquali“ sind ihm fremd, aber das mit dem Honorar wird ihm jetzt erstmals so richtig bewusst. Als ihm sein Protestschild „SPAHN IST SCHULD“ herunterfällt, hebt eine junge Frau es für ihn auf und verschwindet trillerpfeifend wieder in der Menge, bevor er sich bedanken kann.
Wenig später ertappt sich Lauterbach dabei, wie er die Schlachtrufe laut mit skandiert. Und als der Zug vor dem Gesundheitsministerium zum Stehen kommt, trällert Lauterbach am lautesten in seine Pfeife. Achtung, das Kamera-Team von ADHOC kommt genau auf ihn zu. Lauterbach versteckt sich hinter einem Lauterbach-Plakat. Um seine Spuren zu verwischen, setzt er noch schnell einen liebevollen Tweet ab, als kommentiere er die Demo von oben aus dem Ministerium.
In dieser Woche fällt es mir schwer, einen eindeutigen Bruch zwischen der satirischen Einleitung und der tatsächlichen Zusammenfassung im Text deutlich zu machen. Da spricht sich mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) tatsächlich ein Kabinettsmitglied für eine Anhebung des Apothekenhonorars aus – nur um im nächsten Satz zu schreiben, dass künftig Kollege Lauterbach und sein BMG dafür zuständig sein werden.
Und der Gesundheitsminister hat nach seinem Pflege-Gehaltsvergleich-Pöbeltweet tatsächlich noch einen draufgesetzt und sich von oben über die Demo der Apotheken lustig gemacht und dabei auch noch falsch zitiert. Was Lauterbach offenbar nicht mitbekommen hat, dass die Medien durchaus ausgewogen berichten (mit hässlichen Ausnahmen) und die Patient:innen mit Verständnis vor den wie angekündigt geschlossenen Apotheken standen.
7500 Demonstrierende in Düsseldorf, knapp 5000 in Berlin, in Wiesbaden Spontanauftritt von Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), zahllose dezentrale Aktionen von tausenden Apothekenteams. Was für ein starkes Signal der Apothekerschaft. Und die aktuellen Umfragen von aposcope belegen eine ungebrochen hohe Streikbereitschaft. Kaum waren die Plakate eingerollt, stimmten 95 Prozent dafür, dass es weitere Protesttage geben muss – monatlich, einmal pro Quartal oder je nach Bedarf.
Hier gibt es noch viele Bilder vom Protest und hier unsere umfassende Live-Berichterstattung und die abendliche Analyse. Im Podcast haben wir noch am Mittwoch die ganz frischen Eindrücke verarbeitet und dabei natürlich den Distanz-Tweet von Minister Lauterbach besprochen sowie den Auftritt von Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening am Ende der Berliner Demo. Wenn Sie dann immer noch nicht genug haben, einfach aus das Spezial APOTHEKENPROTEST klicken und alles in Ruhe nachlesen.
War sonst noch was? Nette Kassen: Die AOK will das Apothekenhonorar deckeln, der BKK-Verband braucht Nullretaxationen für seine Rabattverträge und jetzt werden sogar Paracetamol-Zäpfchen retaxiert. Also: Protestkittel noch nicht einmotten. Schönes Wochenende!
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