ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Landapotheker zockt Kunden ab

, Uhr
Berlin -

Das macht dann 45,13 Euro. Der Kunde zahlt, er ist nichts anderes gewöhnt. Der Apotheker auch, er lächelt nicht einmal mehr. Seit der Honorarreform kann er den Höchstpreis für die Minimalleistung verlangen. Botendienst gegen Gebühr, Medikations-Management kostet extra. Bekommt er deswegen Ärger mit den Verfechtern des Wettbewerbs? Kein Stück, die Monopolkommission hat das neue Modell selbst empfohlen.

Die Monopolkommission gehört ja nicht zur Regierung, auch wenn das nicht immer im Zentrum ihres Bewusstseins ist. In Wahrheit berät sie die Regierung nur. Und es heißt zwar, dass guter Rat teuer ist, das ist aber leider nicht kommutativ. Ihre Richtschnur ist das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG). Und das ist es nur folgerichtig, dass die MoPoKo in ihrem aktuellen Gutachten zu der Erkenntnis durchdringt: Wo kein Wettbewerb ist, kann der auch nicht unlauter sein. Konkurrenz belebt das Geschäft, aber ist nicht ein einträgliches Geschäft noch viel schöner als lebhaftes?

Für den Apothekenmarkt empfehlen sie die Aufhebung der Preisbindung. Klingt nach Wettbewerb. Jedenfalls in der Fußgängerzone. Angeblich findet sogar die ABDA manche Apotheke zwischen H&M und C&A überflüssig. Aber was passiert mit der einzigen Apotheke, die ein ganzes Dorf akutversorgt und den Notdienst schiebt? Kein Problem aus Sicht der MoPoKo – die Leute sind ja auf die Apotheke angewiesen und werden schon zahlen.

Und das Beste: Weil es ja in der Pampa – einer gut beratenen Regierung sei Dank – kein ordentliches Internet gibt, fällt auch die Konkurrenz der Versandapotheken weg. Wer zusätzlich zur Zustellzeit aus Holland auch noch ewig auf das Durchladen des Onlineshops warten muss, wird entweder von allein gesund oder braucht keine Apotheke mehr. Also insgesamt eine Spitzenidee von der MoPoKo. Jetzt fehlt nur noch die zündende Idee, um die ganzen Gutverdiener aufs Land zu locken, die sich die schöne neue Welt der Gesundheitsversorgung auch leisten können.

Und die Monopoly-Truppe um Professor Wambach hat noch eine Spitzenidee: Den Großhandel wie er heute ist, braucht doch eigentlich niemand. Lieber die gesetzliche Marge streichen, die heute gewährten Rabatte schätzen, die tatsächlichen Gewinne der Lieferanten bestimmen und diese Summe an die Apotheken ausschütten, damit die die Logistik selbst organisieren. Klingt nach einem ambulanten Eingriff in ein funktionierendes System ohne größeres Risiko…

Womit wir mitten in der Valsartan-Debatte sind. Kritiker der Rabattverträge sehen sich durch den aktuellen Rückruf bestätigt: Die Preise wurde von den Kassen so lange gedrückt, dass es irgendwann zwangsläufig auf die Qualität durchschlagen musste. Man sollte in Zeiten von Diesel-Gate nicht allzu großspurig über Produktionsstandorte in anderen Teilen der Welt lästern, aber fraglos ist die Abhängigkeit von immer weniger Wirkstofflieferanten unter großem Preisdruck nicht gerade ideal.

Und dazu kommt, dass auch die Organisation der nun fälligen Rückrufe gelinde gesagt nicht ideal ist. Die ABDA-Homepage bricht unter Last der Anfragen zusammen und der väterliche Rat lautet: Nicht zu oft die Seite neu zu laden, das verschlimmert das Ganze nur. Hier sind die Rückrufe, hier Tipps zum Umgang in der Krise und hier die FAQ. Hoffentlich hilfts. Und hoffentlich wird aus dem Fall gelernt.

Das gilt übrigens genauso für den Ibuprofen-Engpass. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wirkt in seiner Abfrage bei den Verbänden der Hersteller doch etwas zu läppisch. Die Apotheker haben die Diskussionen am HV-Tisch. zu Ibuprofen, zu Valsartan.

Und immer wieder auch zu den Discount-Angeboten im Internet. Schmerzmittel für 9 Cent möchte nun wirklich niemand – egal wo sie hergestellt sind. Und der Preiskampf fordert immer neue Opfer. Juvalis gibt auf und tritt den Shop an Apo-Discounter ab. Da fragen sich Apotheker in Herne/Gelsenkirchen: Warum darf ich keine Rezepte sammeln? Weil Rezeptsammelstellen eben nicht in einem Edeka-Markt stehen sollen, so die Antwort des Oberverwaltungsgerichts Münster.

Das Urteil, auf das die Branche seit Monaten hin fiebert, ist gestern am Landgericht Essen verkündet worden: Zwölf Jahre muss Peter Stadtmann ins Gefängnis, weil er Krebsmedikamente gepantscht hat. Als Apotheker darf er nie wieder arbeiten. Dass er bis zuletzt geschwiegen hat, verletzt die Opfer und Hinterbliebenen der Betroffenen. Trotzdem: Der Beginn eines Schlussstrichs.

Bei Rowa steht ein Wechsel in der Geschäftsführung an, aber erst im Herbst. Dann geht Dirk Wingenter nach zwölf Jahren von Bord. Es übernimmt der bieherige Marketingchef Antonios Vonofakos. Auch bei AvP gibt es einen größeren Umbruch.

Zu den (vergleichsweise belanglosen) Alltagssorgen zählen Retaxationen. Neu im Programm: die Schwesterfirma-Retax. Hauptsache Rabattvertrag (s.o.). Wer mit seinen Kunden nicht mehr über den Austausch des gewohnten Arzneimittels diskutieren möchte, kann sich vielleicht auf den Kassenbon verlagern. Ein Kollege macht es vor, wir haben ein paar Ideen hinzugefügt.

Wenn Sie gute Ratschläge an die Kollegen haben, wie sie mit Retaxationen, Engpässen oder Rückrufen umgehen, immer her damit. Wir informieren gern und jeder darf den Reload-Button drücken. Aber auch sonst: Schönes Wochenende!

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte