Jetzt bewerben: Apotheker-Staatssekretär gesucht Alexander Müller, 10.02.2018 08:09 Uhr
Die GroKo hat sich gefunden. Wenn jetzt noch die SPD-Basis zustimmt, steht der Neuauflage der Koalition nichts mehr im Wege. Die Apotheker haben Grund zur Freude. Nicht nur steht das Rx-Versandverbot im Koalitionsvertrag, die Pharmazeuten sollen auch einen eigenen Posten im Ministerium bekommen: Gesucht wird derzeit per Stellenausschreibung ein „Apotheker für die besonderen Belange der Apotheker“.
Der Posten im BMG soll im Range eines Staatssekretärs angesiedelt sein. Der „Apothekenbeauftragte“ berichtet direkt an den Minister – oder die Ministerin. „Wir wollen uns bei jedem Gesetzesvorhaben die Frage stellen: Was würden Jesus Christus oder eine Apothekerin dazu sagen?”, heißt es aus GroKo-Kreisen.
Und zu diesem Zwecke soll die Expertise gleich ins Haus geholt werden. Praktisch: Apothekenpflichtige Arzneimittel darf der Apothekenbeauftragte aufgrund einer Sondergenehmigung in der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) in seinem Büro lagern und ausgeben. Dem Schnupfen in der kalten Jahreszeit kann ebenso abgeholfen werden wie Geplagten in der Allergiesaison.
Doch hauptsächlich geht es um Beratung in politischen Fragen. Dem Vernehmen nach wird über einen Apothekenbeauftragten schon seit dem EuGH-Verfahren zu Rx-Boni gesprochen. Ein Apotheker hätte die Regierung in Luxemburg womöglich besser vertreten, musste man sich eingestehen. Und dann der Ärger mit dem Rx-Versandverbot.
Und erst das Honorargutachten! „Wir hätten uns viel Zeit, Geld und Ärger erspart, wenn wir dafür einen eigenen Experten gehabt hätten“, ist ein Mitarbeiter im Bundeswirtschaftsministerium überzeugt. Auch dort soll der Apothekenbeauftragte der Regierung ein Büro erhalten, mit goldenem Schreibtisch. Kleinere Verordnungen darf er den Plänen zufolge sogar unabgestimmt beschließen und umsetzen. Die nächste Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) dürfte so deutlich leichter von der Hand gehen.
Die Ärzte hätten eigentlich auch einen eigenen Sonderbeauftragten bekommen, konnten sich aber nicht einigen, ob sie einen Facharzt oder Allgemeinmediziner schicken sollten. Also wird der Posten verfallen. Und auch den Krankenkassen wurde ein ständiger Sitz angeboten, aber die haben nur gelangweilt abgewinkt. „Wir schreiben die Gesetze doch sowieso schon mit“, sagte ein Funktionär. „Und wenn es doch mal schief geht, haben wir doch immer noch unsere Sozialgerichte zur Korrektur“, ergänzt er.
Das Stellenprofil für den Apothekenbeauftragten sieht so aus: Sie haben Pharmazie studiert und schon einmal für mindestens zwei Jahre eine Apotheke geführt? Sie haben tolle Ideen, wie wir die wichtige flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln erhalten und noch verbessern können? Dann bewerben Sie sich: Name, Foto, Approbationsurkunde und kleines Motivationsschreiben. Parteizugehörigkeit ist keine Voraussetzung, darf aber angegeben werden ;)”
Auch wenn bei den GroKo-Verhandlungen nicht wirklich ein eigener Posten im BMG für die Apotheker herausgesprungen ist – es hätte schlimmer kommen können. Im Koalitionspapier steht tatsächlich ein Rx-Versandverbot und die Chancen, dass es kommt, stehen gar nicht so schlecht (auch wenn einer nicht daran glaubt): Die eher apothekerfreundliche CDU hält die Schlüsselressorts Gesundheit und Wirtschaft. Fast alle anderen wurden an die SPD verschenkt, damit die Basis dem GroKo-Vertrag auch zustimmt. Im BMG soll es vermutlich Annette Widmann-Mauz (CDU) richten.
Die Grünen finden das mit dem Rx-Versandverbot natürlich superdoof, die FDP bestimmt auch, aber tja, wer kein Jamaika will, bekommt eben die GroKo. SPD-Superkarl Lauterbach bekommt zwar wieder keine Ministerfliege, freut sich trotzdem über das Erreichte im Gesundheitsbereich und das nahende Ende der „Zwei-Klassen-Medizin“. Die Krankenkassen finden alles super, wollen aber nicht mehr Geld ausgeben. Die ABDA ist erleichtert.
Dabei bekamen die Apotheker in dieser Woche medial auch schon wieder aufs Fell: Sat.1 hat rausgefunden: „So verarschen uns die Apotheker“ und die Bild-Zeitung hatte die Apotheker im Gehaltscheck. Zusammen mit Stern TV hat Astrodoktor Gerd Glaeske vor Fluorchinolonen gewarnt und zur Ausnahme mal die Ärzte rund gemacht.
Zwei, die sich auch nicht besonders mögen, trafen sich wieder vor Gericht: Diesmal hat die Noweda eine einstweilige Verfügung gegen DocMorris erwirkt, weil die Versandapotheke bei Rezepturen nicht unbedingt den Goldstandard hält. Zu spät und nicht alles wird geliefert – und darauf sollte die Versandapotheke aus Sicht des Landgerichts Düsseldorf künftig auch hinweisen.
Mit Sicherheit wieder vor Gericht wird Zur Rose ziehen, sollte die GroKo tatsächlich ernst machen mit dem Rx-Versandverbot. „Maximaler Widerstand“ ist schon angekündigt. „Die Finanzgemeinde ist nicht in Panik“, sagte CEO Walter Oberhänsli beim Kooperationsgipfel des BVDAK. Rx-Versandverbot hin oder her: APOTHEKE ADHOC-Herausgeber Thomas Bellartz mahnte die Apotheker beim BVDAK-Gipfel, die Digitalisierung nicht den anderen zu überlassen. Und Bellartz besteht angeblich selbst aus Nullen und Einsen.
Manchmal ist aber nicht die Digitalisierung der Feind des Haptischen: Dass es in einer Apotheke keine 5-Euro-Scheine mehr gibt, liegt an der Bank. So bekommen die Kunden eben Gutscheine und kommen wieder... In Cash bezahlen muss dagegen diese Easy-Apotheke ihr Bußgeld.
Wie viel Geld man mit einem Federstrich verlieren kann, zeigt der Handelsspannenausgleich: Wenn sich die Großhändler ihre von Gott versprochene Marge bei den Apothekern holen, kann das schnell vier- oder sogar fünfstellig werden. Aber zum Glück gibt es ja bald einen Apothekenbeaufragten in der Regierung, der alle Handelsstufen mit den nötigen Mitteln ausstatten kann. Dann gibt es auch keinen Streit mehr. In diesem Sinne: Schönes Wochenende!