Das Portal ist geschlossen, die Apotheken können/dürfen/müssen keine Zertifikate mehr ausstellen. Die größte Angst ist seitdem, dass alle ausgestellten Zertifikate für ungültig erklärt werden und Minister Spahn sein Geld zurück will. Doch zum Glück hat der DAV schnell eine sichere Methode entwickelt, wie die Zertifikate mit überschaubarem Aufwand verifiziert werden können.
Es handelt sich dabei um eine Abwandlung des Foto-Ident-Verfahrens. Und zwar so: Die geimpfte Person muss lediglich mit ihrem Impfpass oder der Impfbestätigung in einer Apotheke vorsprechen. Es muss sich dabei nicht um die Apotheke handeln, die das Zertifikat ursprünglich ausgestellt hat. Wünschenswert laut DAV wäre es allerdings, wenn es sich um ein Verbandsmitglied handeln würde. Zur Orientierung für die Kund:innen wurde hierzu die Homepage mein-verbandsapothekenportal.de ins Leben gerufen.
In der Offizin (jeder Betriebsraum gem. § 4 ApBetrO ist möglich) wird dann ein Foto der geimpften Person gemeinsam mit der Inhaberin oder dem Inhaber geschossen. Die Apothekenleiter:innen müssen dabei eine Hand auf ihren TI-Konnektor legen. Das Foto muss über die TI-Schnittstelle übermittelt werden. Ein Abgleich der biometrischen Daten über die Einwohnermeldeämter kann dann im nächsten Schritt mit Sicherheit die Authentizität der Aufnahme bestätigen.
Und schon ist der Prozess abgeschlossen, das Zertifikat bekommt einen blauen Haken und ist für die nächsten 48 Stunden gültig. Für diese Rezertifizierung dürfen die Apotheken einmalig 4,26 Euro abrechnen, dieser Betrag wird aber rückwirkend zum 15. Juli auf 0,011 Euro gekürzt. Dafür hat der DAV ausgehandelt, dass das Foto auch ausgedruckt und per Fax an das RKI geschickt werden darf.
Es gäbe vielleicht noch einen anderen Weg: Die Kund:innen können sich auch einfach noch einmal impfen lassen und sich dann eine ganz neues Zertifikat ausstellen lassen. Der Trend geht ja zur Kombinations-Booster-Drittimpfung. Genug Impfstoff ist derzeit da und man weiß nicht, ob man sich darüber freuen soll oder nicht. Einerseits ist es schön, dass nicht mehr streng priorisiert werden muss, andererseits ist die Impfquote immer noch erschreckend niedrig.
Die Kanzlerin mahnt in ihrer letzten Sommerpredigt in der Bundespressekonferenz noch einmal zum Impfen. Sonst – und das sagt sie nicht – macht es die Regierung vielleicht doch noch dem Nachbarn im Westen gleich und führt eine Impfpflicht ein. Über das Für und Wider haben wir in unserem Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN gestritten. Die Apotheker:innen können sich das zumindest für die Gesundheitsberufe vorstellen (die PTA etwas weniger) – dabei sind die allermeisten von ihnen zum Glück schon geimpft.
Jens Spahn (CDU) wird nach der Bundestagswahl wohl nicht mehr Gesundheitsminister sein. Das ließe sich zwar auch leistungsbezogen begründen, ist aber eher eine Machtfrage. Der Posten als Fraktionschef winkt und je nach Koalitionsarithmetik nach der Wahl kann es ja auch sinnvoller sein, nicht auf einen Sessel am Kabinettstisch zu spekulieren. Ist aber alles noch Kaffeesatzleserei, bis zum Herbst kann noch viel passieren. Leider auch mit Corona: Spahn selbst befürchtet angesichts der grassierenden Delta-Variante im Oktober (also nach der Wahl) Inzidenzen von 800+, wenn wir nicht vorankommen mit der Impfkampagne.
Die Apotheken sollen künftig auch die Impfzentren beliefern. Und schon ab der kommenden Woche sollen sie „schrittweise“ auch wieder für das Ausstellen der Zertifikate freigeschaltet werden, wie und von wem auch immer diese Schrittfolge festgelegt wird. Hoffentlich haben sie beim DAV beim Sicherheitscheck diesmal auf die IT-Experten gehört. Denn die hatten nach eigenem Bekunden schon vor Wochen auf die Schwachstellen hingewiesen, waren aber so lange unerhört geblieben, bis sie mit einer verbogenen Büroklammer das Schloss zum Portal öffneten und DAV und BMG nicht länger wegsehen konnten. Die Kommunikation war desaströs. Einziger Trost: Es ging diesmal „nur“ um Impfzertifikate.
Und das lässt sich vor allem mit Blick auf die vielen Hochwasser-Opfer in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sagen. 175 Todesopfer sind zu beklagen, viele Menschen gelten noch als vermisst. Wenn etwas Mut macht, dann ist es die große Hilfsbereitschaft, auch Apotheken bringen sich hier immer wieder ein – mit unmittelbarer Hilfe, mit Geld- oder Sachspenden. Hier gibt es eine Übersicht mit Spendenkonten. Rund 70 Apotheken sind ebenfalls betroffen – in ganz unterschiedlichem Ausmaß. Inhaber Daniel Reuschel beklagt einen Totalschaden und hatte keine Elementarschadenversicherung. „Ich habe Einnahmen von null Euro“, sagt er. Eine positive Geschichte: Diese PTA fuhr in ihrem Urlaub ins Krisengebiet, um zu helfen, ihre Chefin schenkte ihr die Urlaubstage. Toll, wenn die Teams so zusammenstehen.
Unglaublich erscheint dagegen, dass so viele angehende PTA beim akut herrschenden Fachkräftemangel keine Apotheke für ihr Praktikum finden. Ein Meldung, die damit überhaupt nichts zu tun hat: Die Mehrheit der PTA hat sich in einer aposcope-Umfrage für die Legalisierung von Genusscannabis ausgesprochen. Peace out… Schönes Wochenende!
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