Herr der Ringe 4: Die Schicksalspetition Alexander Müller, 17.08.2019 07:53 Uhr
Manche Helden erkennt man nicht auf den ersten Blick. Benedikt Bühler ist so ein Hobbit, der mit einer treuherzigen Unerschrockenheit schafft, was größere Mächte nicht erreicht haben. Aber der Weg zum Schicksalsberg ist noch weit.
Er kann nicht zaubern, hat keine millionenschweren Waffen, ja nicht einmal das dritte Staatsexamen. Und doch hat es der Benedikt Bühler geschafft, in einer Phase der Resignation mehr als eine halbe Million Unterstützer um sich zu scharen. Dass nicht alle ihren Namen richtig schreiben können, ist ja nicht seine Schuld.
Ist er jetzt ein Held, weil er in eine Schlacht zieht, die kaum noch zu gewinnen ist? Nehmen wir für den Moment an, er ist einer. Aber wie jeder größere und kleinere Held kann er es nicht alleine schaffen. Er benötigt Verbündete, Unterstützer. Die Genossenschaft hat ihre Banner erhoben und zieht mit in die Schlacht, Fiebig steht bereit und Essen ist fertig. Immerhin.
Nur in seinen eigenen Wäldern ist es schaurig still, die letzte Kiefer ist schon beim letzten DAT umgefallen. Der Geschäftsführende Vorstand der Baumriesen tagt noch und grübelt über die Frage, ob der Preis der Gleichpreisigkeit zu hoch zu sein kann, oder ob Jens Spahruman der Weiße mit diesem Paradoxon nur die Köpfe der Edlen verwirren will.
Und so zieht Benedikt Bühler, ein Phips Beutlin seiner Generation, zunächst allein los, unter dem Arm die Pappe der Macht mit 389.375 Namen. Denn wenn alle Macht vom Volke ausgeht, dann ist es an ihm, diesen Ring der Macht zum Schicksalsberg zu tragen und in die Feuersbrunst der Bürokratie zu werfen. Tut mir leid, jetzt ist das Bild kaputt. Feuersbrunst der Bürokratie? Das ist zu viel Fantasy, damit habe ich Sie wahrscheinlich verloren. So verlieren wir ihn aus den Augen, unseren kleinen Hobbit. Drücken wir ihm die Daumen, dass er sich nicht korrumpieren lässt von der Macht und niemals den Boden unter den haarigen Füßen verliert.
So rührend die Geschichte der tapferen Hobbits. Ein Taschentuch bitte. Wie bitte? Ja, das dürfen Sie jetzt wieder gefahrlos abgeben. Springen wir in die banale Wirklichkeit zurück: In der Begründung seines Ofenkrusti-Urteils hat der Bundesgerichtshof (BGH) zumindest einen zarten Hinweis darauf gegeben, dass Rx-Boni absolut verboten sind, Kundenfreundlichkeit aber nicht. Heißt für mich: Das Kind darf Traubenzucker bekommen. Was Sie nicht tun sollten: Einen Aufsteller vor die Tür stellen mit der Werbung „Jetzt Rezept einlösen und wir beruhigen ihr nölendes Kind.“ Kein eindeutiger Rezeptbezug, dann dürften bei Minimalzugaben auch künftig keine Abmahn-Orks drohen.
Es ist aber auch wirklich eine absurde Debatte. Während der BGH betont, dass auch ein Brötchen-Gutschein im Gegenwert von 30 Cent die Pfennigfuchser steuert und damit die flächendeckende Versorgung gefährdet, legen die Versender hinter der Grenze bis zu 30 Euro ins Päckchen. Gut, dass das nicht unbedingt das nachhaltigste Geschäftsmodell ist, zeigt der Rekordverlust bei der Shop-Apotheke. Wachstum kann eben schmerzhaft sein, muss aber vielleicht nur mittelfristig schmerzhaft sein.
Denn die Zahl der Gegner sinkt weiter: Die ABDA legt schüchtern die Zahlen für das erste Halbjahr vor und darf wieder nur den traurigen Trend fortschreiben: Wieder 155 Apotheken weniger als am Jahresanfang. Bleiben noch 19.268. Also Ende Juni. Diese Jubilarin weiß auch heute schon, dass ihre Apotheke keinen Nachfolger finden wird, nicht mal geschenkt. Die ABDA ist in dem Dilemma, den kontinuierlichen Verlust mahnend zu beklagen ohne zu laut Alarm zu schreien. Denn das Eingeständnis, dass die verbliebenen Apotheken die Versorgung nicht mehr schaffen, würde ganz andere Debatten lostreten.
Was in der Apotheke zu unangenehmen Gesprächen führen könnte, wäre ein Gehaltsvergleich. Den konnte jedermann zuletzt beim Spiegel machen und testen, ob sich seine Kinder lohnen und wie er im Vergleich zum Nachbarn steht. Wenig überraschend: PTA zählen nicht zu den Besserverdienern in der Gesellschaft.
Dabei hätten sie es so sehr verdient. Viel Fachwissen, soziale Kompetenz und unerschöpfliche Duldsamkeit gegen die immer neuen bürokratischen… nennen wir es… Herausforderungen. So haben auch die Kollegen von PTA IN LOVE gedacht und verschicken seit nunmehr einem Jahr sehr schöne Boxen an sehr fleißige PTA. Wer mehr über die Erfolgsgeschichte erfahren will, dem sei die Podcast-Folge „Wie man PTA wirklich glücklich macht“ empfohlen.
Wie man Apotheker richtig sauer macht? Man sperrt ihnen bei 25,5 °C Raumtemperatur den Laden zu und schickt ihnen am selben Tag ein Päckchen mit Arzneimitteln nach Hause, dass sie bitte beim Nachbarn abgeben sollen. Immerhin will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit dem Apothekenstärkungsgesetz (sein GSAV ist jetzt übrigens in Kraft) die Temperaturfrage stellen – im Versandhandel und beim Botendienst. Apotheker wissen es ja gerne genau, ist so eine Berufskrankheit. Deshalb kommt die Frage auf, welche Bedingungen beim Transport einzuhalten sind und wie man die von der Lagerbedingungen unterscheidet. Leider ist die Antwort eher eine für Juristen: Kommt auf den Einzelfall an.
Hierbei dürfte es sich auch um einen Einzelfall handeln: Die beiden PTA Walburg Hinck und Jutta Rose feiern 50-jähriges Dienstjubiläum – und zwar in derselben Apotheke. Das ideale Gegenstück zum Stammkunden auf der anderen Seite des HV-Tischs. Als die beiden in der Apotheke begannen, sah die (Apotheken-)Welt noch anders aus. „Wir mussten noch Röcke tragen“, berichtet eine Kollegin. Bei manchem Team-Shirt von heute fragt man sich allerdings, ob es der nächsten Generation viel besser geht… Schönes Wochenende.