ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Großhandelskonditionen auf einen Blick

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Berlin -

Zunächst mussten nur Sanacorp-Kund:innen morgens bei der Tankstelle vorbeifahren, um die aktuell gültigen Einkaufskonditionen ablesen zu können. Aber die Idee mit den dynamischen Gebühren hat sich schnell durchgesetzt, so dass jetzt alle auf einen Blick sehen können, wie viel eine Tour bei welchem Großhändler heute kostet. Das ist transparent und fair und verschärft den Wettbewerb ungemein.

Steigende Energiepreise schlagen bei einem Logistikunternehmen zwangsläufig sofort aufs Ergebnis durch. Zum Glück müssen sich die Pharmagroßhändler nicht mit ihrer gesetzlichen Marge allein begnügen, sondern können sich mit Gebühren und Zusatzbeiträgen ein bisschen was dazuverdienen. Den durchschnittlichen Preis an der Tankstelle als Referenz zu nehmen, das war die geniale Idee der Sanacorp. Und gute Konzepte werden sofort kopiert, beziehungsweise alle sind zufällig gleichzeitig auf die Idee gekommen.

Es gibt in der Branche aber auch Bedenken: Ob die Tankstellen mit ihren von der unsichtbaren Hand des Marktes diktierten Einheitspreisen wirklich die vertrauenswürdigste Assoziation sind. Gerade in der aktuellen Phase! Weil Rohöl-und Spritpreise ungewöhnlich auseinanderlaufen, hat das Bundeskartellamt eine Sektorüberprüfung gestartet. Und schon beim Klang des Namens zuckt gewohnheitsmäßig alles erschrocken zusammen, was mit Nachnamen Phagro heißt.

Kartellamtschef Andreas Mundt gibt sogar Tipps für Autofahrer:innen, wann und wo man tanken soll. Auch das lässt sich 1:1 auf Apotheken übertragen. Schlaue Inhaber:innen bestellen ihre Arzneimittel immer zwischen 18 und 22 Uhr (bloß nicht morgens), möglichst nicht an den Osterfeiertagen und grundsätzlich nicht auf der Autobahn.

Eigentlich wäre das die Stunde von AEP: Während sich die Konkurrenz mal wieder in der Kreativität neuer Gebühren überbietet, könnte der Purist aus Alzenau mit seiner Einheitskondition punkten. Doch der Mono-Großhändler hat intern genug zu tun: Gleich drei Personen aus der Führungsebene wollen weg, AEP steht vor großen Aufgaben.

Aber von personellen Herausforderungen können die meisten Apotheken ja selbst ein Lied singen. Wer wissen will, wie es um die Lage in der Hauptstadt bestellt ist, möge sich dieses Stellengesuch einer PTA durchlesen. 50 Prozent über Tarif sind sicher eine Ansage, aber die Mieten in Berlin explodieren und eine dynamischen Inflationskostenbeitrag kann eine Angestellte auch nicht so einfach erheben.

Und die Arbeit am HV-Tisch könnte demnächst wieder etwas stressiger werden. Denn die ersten Impfzertifikate laufen ab. Nicht der Impfschutz, sondern der QR-Code. Zwar sollen die Apps eine Aktualisierung vornehmen können, Nachfragen in der Offizin dürfte es trotzdem reichlich geben.

Und dann steht ja noch das E-Rezept vor der Tür. Es traut sich nur noch nicht herein. Jedenfalls haben die meisten Kolleg:innen noch nie eins gesehen. Das liegt daran, dass aktuell vor allem zwei Praxen fleißig digital verordnen und der Rest vorerst nur total ready ist.

Dass die Gematik nun doch einen ziemlich strikten und noch viel erstaunlicheren Fahrplan für die Einführung plant, hat insbesondere die Ärztevertreter stark irritiert. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen hat sogar eine Resolution verabschiedet. Die Ärzte fordern Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, die Gematik zu zügeln. Dort ist man wiederum bemüht, kommunikativ vor die Welle zu kommen, was aber nicht so recht gelingen mag.

Weil die Shop Apotheke mit dem Minister, der Gematik und dem E-Rezept allmählich die Geduld verliert, wirbt der Versender aktuell wieder mit Rx-Boni. Das hat nicht nur die Mail-Order-Hunter von der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) auf den Plan gerufen, sondern jetzt auch die Wettbewerbszentrale.

Was die Versender den Apotheken mit Sicherheit nicht streitig machen wollen, ist das Impfen. Der Bundestag hat beschlossen, dass das jetzt zur Regelversorgung in Apotheken gehört. Für den Berufsstand sicher ein großer Erfolg. Nur die KV Berlin will den Zugewinn für die Impfkampagne nicht sehen und die Impfapotheken wieder rückgängig machen. Freunde, der Zug ist abgefahren. Sanofi verspricht genug Impfstoff für Apotheken und hier können Sie schon mal Vorgaben für Personal, Räume und Dokumentation studieren. In diesem Sinne: Schönes Wochenende!

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