Günther ist völlig fertig. Erschöpft lehnt der 53-Jährige an seinem Lieferwagen und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Aber er muss weiter, drei Päckchen hat er noch. Bis vor Kurzem war er nur Großhandelsfahrer und sein Leben eigentlich anstrengend genug. Aber seitdem er den Botendienst für die Apotheken auf seiner Route mit übernommen hat, steuert er mit Vollgas auf den Burnout zu.
Ob er nicht nach der letzten Tour noch eine kleine Runde drehen und ein paar Arzneimittel ausfahren könne, hatte sein Chef gefragt. Nicht viel, nur an die älteren Herrschaften, die abends nicht mehr selbst in die Apotheke kommen können. Gäbe auch extra Kohle. Klar, hatte Günther gesagt, warum nicht. Als Sub-Sub-Unternehmer kann er jeden Zuschuss gut gebrauchen.
Am ersten Tag war nur die Rosen-Apotheke für den Service angemeldet. Nachdem Günther die Wannen in die Schleuse gestellt hattte, bekam er von der PTA die verschlossenen Tüten und eine liebevoll vorsortierten Adressliste. Vier Päckchen, kleine Route, kein Problem. Dachte Günther. Die erste Kundin war nicht zu Hause. Egal, dachte Günther, fahr ich zum Schluss nochmal vorbei.
An der zweiten Station hatte er mehr Glück und traf Frau Graf an. Ups, den Namen darf er eigentlich gar nicht sagen. Naja, egal. Das Päckchen ist Günther aber wieder nicht los geworden. Denn Frau G. schaute gleich nach und stellte empört fest, das sei das falsche Medikament. Den Rabattvertrag kennt Günther nicht und hat auch keine pharmazeutischen Bedenken, allmählich aber keine Zeit und Lust mehr. Er fährt mit noch immer vier Tüten zur dritten Station.
Endlich ein Erfolg. Herr Weidemann, Herr W., ist da und will die Sendung auch behalten. Ob Günther nur vielleicht noch diesen Umschlag in den Briefkasten zwei Straßen weiter einwerfen könne? Kann er, zähneknirschend. Bei Station Vier soll er „nur“ den Müll mit rausbringen. So geht das jetzt jeden Tag – und Günther ist nicht allein mit seiner Last. Sein Kumpel Rüdiger fährt auch aus und sollte sogar den kleinen Leander vom Spielplatz abholen und mit nach Hause bringen! „Und der ganze Heckmeck für 5 Euro Honorar? Wie machen die Apotheker das bloß?“, fragt Günther. „Keine Ahnung“, sagt Rüdiger.
Vielleicht hat sich diese (erfundene) Geschichte mit den externen Fahrern bald sowieso erledigt und die Apotheker erledigen den Service wieder als Gemeinwohlpflicht. Nicht, weil der Corona-Botendienst-Bonus ausläuft und die Sache endgültig wieder zum Zuschuhssgeschäft wird. Sondern weil Friedemann Schmidt echt sauer ist. Da lobbyiert sich die Abda die Finger wund, damit der Botenfahrer irgendwie der Apotheke zuzurechnen ist und dann kommt die Noweda und erklärt das Ganze zur Logistik-Dienstleistung. Schmidt ist so wütend, so wütend, dass er die Genossenschaft mit Erzfeind DocMorris vergleicht. Wow.
Noweda-Chef Dr. Michael Kuck will dazu erstmal nichts weiter sagen. Dabei hatte er zuvor noch seine besten Absichten beteuert. In der Rolle als Angreifer und Wegbereiter sieht man sich nicht gern in Essen. Und was stimmt jetzt: Will die Noweda wirklich alle Apotheken vertikal wegrationalisieren oder ist das alles nur ein riesiges Kommunikationsdesaster? Fortsetzung folgt.
Die Versandapotheken können sich das entspannt anschauen – zumindest bei der Shop-Apotheke herrscht eitel Sonnenschein, zumal man jetzt sogar von der Allianz empfohlen wird. Vor allem aber weil die Prognose für das laufende Jahr nach einem tollen Q2 angehoben wurde. 30 Prozent Umsatzplus werden jetzt angepeilt.
Das weicht deutlich von der Stimmung in der Apotheke vor Ort ab: Der Apotheken Geschäftsklima Index (AGI) zeigt weiter talwärts und ADHOC-Herausgeber und Unternehmer Thomas Bellartz weiß auch, warum die Zukunft von vielen Inhabern so düster gesehen wird. Aber im Podcast WIRKSTOFF.A zeigt er auch mögliche Wege aus der Krise. Also: Reinhören!
In dieser Woche war es endlich so weit: Die ersten Apotheken wurden mit ihrem Konnektor ausgestattet und können an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen werden. Beim APOTHEKE ADHOC Lunchtreff ging es vor allem um die Gretchenfrage, wo der Konnektor stehen soll: in der Apotheke oder doch lieber eine zentrale Lösung? Entscheiden Sie selbst.
Allzu freihändig sollte man aber nicht in jeder Lebenslage selbst entscheiden. Zum Beispiel sollte man als Arzt seinen Patienten bei deren Medikation nicht die freie Auswahl lassen. Sonst droht zweierlei, in dieser Abfolge: Ein sehr volles Wartezimmer, der Entzug der Approbation.
Brandgefährlich ist es auch, im Brandfall den falschen Feuerlöscher zu benutzen. Zwar freute sich dieser Apotheker, dass der aufmerksame Gastronom von nebenan schnell reagiert und beherzt eingegriffen hat. So war der kleine Kabelbrand schnell besiegt, die Freiwahl aber vom hygroskopischen Salz des Pulverlöschers großflächig kontaminiert und damit unbrauchbar. Tipps zum idealen Feuerlöscher für Ihre Apotheke finden Sie hier.
Und zum Schluss: Es gibt ein neues Betätigungsfeld für Apothekentester: Wie werden die Masken angeboten und wie gut ist die Beratung hierzu? Sie ahnen es. Trotzdem: Schönes Wochenende!
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