Gesetzentwurf: Männerquote in Apotheken Alexander Müller, 10.03.2018 08:00 Uhr
Im Umfeld des Weltfrauentages wurde wieder viel über Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern sowie Frauen in Spitzenpositionen geredet und geschrieben. Trotz vieler Bemühungen ist Gerechtigkeit noch immer nicht hergestellt. Die Apotheken sind in dieser Hinsicht eine Vorzeigebranche. Wirklich? „Der unterdurchschnittliche Anteil von Männerarbeitsplätzen in der Offizin bedarf einer politischen Korrektur“, heißt es in einem unveröffentlichten Entwurf aus dem Bundesarbeitsplatzministerium. „Wir streben daher zeitnah eine Männerquote in Apotheken an.“
Das Ministerium hat sich die offiziellen Beschäftigtenzahlen in Apotheken gezogen. Erstauntes Raunen in der Abteilung: 97,2 Prozent der PTA sind weiblich, 98,4 Prozent der PKA – sogar in der Kita sind mehr Männer als Erzieher beschäftigt. Bei den Approbierten ist der Frauenanteil in der Apotheke mit 72,1 Prozent zwar geringer, die Verteilung bei den Studierenden deutet aber an, wohin die Reise geht: in eine fast männerfreie Offizin.
Weil sich dieses Bild auf der anderen Seite des HV-Tischs nicht spiegelt, macht man sich im Ministerium Sorgen. Können männliche Patienten demnächst nicht mehr mit einem Apotheker oder PTA ihres Geschlechts sprechen, wenn sie besonderen Wert darauf legen? „Das wäre ein nicht hinnehmbarer Einschnitt in die flächendeckende Arzneimittelversorgung“, heißt es im Entwurf hierzu.
Lösungsvorschläge:
- In jeder Apotheke muss wenigstens ein männlicher Approbierter arbeiten, Inhaber nicht mitgezählt. Bei einer weiblichen Chefin sind ein männlicher Approbierter oder zwei männliche PTA als Untergrenze möglich.
- Die PTA-Schulen sollen eine Männerquote einführen: Mindestens 30 Prozent der Ausbildungsplätze sollen an männliche Bewerber vergeben werden. Wenn sich nicht genug Jungs melden, sollen sie mit einer Pauschalförderung von 5000 Euro pro Ausbildungsjahr geködert werden. „So schaffen wir Gerechtigkeit an den Schulen“, heißt es zur Begründung.
- Die Apothekengewerkschaft Adexa soll sich in ADOX³ umbenennen, das klingt männlicher.
- Das Pharmaziestudium soll vereinfacht werden, damit auch männliche Studierende bessere Chancen haben, zu bestehen.
- Die tariflich vereinbarten Löhne sollen mit einem staatlichen Zuschuss auf 130 Prozent des jeweils aktuellen Gehaltstarifvertrags aufgestockt werden. Studien hätten gezeigt, dass Männer mehr dem Geld hinterherrennen als Frauen.
Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist: Es gibt kein Arbeitsplatzministerium. Es wird auch keine Männerquote geben. Was es aber gibt ist Ungleichbehandlung. Drei Transgender-Personen bewerben sich mit derselben Qualifikation für denselben Job – jeweils einmal als Frau, einmal als Mann. Raten Sie mal, wem weniger Gehalt geboten wurde. Auch PTA Iris/Dirk machte diese Erfahrung.
Der arme Stefano Pessina. Der König der Arzneimittel ist nicht im Club der 100 reichsten Menschen der Welt. Seine laut Forbes 12 Milliarden US-Dollar reichen nur zu Platz 127. Dafür hat er 13.000 Apotheken. Und er steht immer noch viel besser da als die Kassenfürsten hierzulande mit ihren mickrigen sechsstelligen Hungerlöhnen.
Kein Wunder, dass die Krankenkassen bei der Rezeptkontrolle ganz genau hinschauen. Sehr schnell fällt dabei natürlich auf, wenn es den Versicherten überhaupt nicht gibt. Das kann der Apotheker natürlich nicht wissen, wenn sein QMS nicht die ausnahmslose Kontrolle der Versichertenkarten vorsieht. Er hätte die Rezeptfälschung trotzdem merken müssen, meint die AOK Rheinland Hamburg. Und zwar: Es gibt in Köln keine Xantenerstraße, sondern nur eine Xantener Straße. Manchmal kommt es einem vor, als hätten die Kassen eine interne Wette laufen, wer die sinnloseste Retax durch das Bundessozialgericht bringt. Die Straßennamenretax ist bei den Buchmachern ein Geheimfavorit.
Fast ebenso beliebt wie Retaxationen sind Testkäufe. Doch in diesem Fall konnte die PTA absolut glänzen, die nicht in die Silomat-Falle tapste. Glückwunsch! Ob sie den Testkauf des Bundesverbands der Frauenärzte auch bestehen würde? Die glauben nämlich nicht, dass die Apotheker ordentlich zur Pille danach beraten. Aber Schuld sollen die da oben sein, genau die ABDA: Wegen des angeblich mangelhaften Leitfadens zur Beratung gibt es aus Sicht der Frauenärzte heute mehr Abtreibungen. Die ABDA findet den Vorwurf zurecht abenteuerlich.
Wie man noch viel mehr daneben liegen kann mit seiner Weltsicht, hat ein AfD-Landtagskandidat bewiesen. Um zur Debatte um die „Mohren-Apotheke“ beizutragen, hat er vor einer so benannten Apotheke Schoko-Küsse verteilt. Und damit auch wirklich jeder rechtsdrehende Passant versteht, was er meint, hat er noch „Negerkuss“ und „Mohrenkopf“ auf seinen Plastikeimer geschrieben. Was soll man dazu noch sagen? Waffel, Schaumzucker, Fettglasur.
Gute Nachrichten für PTA: Die Koalition – das Kabinett steht endlich – will das Schulgeld streichen. Regional wird dieses im Wettbewerb sogar schon vorher abgeschafft. In ebenfalls sehr harter Konkurrenz stehen in die Center-Apotheken.
Kennen Sie die Geschichte von Apo-Rot? Der Versand von Arzneimitteln war eigentlich die Antwort auf eine Baustelle vor der Tür. Daraus geworden ist einer der Top-Versender der Republik. Aus diesen Reihen verabschiedet hat sich die EU-Versandapotheke. Versanderlaubnis entzogen, alle Mitarbeiter freigestellt und die benachbarte Beschäftigungsgesellschaft insolvent.
Es wird Frühling, viele freuen sich, Allergiker nicht so sehr. Zum Glück können die Apotheken helfen. Auch wenn es nicht immer einfach ist. Die Patientin wollte eigentlich nicht, dass der Hersteller ihren Klarnamen kannte, aber ohne Einverständniserklärung keine Bestellung. Und jetzt ab ins Grüne! Schönes Wochenende!