„Vier, fünf, sechs, sieben – Gott sei Dank, alles da.“ Der Inhaber atmet erleichtert durch. Das Team ist vollzählig – abzüglich der beiden Quarantäne-Fälle. Weitere Ausfälle könnte der Betrieb kaum verkraften. Der rätselhafte Unbekannte, der in Apotheken im Umkreis Personal klaut, war also noch nicht in seiner Offizin.
Was ist die größte Bedrohung für die Apotheken? Das E-Rezept? Pah, das haben die Kolleg:innen von der KBV doch gerade erst um ein weiteres Jahr verschoben und dabei ordentlich mit Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn abgerechnet. Kein Wunder, wenn aktuell Praxen von NFC-Karten lahmgelegt werden. Und wenn das E-Rezept irgendwann doch kommt, bleibt der Botendienst trotzdem unschlagbar. Bei Zur Rose klingt das Pfeifen mittlerweile noch einem sehr finsteren Wald.
Bedrohung durch Personalkosten? Klar, der neue Tarifvertrag tut weh, aber immerhin hat die Adexa ein Einsehen, dass die vom BVPTA geforderten 20 Prozent Zuschlag doch etwas weltfremd sind. Also kann die Apotheke den neuen Abschluss schon irgendwie abfedern.
Nein, die eigentliche Gefahr ist, dass irgendwann niemand mehr da ist, den man bezahlen könnte, und sei es überübertariflich. Der Fachkräftemangel ist die größte Sorge vieler Inhaber:innen und so manche Schließung zum Jahreswechsel geht auf seine Kappe. Kein/e Nachfolger/in gefunden, kein Personal und potenzielle Filialleiter sagen heute schon wegen der zu langen Mittagspause ab.
Immer erfinderischer werden Arbeitgeber:innen, um wenigstens noch eine Teilzeitkraft zu ergattern, immer verzweifelter ihre Manöver. Als unscheinbarer Kunde verkleidet oder mit dem Hut tief ins Gesicht gezogen und dem Trenchcoat über dem Kittel drucksen sie so lange vor der gegnerischen Apotheke herum, bis jene Angestellte frei ist, die abgeworben werden soll. Dann schleichen sie zum HV-Tisch und legen ihren Impfpass vor. Aber sie wollen kein Zertifikat, sie wollen eine Unterschrift auf dem Arbeitsvertrag, der dem gelben Heftchen beiliegt.
Sogar von aufwändigen Rezeptfälschungen ist zu hören: Als Kostenträger ist die abwerbende Apotheke eingetragen, verordnet wird die angebotene Stelle und das Bruttogehalt ist die Sonder-PZN. Wird die Approbierte das Rezept annehmen und einlösen?
Die Realität ist nicht ganz so weit von solchen Vorstellungen entfernt: Dass Kolleg:innen – wenn man sie so nennen will – in der Apotheke anrufen und gezielt Personal abwerben, kommt offenbar regelmäßig vor. Ist das noch ein normaler Wettbewerb um Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt oder gehört sich das einfach nicht? Diskutieren Sie dazu in den Kommentaren mit. Wie auch immer man dazu steht, ein paar rechtliche Grenzen gibt es schon.
Genau wie beim Impfen in der Apotheke (Webinar zur Nachlese): Wen dürfen Apotheken anstellen? Und unter welchen Bedingungen darf man ohne RKI-Anbindung schon loslegen? Denn eigentlich müssen die Apotheken jede gesetzte Spritze an das Robert Koch-Institut melden. Doch die Schnittstelle im DAV-Portal ist noch nicht ganz fertig, bis zum Monatsende soll es so weit sein, spätestens zum Jahresende. Aber das wird künftig alles besser, wenn die Abda ihre eigene Gisela (oder wie die heißt) hat. Für die Digitalgesellschaft sollen die Apotheken 50 Euro bezahlen. Klingt nicht viel, ist aber monatlich. Deswegen hätten die Kolleg:innen aus Westfalen-Lippe auch gern vorab etwas mehr gesehen als einen Businessplan „Light“.
Dabei sollten alle alles tun, um die Impfquote endlich zu steigern. Denn Omikron verbreitet sich wie nie zuvor und auch wenn die Verläufe milder sind als bei anderen Varianten, gibt es täglich noch immer viel zu viele Todesfälle. Eine Impfpflicht würde ganz akut auch nicht mehr helfen, wird aber immerhin jetzt diskutiert, um dann gegebenenfalls im Herbst zu wirken. Welche Rolle spielt dabei der neue Minister Karl Lauterbach? Wir haben eine erste Analyse gewagt.
Unsere Nachbarn sind schon einen Schritt weiter. Warum Österreich allerdings die Impfpflicht zu diesem Zeitpunkt mit einer milliardenschweren Impf-Lotterie verknüpft, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Das Signal ist fatal und das Geld hätte man sinnvoller einsetzen können.
Für Tests zum Beispiel: Für 30 Euro sollen Apotheken PCR-Tests anbieten, können dafür aber kaum das Material einkaufen. Und Aufzahlungen sind unzulässig. Außerdem sollen die Apotheken jetzt auch noch selbst priorisieren. Als wäre das nicht stressig genug, wird das Ausstellen der Impfzertifikate immer mehr zum Quiz: geimpft, genesen, geboostert, mit jeder Kombination aus Impfstoffen und Verläufen und jetzt auch noch der Wechsel bei Janssen. Auch wenn es schon mal leichter war: Schönes Wochenende!
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