Eigenes Konjunktiv-Paket für Apotheker Alexander Müller, 06.06.2020 08:09 Uhr
Die Bundesregierung kippt zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Corona-Folgen ein 130-Milliarden-Füllhorn über dem Land aus. Für die Apotheken fällt eher beiläufig etwas ab. Aber das Beste kommt ja noch: Nach unbestätigten Informationen könnte die Regierung an einem eigenen Konjunktiv-Paket für Apotheken arbeiten.
1. Erhöhung des Apothekenhonorars auf 18,35 Euro
Gesundheits- und Wirtschaftsministerium könnten sich darauf verständigt haben, das Fixum um 10 Euro zu erhöhen, sollten mindestens 50 Prozent der Apotheken in den Corona-Monaten mehr als 95 Prozent ihres Umsatzes eingebüßt haben. Die flächendeckende Versorgung muss schließlich gewährleistet werden, einem weiteren Apothekensterben werde man nicht tatenlos zusehen, hätte irgendjemand gesagt haben können.
2. VV statt RxVV
Ein Versandverbot für Arzneimittel – und zwar Rx und OTC – soll eingeführt werden, wenn der Marktanteil der Onlinehändler drei Monate in Folge oberhalb von 80 von Hundert des Gesamtmarktes beträgt. Dann würde man sogar über eine Überwachung nachdenken.
3. Pharmazeutische Dienstleistungen bezahlt
Jeder Service wird extra vergütet: Blutdruckmessen, Strumpfanpassen, Medikamentenentsorgung. Das Honorar soll jeweils zwischen 30 und 50 Euro definiert werden. Notwendige Bedingung für diese Maßnahme: Ausnahmslos alle Apothekenmitarbeiter müssen ihre eigenen Gesundheitsdaten 24/7 überwachen und live auf einen Zentralserver hochladen. Wenn keiner fehlt, könnte es Geld geben.
4. Absolutes Retaxverbot
Den Krankenkassen wird generell verboten, Apotheken zu retaxieren. Diese Maßnahme wird umgesetzt, nachdem mindestens 13 Mitarbeiter einer externen Rezeptprüffirma eine ganze Knoblauchzehe gegessen haben.
5. - 8. Jede Apotheke könnte ein Elektroauto für den Botendienst geschenkt bekommen, außerdem einen Aut-idem-Kreuz-Radierer. Pro PTA und PKA würde es eine Angestellten-Zulage von 1500 Euro geben, außerdem ein lebenslanges Maskendepot gratis. Diese Maßnahmen treten gemeinsam in Kraft, wenn Teil 1-4 erfüllt sind und alle Apotheken gleichzeitig beim Apobank-Onlinebanking eingeloggt sind, um die Zahlung zu empfangen.
Womit wir bei den ernsten Themen der Woche angekommen wären. Ein Umzug ist immer nervig und kostet Zeit und Geld. Ein IT-Umzug kann noch schlimmer sein. Die Apobank hat sich ihren dem Vernehmen nach sehr viel Geld kosten lassen, dafür aber offenkundig an der Vorbereitung gespart. Ein bisschen Transparenz von der Konteneinsicht in die Kommunikation stecken, dann wird das schon. Die Kunden sind bereit, eine Entschuldigung anzunehmen. Zumindest dieser hier (mit Video).
Noch ein Wort zum Konjunkturpaket: Neben den wirklich erfreulichen Dingen, könnte die Sache für Apotheken einen großen Haken haben. Denn eine Mehrwertsteuerreduzierung zum Juli ist für die Softwaremacher eine echte Herausforderung. Hätte mal vorher einer aus der Regierung nachgefragt… So könnte es zum Preischaos in Apotheken kommen. Und wie verhalten Sie sich mit ihrem OTC-Preisen, wenn die Steuersenkung umgesetzt ist? Hier sind 201 Referenzen. Und eine Bitte an die Politik hat Kollege Klein: Die Gesundheitsversorgung auch nach dem Konjunkturpaket nicht aus den Augen verlieren.
Der allerbeste Tipp, den ich Ihnen zum Wochenende geben kann, lautet Timo Wopp. Der Kabarettist coacht für uns Apotheker und PTA. Seien Sie selbst der Pinguin! Ich verspreche, nach der ersten Sitzung haben Sie ein anderes Bild von sich – oder wenigstens vom Coaching. Und vielleicht können Sie dann sogar Cannabis-Rezepte korrekt beliefern. Und Achtung: Bei der Preisberechnung von Cannabis und Zubereitungen wird seit kurzem die neue Anlage 10 der Hilfstaxe herangezogen – zumindest bei Rezepten von Kassenpatienten.
Was es Corona-bedingt auch auf Rezept gibt, sind FFP-Masken. Aber welche Kasse zahlt? Aus der Rezeptpflicht vor Jahren entlassen wurde die Pille danach. Die Ulipristal-Variante Ella One bekommt jetzt Konkurrenz. Nach Ende des Patentablauf Ende Mai waren Hexal, Mylan und Aliud besonders schnell und haben Generika auf dem Markt gebracht.
Etwas länger als erwartet wird der Zusammenschluss von Gehe und Alliance Healthcare dauern. Die US-Mutterkonzerne McKesson und Walgreens Boots Alliance (WBA) rechnen damit, dass der Deal im zweiten Halbjahr 2021 über die Bühne geht. McKesson hat jetzt wegen des Deals einen dreistelligen Millionenbetrag abgeschrieben.
Ganz so teuer wird der Ausflug von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ins Gießener Klinikum wohl nicht. Aber dem Abstandssünder droht tatsächlich ein Bußgeld, nachdem er sich beim Vor-Ort-Besuch öffentlichkeitswirksam in einen Aufzug gedrängelt hat – während er quasi parallel öffentlich zur Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln mahnte. Gerüchte, wonach die gesamte BMG-Belegschaft auch beim Schlauchboot-Rave auf dem Landwehrkanal dabei war, sind dagegen vollkommen haltlos. Schönes Wochenende!