E-Rezept-Box in der Praxis Alexander Müller, 11.03.2023 07:55 Uhr
Bei den Telemedizin-Terminals in Apotheken soll es nicht bleiben. Wenn das E-Rezept zur Pflicht wird, sollen alle digitalen Wege neu asphaltiert werden. Die Patient:innen sollen ihre Verordnung möglichst leicht an jede (Versand-)Apotheke ihrer Wahl schicken können. Dazu rüsten die ohnehin technikaffinen Arztpraxen auf – mit den guten alten Fotofix-Automaten.
Die E-Rezept-App wirkt schon vor der geplanten Komplettverstaatlichung der Gematik recht umständlich und das eGK-Verfahren ist auch keine Ausgeburt an Digitalisierung. Daher kommt jetzt ein ganz neuer Weg dazu: Die Patientin oder der Patient lässt sich sein „E-Rezept“ zunächst ausdrucken. Dann kommt die Fotobox ins Spiel.
Die Foto-Automaten können so nachgerüstet werden, dass ein Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI) möglich ist. Die Patient:innen müssen dann nur noch den Hocker auf die richtige Größe drehen, sich den ausgedruckten Token neben das Gesicht halten, „Digitalisierung“ sagen – und schon wird die Verordnung sicher übermittelt. Weil die biometrischen Daten gleich mit erfasst werden und das Ganze in der Praxis stattfindet, sind Fälschungen und Missbrauch eigentlich unmöglich.
Praktisch: Wenn dem Patienten oder der Patientin seine oder ihre Erkrankung zu peinlich ist, um damit im Behandlungszimmer vorzusprechen, kann diese:r die Fotobox auch gleich für das telemedizinische Angebot nutzen. Da die Post nur sechs Meter Kabel bereitstellt, können andere Praxen aus der Box nicht abgesteuert werden. Wer also einen anderen Facharzt benötigt, muss in dessen Fotofix. Dafür kann man sich den E-Rezept-Token dann unmittelbar in die Kiste faxen lassen, Foto machen, wegschicken, fertig.
Den Ärzt:innen schwebt noch eine weitere Ausbaustufe vor. Der alte Ausgabeschacht für den Papierstreifen ließe sich mit einem dezent gelockerten Dispensierrecht wunderbar für eine Komplettversorgung nutzen…
Die Realität sah in dieser Woche nicht viel weniger skurril aus: Oder war das als Scherz gemeint, als Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Broschüre (!) zu seiner Digitalisierungsstrategie in die Kameras gehalten hat? Schwerpunkt ist jedenfalls die elektronische Patientenakte (ePA). Die soll bis Ende 2024 jeder bekommen, der nicht bei drei auf dem Stapel Patientenakten ist. Und das E-Rezept soll schon Anfang 2024 verpflichtend sein. Vielleicht. Es werden noch Wetten angenommen.
Manche wetten ja am liebsten an der Börse. Und Shop Apotheke hat große Pläne in diesem Jahr: 0,5 bis 2,5 Prozent GEWINN. Das wäre ja mal was. Die schwarzen Zahlen will der höfliche CEO Stefan Feltens seinen Nachfolgern hinterlassen, er geht im April von Bord.
Am 8. April ist auch Schluss mit den Abgabeerleichterungen in Apotheken. Und wir fragen uns: Gibt es wirklich keine Alternative? Oder hätte Lauterbach mit ein bisschen Mühe nicht doch eine Verlängerung hinbekommen können? Immerhin ist er doch der Terminator.
Mit den Apotheker:innen hatte es sich Lauterbach eigentlich schon früher in der Woche verscherzt, als er meinte, die Situation bei den Lieferengpässen habe sich deutlich entspannt. Natürlich kam die Antwort aus der Offizin auf dem Fuße. Was mich umtreibt seitdem: Lauterbach sagte, die Lage habe sich „Gott sei Dank“ entspannt. Meint er damit sich? Oder hat er eingesehen, dass sein bisschen Festbetragsgeschraubsel nichts bringen konnte und die Politik einfach nur noch auf höhere Mächte oder wenigstens den Frühling gehofft hat?
Sein Vorgänger im Amt hatte auch keine so tolle Woche: Jens Spahn musste als Zeuge vor Gericht, weil ihm ein überführter Betrüger einen Maskendeal anhängen wollte. Dass er vom Richter auch noch zu seiner Ex-Villa befragt wurde, hat Spahn dann richtig genervt. Das werden Sie jetzt verzeihen müssen. Schönes Wochenende!