Mit ihrer Protestaktion „Der letzte Kittel“ haben es die vereinigten Heilberufler:innen in die Tagesthemen geschafft, APOTHEKE ADHOC berichtete sogar live von der Pressekonferenz. Doch die inszenierte Kittelübergabe hat jetzt ein Nachspiel. Nachforschungen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) haben nämlich ergeben, dass der Minister getäuscht werden sollte.
IG Med und die Freie Apothekerschaft hatten in einer gemeinsamen Aktion dazu aufgerufen, Kittel ans BMG zu schicken. In drei Wellen sollten die verschiedenen Dienstsitze mit protestbeschrifteter Dienstkleidung überzogen werden. Wie viele Kittel tatsächlich in Bonn und den beiden Berliner Adresse ankamen, ist nicht bekannt. Auch nicht, wie viele an Aktivisten zurückgeschickt wurden, die höflich genug waren, ihren Namen ins Absenderfeld zu schreiben.
Jedenfalls müssen es so viele gewesen sein, dass Minister Karl Lauterbach ins Grübeln kam. Als er das letzte Mal in einer Apotheke war – aus zweierlei Vorsichtsmaßnahmen mit Maske – trugen die Teams dort noch ihre Kittel. Sein Verdacht: Die Apotheken haben gar nicht ihre letzten Kittel geschickt. Der Minister veranlasste eine Untersuchung.
Im ersten Schritt wurden die eingesandten Kittel untersucht. Einige waren nahezu aufgetragen, andere sahen wie neu aus – mal abgesehen von der für den Minister wenig erbaulichen Beschriftung. Aha! Sollten die Heilberufler:innen tatsächlich beinahe unbenutzte Kittel – und die Stoffanalysen der Labors legten dies nahe – geschickt haben, dürfte es sich dabei kaum um das letzte Stück Berufsbekleidung gehandelt haben.
Lauterbach wollte es genauer wissen und ließ von einem Sonderkommando die Standorte bekennender Protestler:innen aufsuchen. Die Taskforce Kitteljäger sollte bei scheinbar normalen Besuchen in Praxen und Apotheken überprüfen, ob die dort Tätigen auch nach dem Mittwoch noch einen Kittel tragen.
Und siehe da: In 98 Prozent der Praxen und 62 Prozent der aufgesuchten Apotheken fanden die Profiler: Kittel!
Lauterbach war über diesen versuchten Betrug so erbost, dass er sofort ein neues Spargesetz erlassen wollte. Weitere 45 Millionen Euro sollten so bei den Schummlern einkassiert werden. Den Krankenkassen wird dieser Betrag leider nicht zugutekommen, weil die „gehobenen Effizienzreserven“ schon für die Kittelkontrolle ausgegeben wurden.
Wenn Sie sich dafür interessieren, wie der Kittelprotest IN WIRKLICHKEIT abgelaufen ist, haben Sie die Wahl zwischen einer ausufernden Bilderstrecke oder einem Grönemeyer-inspirierten Video. Auch wenn die Beteiligung überschaubar war, finden wir doch: Ein Anfang ist gemacht.
Die Abda hat auch erneut angekündigt, lauter werden zu wollen. LAV-Chefin Tatjana Zambo aus Baden-Württemberg hat zum Beispiel vorgerechnet, dass die geplanten 50 Cent für das Engpassmanagement für 24 Sekunden Arbeit reichen, 24 Sekunden aber nicht für das Engpassmanagement.
In bester gesetzgeberischer Tradition bleibt aber bis zuletzt unklar, was Minister Lauterbach tatsächlich vorhat. Der Entwurf zum ALBVVG wurde jedenfalls verschoben – innerhalb der Regierung besteht noch Beratungsbedarf. Immerhin: Der Bundesrat hat das UPD-Gesetz durchgewinkt und den Apotheken damit zumindest bis Ende Juli Zeit verschafft.
Zur Rose hat in der Schweiz das Feld geräumt, Shop Apotheke übernimmt. Der Rx-Pakt mit Galenica könnte wertvolle Erfahrungen in der Chroniker-Betreuung bringen – und damit eine gute Startposition für das E-Rezept.
Keine Woche ohne Noventi-Highlight: Ein Server-Ausfall zur Unzeit hat Jump komplett lahmgelegt, die verbliebenen Nutzer:innen mussten bis zu 24 Stunden ohne Warenwirtschaftssystem auskommen. Wie viele Apotheken noch mit dem verstoßenen Jump arbeiten, verrät Noventi nicht. Irgendwas Dreistelliges. Noventi hat derweil genug vom Szene-Büroleben in der „Macherei“ und will wieder Zuhause einziehen. Wir schicken Brot und Salz. Schönes Wochenende!
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