Die Autoindustrie steckt in der Krise: Dieselskandal, Zollkriege, Elektro-Revolution und nicht zuletzt die Wirtschaftskrise als Corona-Folge. Da müssen die Hersteller neue Wege gehen, Zielgruppen individueller ansprechen. Ein Sportwagenhersteller aus Düsseldorf hat sogar ein eigenes Logo entwickelt und will eine ganze Modellreihe auf die Apotheken zuschneiden. Leider kommt die Idee mindestens 20 Jahre zu spät.
Dabei war die Marketing-Abteilung so stolz, als sie Schlange und Kelch im generalüberholten Emblem präsentieren konnte. Darüber der Schriftzug SALERNO, um traditionsbewusste Kunden ebenfalls abzuholen. Klassisch und modern, markentreu aber standesbewusst, alles das sollte der Entwurf vereinen. Und beim Wappen auf der Motorhaube sollte es ja längst nicht bleiben: Schon in der Basisversion „MORSCHE Offizin“ ist der Kofferraum auf eine temperaturgeführte Arzneimitteldistribution ausgestattet. Und dass man aufgrund der begrenzten Zuladung öfter fahren muss, stört doch bei dem Fahrspaß nicht weiter.
In der zweiten Ausbaustufe „MORSCHE Laborat“ hat das Navigationssystem sogar eine Schnittstelle zur Warenwirtschaft – für die perfekte Routenplanung. Im Zielspeicher sind alle Golfplätze der näheren Umgebung schon ab Werk hinterlegt. Der Apotheker muss also Mittwochsmittags nur noch einsteigen, seine Geldkoffer zur Bank fahren und kann ab ins Wochenende rauschen!
Dass sich die MORSCHE-Reihe kein einziges Mal verkauft hat, liegt nicht nur daran, dass es sie gar nicht gibt, sondern auch an Ulla Schmidt, Dr. Philipp Rösler, Daniel Bahr und Jens Spahn. Und natürlich daran, dass das Auto als Statussymbol dankenswerterweise vielerorts ausgedient hat und die die Leitungsfunktion zu immer größerem Anteil übernehmenden Apothekerinnen sowieso nie so anfällig für solche Spielerein waren. Mit anderen Worten: Der Porsche-Apotheker kann als Klischee bitte in die Vitrine.
Das hat sich in dieser Woche bestimmt auch bis ins brandenburgische Wirtschaftsministerium herumgesprochen. Dort hatte ein Abteilungsleiter in einem Gespräch über etwaige AvP-Hilfen das alte Fass nämlich nochmal aufgemacht. Und zu seiner Entrüstung hat der Vertreter des Apothekerverbands die Sache auch noch öffentlich gemacht. Immerhin, er hat sich so halb dafür entschuldigt. Und damit wir jetzt alle zusammen darüber lachen und das Ganze dann abhaken können, haben uns ein paar Apotheker ihre „Porsches“ geschickt.
Abseits dessen ist die AvP-Frage natürlich auch in dieser Woche eine zu klärende. Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos beschleunigt das Verfahren an einer Stelle, damit das Krankenhausgeschäft verkauft werden kann. Noventi freut sich über noch mehr Umsatz und die 22 übernommenen Mitarbeiter darüber, dass es weitergeht. Die anderen bekommen statt Insolvenzgeld ihr Gehalt zwar jetzt einen Monat früher aus der Insolvenzmasse, dafür kommt durch den Verkauf aber auch Geld rein.
Die spannendste Frage bleibt die der Verteilung: Haben die Apotheker Aussonderungsrechte oder nicht? Steuerberater und Rechtsanwalt Dr. Bernhard Bellinger hat nach intensiver Recherche diesbezüglich schlechte Neuigkeiten. So paradox es klingt: Weil AvP sich nicht an die Treuhandabsprachen gehalten hat, haben die Apotheker vermutlich keinen exklusiven Zugriff auf ihre Abrechnungsforderungen. Wird sich noch klären, könnte aber dauern.
Was sich derzeit leider sehr schnell und die falsche Richtung verändert, sind die Zahlen der Corona-Neuinfektionen. Gerade Apotheken in den Hotspots verschärfen jetzt wieder ihre Schutzmaßnahmen. Und fragen sich: Was tun beim Corona-Fall im Team? Beherbergungsverbote wurden bundesweit diskutiert, aber nicht in der Fläche eingeführt. Die Apothekenteams sind bei dem Thema so gespalten wie die Politik. Reisende müssen sich also aus eigener Überzeugung aufhalten. Zur Corona-Prävention haben drei Münchener Apotheke immerhin eine Nasenspülung erfunden. Und die Abda ist jetzt plötzlich doch dafür, dass Schnelltests auch in Apotheken verkauft werden sollen.
Ebenfalls hilfreich wäre, wenn sich möglichst viele Menschen in diesem Jahr gegen die Grippe impfen lassen würden. Und das wollen offenbar auch viele, so viele, dass es in vielen Praxen zu Engpässen kommt. Selbst die ganz frisch impfberechtigten Apotheker in Nordrhein müssen aufhören, ihr Modellprojekt zu bewerben, weil nicht genug Dosen da sind. Minister Spahn findet, dass jeder vom Fach wissen müsste, dass die Impfstoffe nicht alle gleichzeitig ausgeliefert werden.
Ein Wettlauf um die schnellste Lieferung findet jetzt in Cappenberg statt. Dort versorgen nämlich gleich zwei Apotheken die rund 2000 Einwohner über eine Rezeptsammelstelle (die natürlich eigentlich keine ist). Das Edeka-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts macht es möglich, dass Botendienst-Pick-up jetzt überall erlaubt ist.
Die Versandapotheken machen sich um solche Konkurrenz keine Sorgen. Die sind längst einen Schritt weiter. Der Gründer der Shop-Apotheke steigt zum Beispiel bei den Online-Ärzten von Zava ein. Und Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli betont beim Treffen der Versandapotheken, man wolle kein ärztlichen Leistungserbringer sein. Das stimmt, er will nur einen haben. Was er auch hat: Einen Strafprozess am Hals – die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen hatte im Frühjahr Anklage erhoben. Am 1. Dezember beginnt beim Bezirksgericht Frauenfeld der Prozess.
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