Die Konkurrenz aus dem Internet macht vielen Apothekern Sorge. Wenn sich Giganten wie Amazon den Arzneimittelmarkt vorknöpfen, wird selbst für etablierte Versandapotheken die digitale Luft dünn. Aber was kann eine kleine Landapotheke schon dagegen ausrichten? Eine Menge, dachte sich das Team der Anonymous-Apotheke, holte zum Cyber-Gegenschlag aus und schaltete Amazon ab. Nach einer in Teilen wahren Begebenheit.
Dass auf der Super-Plattform seit Jahren Nahrungsergänzungsmittel verramscht werden, war Apothekerin Barbara M. immer schon egal – einige dieser Mittelchen würden vom Fachpersonal in ihrer Offizin ohnehin nie leichten Herzens abgegeben. Und die eigentümliche Botendienst-Kooperation in München konnte sie auch nie so richtig ernst nehmen. Aber als immer mehr Kollegen anfingen, ihr eigenes Sortiment über Amazon zu verkaufen und dem Konzern damit den Weg in die Sichtwahl freimachten, wurde es ihr allmählich zu bunt.
Die Apothekerin befasste sich näher mit dem Plattformkapitalismus. Um die Abläufe nachvollziehen zu können, legte sie sich spät abends im Nachtdienst sogar einen eigenen Händler-Account an. Die erste Testbestellung klappte tadellos, über die Höhe der Provision musste sie ja nicht unbedingt mit ihrem Steuerberater sprechen.
Doch dann war plötzlich alles vorbei, ihre Angebote gelöscht, kein OTC-Medikament war mehr verfügbar. Zuerst dachte die Apothekerin, ihre Spionage-Tätigkeit sei aufgeflogen – bei diesen Internetkonzernen weiß man ja nie. Doch dann wurde sie von einem ebenfalls gesperrten Kollegen auf die E-Mail von Amazon aufmerksam gemacht, die offenbar am Vorabend verschickt worden war. Es stimmte also.
Das Ganze war aber angeblich nur ein Versehen, jetzt sollten sich alle wieder lieb haben. Denkste. Barbara sah ihre schlimmsten Vorurteile bestätigt und löschte ihren Account noch am selben Tag. Und sie bestellte ihre Enkelin in die Apotheke. Die hatte schon mit zwölf Jahren einen Hackerkurs an der örtlichen Volkshochschule belegt und findet sich heute im Darknet besser zurecht als im Stadtwald. Und so wurde Amazon im Beisein des gesamten Teams feierlich abgeschaltet.
Bevor wir jetzt irgendwelche Kursstürze auslösen: Amazon wurde nicht abgeschaltet. Auch die abgebildete App mit der entsprechenden Funktion muss erst noch programmiert werden. Es handelt sich insoweit um eine Fotomontage. Bei diesen Internetkonzernen weiß man ja nie. Aber der Rest stimmt. Amazon hat in dieser Woche tatsächlich nahezu sämtliche Versandapotheken vorübergehend lahmgelegt.
Nur einzelne Versender wurden beim großen Reinemachen offenbar übersehen, dafür purzelten die OTC-Preise wie wild durcheinander, schossen zuweilen ganz online-untypisch in skandalöse Wucherhöhen. Am Freitag hatte sich der Cybersturm über dem Apothekenmarkt wieder gelegt, die Ursache kennt niemand. Der als schüchtern geltende Konzern hat sich in der Sache noch nicht erklärt. Aber nachdenklich stimmen könnte einen der Vorfall doch.
Genauso wie die Tatsache, dass Versandapotheken wie DocMorris nicht nur Rx-Boni gewähren, sondern auf der anscheinend verzweifelten Suche nach Neukunden Rx-Arzneimittel jetzt sogar schon verschenken. Kann ja jeder mit seinem Geld (oder dem Dritter) machen, was er will, aber im Markt hinterlässt so etwas trotzdem seine Spuren. Deshalb, und weil man in Heerlen in Sachen Datenschutz womöglich noch etwas strenger sein könnte, hagelte es mal wieder eine Abmahnung.
Freundschaftlicher ist das Verhältnis von DocMorris zu Vitalsana, aber auch zu der in den Niederlanden zuständigen Aufsichtsbehörde. Der Beschwerde zu den im Sommer auf dem Versandweg eingeschmolzenen Kapseln wurde zwar nachgegangen. Doch eine Versicherung seitens der Zur Rose-Tochter, dass dies bestimmt nicht wieder vorkomme, reichte dem Inspektor aus.
So leicht hätten es die Kollegen in Deutschland sicher auch manchmal gerne. Haben sie aber nicht. Hier schickt die Kammer Studenten, die sich zum Test eine Salbe anmischen lassen. Und wehe, der Filialverbund hat die Herstellung in einer Apotheke konzentriert. Das finden deutsche Gerichte zwar in Ordnung, die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte aber nicht. Und die sind Gott.
Und während selbst PTA im Notdienst aushelfen und sich abrackern, weil leichtsinnige Menschen auch außerhalb der Hotlinezeiten der Versender erkranken, werden letztere weiter öffentlich gefeiert. Eine Apothekerin ließ ihrem Ärger über die Lobhudelei im Sat1-Frühstücksfernsehen freien Lauf und bekam immerhin viel Zustimmung dafür.
Mehr Harmonie und Zuwendung wünscht sich auch Avie. Die Kooperation kriselt, der Außendienst ist ausgedünnt und mehr als ein Mitglied hat der Kohl-Tochter den Rücken gekehrt. Bei Sabelus XXL war es nur ein Mitglied, das Insolvenz-bedingt die Segel gestrichen hat. Aber Schirmherr Knut Sabelus will für seinen Standort in Henningsdorf einen anderen Kollegen finden.
In eine WG zusammengezogen sind – der aktuellen politischen Verwirrungen ungeachtet – Jens Spahn (CDU) und Christian Lindner (FDP). Um ehrlich zu sein, hatten wir die Idee für ApoRetrO auch schon einmal. Nur uns war es am Ende zu blöd. PR darf halt alles.
Es klappt aber nicht immer: Zum Beispiel wurde ein Verhütungsring in der Höhle der Löwen aufgefressen. Denn die Gründer hatten zu wenige Daten gesammelt. Viel zu wenige, um ganz ehrlich zu sein. Sehr fleißig Ware eingesammelt hat zumindest nach eigenem Bekunden die Shop-Apotheke bei Noweda-Apothekern. Die Genossenschaft bezweifelt das doch sehr. Immerhin werden heute in Essen erfreuliche Zahlen präsentiert. Unter anderem: 4300 Bewerber auf offene Stellen. Jede Apotheke wäre schon froh um ein Tausendstel davon.
Trotzdem gibt es immer noch Neueröffnungen. Begehrt sind insbesondere Ärztehäuser. Da kann es bei den umliegenden Apothekern schon mal zu Zwist kommen. Umso mehr, wenn ein Mitglied der Apothekerfamilie aus dem Nachbarort den Zuschlag erhält. Man sollte sich nicht ärgern. Immer noch besser als ein Buttersäureanschlag in der Offizin. Wir drücken die Daumen! Schönes Wochenende!
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